Unklarheiten bei der Umstellung der Telefonanschlüsse auf IP-TechnikKein Festnetz für Pfarramt Heidelbach vom Marktführer
ALSFELD (cdl). „Jeder Mann und jede Frau, egal wo sie wohnt, wird künftig telefonieren können“, so Telekom Pressesprecher George-Stephen McKinney am 22. Dezember im Rahmen einer Pressekonferenz zum Breitbandausbau im Vogelsbergkreis. Allerdings musste Pfarrer Henner Eurich bei seinem bevorstehenden Umzug nach Heidelbach erfahren, dass ihm die Telekom keinen Telefonanschluss zur Verfügung stellen kann.
Der flächendeckende Breitbandausbau für den Vogelsbergkreis ist das vorherrschende Thema, wenn es um Telekommunikation geht. Die bereits angelaufene deutschlandweite Umstellung auf die sogenannte IP-Telefonie bei Festnetzanschlüssen und die vermeintlichen Folgen stehen weit weniger im Fokus der öffentlichen Betrachtung. Dass es in Einzelfällen jedoch zu Problemen kommen kann, zeigt der Fall des Festnetzanschlusses im Pfarramt in Heidelbach.
Viele Vogelsberger dürften in den vergangenen Monaten oder erst kürzlich das Schreiben von der Telekom auf die bevorstehende Umstellung erhalten haben. Viele Haushalte sind bereits umgestellt, andere wurde bisher noch nicht von der Telekom kontaktiert. „Das Thema IP-Technik hat mit dem Breitbandausbau nichts zu tun. Die Kunden werden jetzt schon auf IP umgestellt, ohne dass sie ein Breitbanderlebnis haben“, erklärte Key-Account-Manager Fuat Dalar im Dezember. Bei wenig Bandbreite könne die IP-Technik an ihre Grenzen kommen, aber für die Telefonie sei das ausreichend. Außerdem sei es möglich zu telefonieren und gleichzeitig zu surfen, da Sprache in den Paketen priorisiert werde.
McKinney erklärte damals, dass es sich nicht um ‚Voice-over-IP‘ handele und ein riesen Unterschied zur IP-Technik bestehe. Die IP-Technik sei ein in sich geschlossenes System. „Es ist alles gut und es bleibt alles gut“, so McKinney. Er habe selbst vor etwa einem halben Jahr umgestellt und er merke keinen Unterschied zu vorher.
Für Eurich gab es keinen Anschluss von der Telekom
Bevor Pfarrer Eurich seine neue Stelle in Heidelbach antritt, wurde der seit Jahrzehnten bestehende Anschluss des Pfarramts vonseiten der Telekom gekündigt. Daraufhin beantragte er einen neuen Festnetzanschluss für das Pfarramt beim Telekommunikationskonzern. Jedoch bekam er nach mehreren Telefonaten letztendlich mitgeteilt, dass das aufgrund der zu geringen Bandbreite nicht möglich ist. Er müsse sich nach einem anderen Anbieter umschauen. Auch seine Bitte, die Umstellung auf IP-Technik aufzuschieben und den bestehenden Anschluss weiterhin zu nutzen, wurde abgelehnt. Eurich entschied sich daher für eine nicht gerade günstige Funküberbrückung eines kleinen Anbieters. Dadurch kamen erhebliche Einmalkosten auf ihn zu, da für diese Technik nicht nur die Funktechnik eingerichtet werden musste, sondern auch neue, spezielle Telefonapparate angeschafft werden mussten.
Der Pfarrer machte sich daraufhin Sorgen, das in Heidelbach einige ältere oder finanzschwache Menschen schon in naher Zukunft ohne Festnetzanschluss dastehen könnten. Daher habe er sich auch an den Ortsvorsteher mit seinem Anliegen gewandt. Außerdem störte sich Eurich am Aufwand, einen einfachen Telefonanschluss zu beantragen, was letztendlich einige Tage in Anspruch genommen habe. Er habe schließlich nicht irgendetwas Besonderes wie schnelles Internet haben wollen, sondern einen Anschluss mit dem er im Pfarramt telefonieren kann. „Es ging um einen lapidaren Telefonanschluss“, so Eurich. In seinen Augen müsste das ein Grundrecht sein. Die Ovag oder die Stadtwerke würden schließlich auch nicht einfach die Strom- oder Wasserversorgung einstellen.
Die Telekom räumt Fehler ein und klärt auf
„Es bleibt bei der Aussage, dass keine Oma ohne Telefonanschluss sein wird“, so McKinney. Im Fall von Eurich handele es sich durch das Pfarramt, um einen Geschäftskundenanschluss und da würden andere AGBs gelten. Dennoch hätte man flexibler reagieren sollen und ihm den gewünschten Aufschub einräumen müssen. „Dafür entschuldige ich mich“, so McKinney. Selbst für die Telekom sei es nicht schön einen Kunden zu verlieren. Das könne man jetzt aber leider nicht mehr rückgängig machen, da sich Eurich bereits für einen anderen Anbieter entschieden habe. Für Eurich klingt das zumindest fraglich. Der gekündigte Anschluss des Pfarramtes sein ein normaler ‚Call and Surf comfort Universal‘ Vertrag gewesen. Dass es sich dabei um einen Geschäftskundenvertrag handelt sei für ihn nicht ersichtlich. Jetzt gelte es die kommenden Wochen abzuwarten, um herauszufinden ob es sich beim Pfarramt um einen Sonderfall gehandelt habe.
Die Heidelbacher und andere Ortschaften mit sehr geringer Bandbreite müssten sich keine Sorgen um ihren Festnetzanschluss machen, so McKinney. Durch die Universaldienstleistungsverordnung sei die Telekom gesetzlich dazu verpflichtet, jedem privaten Haushalt einen Telefonanschluss zur Verfügung zu stellen. „Wir lassen keinen Kunden im Regen stehen“, so McKinney. Auch bei einer Bandbreite von weniger als 384 Kilobit funktioniere die IP-Technik. Die Kunden würden die Umstellung gar nicht bemerken, da sie nachts oder in den frühen Morgenstunden stattfinde. Lediglich für sieben bis 30 Minuten während der Umstellung sei es dann nicht möglich zu telefonieren. Die Umstellung auf IP-Technik sei eine konzerninterne Entscheidung gewesen, um die uralte Technik bis Ende 2018 deutschlandweit zu ersetzen. Er selbst sei sich sicher, dass dies in wenigen Jahren weltweit geschehe.
Haha,
„Lediglich für sieben bis 30 Minuten während der Umstellung sei es dann nicht möglich zu telefonieren.“
Bei uns hat es vom Umstellungenpunkt bis zum funktionierenden IP Telefonanschluß mit Internet auf Basis der Hybrid-Technik über 14 Tage gedauert. In dieser Zeit hätten wir keinerlei Telefon oder Internet.
Die Telekom ist hat es überhaupt nicht Interessiert das meine Mutter auf das Telefon Gesundheitsbedingt und ich beruflich darauf angewiesen sind.
Noch einmal werde ich das Theater mit diesem Verein nicht mehr mitmachen.
Peinlich, liebe Telekom.
Und auch ganz bitter für den Vogelsberg, dass statt Glasfaser in jedes Dorf sich die nächsten 10 Jahre mit Kupferkabel und Vectoring rumgeärgert werden muss, was spätestens für neue Anwendungen aus dem virtual Reality Bereich den ein oder anderen an ein 56k Modem erinnern wird.