Eine Holzhütte beherbergt seit heute einen Kubikmeter großen Eisblock auf dem Berliner Platz in LauterbachEisblockwette: wie viel Eis schmilzt bis zum 27. Mai?
LAUTERBACH (cdl). Ein Kubikmeter großer Eisblock, ein Holzhüttchen, jeder Menge Zimmermänner in traditioneller Kluft und zahlreiche Schaulustige haben sich am Samstagvormittag auf dem Berliner Platz in Lauterbach zur Eisblockwette eingefunden.
Die Firma Schmidt Zimmerei Holzbau hat sich anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens eine besondere Aktion einfallen lassen, mit der sie zum einen auf ihr Handwerk und zum anderen auf die ökologischen und klimafreundlichen Vorteile ihres Baustoffes Holz aufmerksam machen möchte. Ab heute ist im Herzen Lauterbachs der Eisblock in ein kleines Holzhäuschen für drei Wochen lang eingeschlossen und jeder darf mitraten, wie viel Eis in dieser Zeit schmelzen wird. Es dauerte eine knappe Viertelstunde bis zunächst der Eisblock und im Anschluss das vorgefertigte Häuschen an Ort und Stelle waren. Ein außen angebrachtes Thermometer zeigt, wie schnell die Temperatur im Inneren der Holzhütte absinkt. Darüber hinaus können sich Passanten jederzeit ein Bild von der Temperatur im Inneren machen.
Im letzten Jahr sei man auf die Idee gekommen und Stefan Otterbein und Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller hätten die Idee sofort unterstützt, erzählte Katrin Schmidt-Wagner, die das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Mann Norbert Wagner führt. Im Kühlhaus der Metzgerei Otterbein habe man einen Behälter mit 1.000 Liter Wasser aufgestellt. Danach sei das Häuschen geplant worden und von den Azubis gebaut worden. „Die Eisblockwette soll uns Spaß machen, aber auch zum Nachdenken einladen“, so Schmidt-Wagner. Mit der Aktion Eisblockwette wolle man auf die Vorzüge der Holzbauweise aufmerksam machen. Die Zusammenhänge von Effizienz und Klimaschutz sollten damit aufgezeigt werden. Holz sei ein stetig nachwachsender Rohstoff. Holz sei ökologisch und wirtschaftlich zugleich. „Jedes Zimmermeisterhaus ist während seiner gesamten Lebensdauer energieeffizient und weist eine positive Klimabilanz auf“, berichtete Schmidt-Wagner.
Außerdem machte sie auf den 27. Mai aufmerksam, wenn erneut in feierlichem Rahmen die Tür des Holzhauses geöffnet wird, um zu sehen, wie viel Eis tatsächlich geschmolzen ist. An diesem Tag werden einige Kinder von der Organisation „plant for the planet“ kommen. Ziel der Kinderorganisation sei es, in jedem Land der Erde eine Million Bäume zu pflanzen. Weltweit setze sich die Kinderorganisation für Klimaschutz und nachhaltiges Bauen ein. Es werde sicherlich interessant sein, was diese Kinder zu sagen haben. Der Erlös, der am heutigen Tag durch die Metzgerei Otterbein verkauften Würsten am Berliner Platz komme, der Kinderorganisation zugute.
Hessenweite Beachtung der Aktion Eisblockwette
„Ich freue mich ganz besonders, das die heute stattfindende Aktion hessenweite Beachtung gefunden hat“, so Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller während seiner kurzen Ansprache. Wer mit offenem Auge durch unsere Städte und Dörfer gehe, sehe, das Fachwerk und Schindelbau bei uns dominieren. Das alles habe seinen Ursprung bei den Zimmerleuten, die Städten und Gemeinden einen Charakter und Gesicht gegeben haben. Die Vogelsberger Handwerkskunst habe auch überregional einen Namen. Holz sei ein Naturprodukt und der Vogelsbergkreis sei eine der waldreichsten Gegenden. „Ich freue mich, dass sie ihr Firmenjubiläum zum Anlass nehmen auf Natur- und Umweltschutz hinzuweisen und die Öffentlichkeit dabei mitnehmen“, so Vollmöller. Die Firma Schmidt stehe für Solidität und Handwerkskunst möchte aber darüber hinaus den Blick in die Zukunft und Umweltschutz richten.
Erster Stadtrat und Wirtschaftsförderer Lothar Pietsch freute sich bereits im Vorfeld, dass eine solche Aktion weit über die Grenzen des Vogeslbergs wahrgenommen werde und der Stadt Lauterbach ein positives Image verleihe. Man könne stolz darauf sein, solche Unternehmen in der Region zu haben, die mit kreativen Aktionen auf Lauterbach aufmerksam machen. Bauingenieur Daniel Schmidt hatte sich ebenfalls unter die vielen Schaulustigen gereiht und eine bemerkenswerte Prognose (wird allerdings an dieser Stelle nicht verraten) abgegeben. Als Lehrer an der Staatlichen Technik Akademie in Alsfeld wolle er gerne die Möglichkeit aufgreifen und die Eisblockwette im Unterricht behandeln. Schließlich könne man das Endergebnis bis auf wenige Unbekannte, wie die Außentemperatur in den kommenden drei Wochen ziemlich gut berechnen. Das berechnete Ergebnis könne man dann im Nachhinein gut mit den tatsächlichen Werten anschaulich vergleichen.
Die Traditionspfelge kam nicht zu kurz
Schmidt-Wagner hatte zunächst die Gelegenheit genutzt sich bei allen Freunden, Mitarbeitern und Unterstützern der Aktion Eisblockwette ausführlich zu bedanken. Weil die Auszubildenden den Bau der Holzhütte übernommen hatten, durften sie die Hütte nicht nur aufstellen, sondern auch den traditionellen Richtspruch halten. Vom Dach der Hütte gaben die vier Auszubildenden den Spruch in leicht abgewandelter Form dem Anlass entsprechend zum Besten. In Versform gaben sie den Verlauf in den letzten Monaten wieder, bis die Eisblockwette heute am Berliner Platz offiziell starten konnte. Um dem Fest einen weiteren traditionellen Charakter zu geben, gab es im Anschluss den „Zimmermannsklatsch“, einer alten Zimmermannstradition, an der sich viele Zimmermänner in entsprechendem Outfit beteiligten.
Fotostrecke vom Start der Eisblockwette auf dem Berliner Platz
Nicht nur solch eine Idee zu haben, sondern sie auch noch zu verwirklichen, finde ich absolut genial. Ganz großes Lob.