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Vom Pferdewirt zum Erzieher - aus der Zahnarztpraxis in die KitaQuereinstieg in die Erzieherausbildung

SCHWALMSTADT (ol). Spielentwickler, Erfinder, Kommunikationsexperte, Künstler oder auch Zuhörer – in diesen und noch weiteren Rollen sieht sich Steffen Weitzel, wenn er an den Erzieherberuf denkt.

Im vergangenen Sommer betrat der 35-jährige ausgebildete Pferdewirt beruflich noch einmal „Neuland“ und begann die Ausbildung zum Erzieher an der Fachschule für Sozialwesen am Berufsschulcampus Schwalmstadt in Ziegenhain. Das teilten die ‚Berufliche Schulen des Schwalm-Eder-Kreises‘ in einer Pressemeldung mit.

Die 24-jährige Franziska Gerst sei bereits auf der Zielgeraden zur Abschlussprüfung, also am Ende des zweiten Ausbildungsjahres. Auch sie sei als „Quereinsteigerin“ an die Ziegenhainer Fachschule für Sozialwesen mit dem Wunsch gekommen, sich als Erzieherin ausbilden zu lassen. Nach ihrem Realschulabschluss habe sie zunächst eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten bei der Bundeswehr in Schwarzenborn abgeschlossen. Schon während dieser Zeit sei ihr deutlich geworden: „Ein toller Beruf, aber nicht das, was mich bis zur Rente trägt.“ Nach Beendigung ihrer Ausbildung habe sie während eines längeren Auslandsaufenthaltes in der Schweiz die Drillinge von Verwandten betreut – eine Tätigkeit, die ihr Freude und ihr viel Zufriedenheit gegeben habe. Es sei der Wunsch gewachsen, auch langfristig mit Kindern zu arbeiten und deren Entwicklung professionell zu begleiten.

Um weitere Erfahrungen zu sammeln, habe sie ein Freiwilliges Soziales Jahr an der Grundschule in Neukirchen absolviert. „Das Gute war, dass ich mir nach dem FSJ wirklich sicher war, Erzieherin werden zu wollen. Es war als hätte sich ein Schalter umgelegt. Ich sah plötzlich ganz klar, dass dies mein Weg sein würde“, so Gerst. Diese praktischen Erfahrungen in einem pädagogischen Tätigkeitsbereich seien neben einem mittleren Bildungsabschluss zugleich Zugangsvoraussetzung für Quereinsteiger in den Erzieherberuf. So habe ihrer Aufnahme an der Ziegenhainer Fachschule für Sozialwesen im Sommer 2015 nichts mehr im Weg gestanden.

Vom Pferdewirt zum Erzieher

Steffen Weitzel habe nach seiner Ausbildung zum Pferdewirt recht bald den Weg in die Selbstständigkeit gewagt und habe einige Jahre lang eine eigene Reitschule betrieben. Er habe Kindern, Jugendlichen sowie Erwachsenen Reitunterricht erteilet und regelmäßig pädagogisch-therapeutische Angebote einer Erzieherin begleitet. Nach für nach sei auch bei ihm der Wunsch sich als Erzieher ausbilden zu lassen gewachsen, um später in der Jugend- oder Behindertenhilfe pädagogische Angebote anleiten zu können. „Es war schon ein großer Schritt für mich, das alles hinter mir zu lassen und mit 35 Jahren nochmal die Schulbank zu drücken“, so Weitzel.

Seine Aussichten, nach erfolgreicher Beendigung der Ausbildung eine Anstellung in der Jugend- oder Behindertenhilfe zu finden, seien gut – insbesondere Männer werden im pädagogischen Bereich gesucht. „Auch, wenn ich noch keine grundständige pädagogische Ausbildung vorweisen kann wie die Sozialassistentinnen in meiner Klasse, so habe ich doch das gute Gefühl, dass meine bisherigen Erfahrungen und meine Talente hier zählen“, resümiert der Studierende der Ziegenhainer Fachschule.

Auch Franziska Gerst sei sich sicher: „Es ist absolut kein Nachteil als Quereinsteiger in die Erzieherausbildung zu starten. Ich konnte schon während des FSJ viele wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Menschen sammeln. Hier an der Schule habe ich ebenfalls viel gelernt – auch über mich selbst. Es war eine intensive Zeit, die dann doch viel schneller verging als ich anfangs dachte.“ Im Spätsommer starte sie bereits ins Anerkennungsjahr. Auch für sie stünden die Chancen, anschließend einen Job in einer Kindertagesstätte zu finden, gut. Seitdem Kinder einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung haben, sei der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften bei den Kommunen und anderen Trägern deutlich gestiegen.

„Frauen und Männer, die mit dem Gedanken spielen, noch einmal neu durchzustarten, um Erzieherin oder Erzieher zu werden, können gerne Kontakt mit uns aufnehmen“, so Simone Gläser, stellvertretende Schulleiterin des Berufsschulcampus Schwalmstadt, „denn wir begrüßen die Erfahrungsvielfalt in unseren Fachschulklassen“. Die Fachschule für Sozialwesen am Berufsschulcampus Schwalmstadt bietee noch einige freie Plätze für das kommende Ausbildungsjahr – auch Bildungsgutscheine der Agentur für Arbeit können an der zertifizierten Fachschule eingelöst werden. Weitere Informationen zur Ausbildung und Bewerbung können auf der Homepage (www.berufsschule-schwalmstadt.de) abgerufen – oder in einem persönlichen Gespräch erfragt werden (06691/ 6051 – Simone Gläser).

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