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KKH-Vortragsreihe: Palliativ- und Hospizarbeit – Mediziner und Autor berichtenBitte kein Geschäft mit dem Lebensende

VOGELSBERGKREIS (ol). „Das Geschäft mit dem Lebensende…“ lautet provokativ der Untertitel von Matthias Thöns Buch „Patient ohne Verfügung“. Sein Appell: „Wir müssen in den Ausbau der Palliativmedizin investieren, anstatt das Leiden alter Menschen durch Übertherapie qualvoll zu verlängern.“

Am Dienstag, 4. April, ist der Autor zu Gast beim Kreiskrankenhaus Alsfeld. Im Rahmen der monatlichen Vortragsveranstaltung – dieses Mal in Zusammenarbeit mit dem Hospizverein Alsfeld – wird Thöns Stellung nehmen, wie er zu der These kommt. Das kündigt das Alsfelder Kreiskrankenhaus in einer Pressemeldung an.

Ursprünglich seien es zwei Veranstaltungen an einem Abend in Alsfeld, allerdings mit dem gleichen Thema, gewesen. Das Kreiskrankenhaus hatte für seinen April-Vortrag das Thema „Palliativ- und Hospizarbeit im Vogelsbergkreis“ vorgesehen. Referent sollte der engagierte Palliativmediziner Ralf Michael Wagner sein, der sich bereits als Notarzt, Anästhesist und Hygienearzt verdient gemacht habe sowie sich mit einem motivierten Team seit einigen Jahren um die Palliativmedizin im Vogelsbergkreis kümmere.

Gleichzeitig habe der Alsfelder Hospizverein den Autor Matthias Thöns eingeladen, um sein Buch „Patient ohne Verfügung“ und die zugrundeliegenden Erkenntnisse vorzustellen. Kurzerhand hätten sich die Verantwortlichen entschlossen – das Palliativteam des Alsfelder Kreiskrankenhauses Alsfeld und der Hospizverein Alsfeld arbeiten seit jeher Hand in Hand – die Veranstaltungen zusammenzulegen. So geschehen wird es am 4. April in der Krankenpflegeschule am Alsfelder Krankenhaus einen Themenabend zu „Palliativmedizin und Hospizarbeit“ geben.

Matthias Thöns – Autor des Buches „Patient ohne Verfügung“ – erzählt an dem Abend von dem „Geschäft mit dem Lebensende“ und möglichen Auswegen.

Hintergrund: Ein großer Teil der Sterbenskranken in unserem Land erhält am Lebensende leidvolle Übertherapien. Da wird zum Beispiel bei Krebs bestrahlt, chemotherapiert und operiert, anschließend gehe es dann zum Sterben ins Hospiz oder man stirbt gar auf der Intensivstation. Oft sei vorher klar: Helfen kann das alles nicht mehr. Und das Schlimme daran sei: Das Ganze werde ausgelöst durch ein Abrechnungssystem, was große Eingriffe bei schlimmen Diagnosen belohne – und die haben Sterbende.

Thöns greift in seinem Bestseller „Patient ohne Verfügung“ die Problematik auf, viele bestätigten die Probleme: Die Bundesärztekammer, die Bertelsmannstiftung, der Sachverständigenrat des Bundestages. Aktuell habe die bekannteste Medizinzeitschrift „The Lancet“ eine Serie begonnen, es bildeten sich viele Initiativen. Thöns zeige Probleme auf, bietet aber auch Auswege an – so wie er in Alsfeld beziehungsweise im Vogelsbergkreis durch den Hospizverein und das Palliativteam Waldhessen mit der Sektion Alsfeld gegangen werde: Liebevolle Begleitung, würdevolles und noch möglichst qualitätsvolles Leben, bis der Körper sich entscheidet zu gehen.

Der Arzt Ralf Michael Wagner wird an diesem Abend von der Palliativarbeit im Kreis berichten, über Möglichkeiten, Chancen, Hilfestellungen und den Wegen, die das Leid am Lebensende lindern können. Jeder, der schon einmal einen Angehörigen gehen lassen musste und von guten Palliativmedizinern und Hospizmitarbeitern begleitet wurde, wisse, wie wichtig diese Arbeit ist. An dem Themenabend in der Krankenpflegeschule erfahren die Zuhörer mehr darüber, können Fragen stellen, Unsicherheit abbauen und erste Kontakte knüpfen. Auch wenn der Gedanke an ein schmerzvolles Lebensende beängstigend sei, wird in der Veranstaltung deutlich werden, wie wichtig es ist, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen – um den eigenen Willen und auch den der Angehörigen zuliebe.

Unterstützt wird der Themenabend durch die VR Bank Hessenland, die die Hälfte des Honorars von Thöns übernehme, genauso wie vom Förderverein „Freunde und Förderer des Kreiskrankenhauses“. Auch Helmer Bünnecke vom Buch 2000 wird vor Ort sein und das Buch anbieten, was dann direkt vom Autor signiert werden kann.

Der Vortrag beginnt wie immer um 19 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei. Parkplätze sind ausreichend vorhanden.

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