Mario Cimiotti, Lehrer an der Albert-Schweitzer-Schule, begibt sich auf Exkursion in die Stratosphäre…den Sternen beim Entstehen zuschauen
ALSFELD (ol). Wenn die Freiheit über den Wolken wohl grenzenlos ist, wie ist dann wohl das Gefühl, oberhalb der Wettergrenze, also am Rand der Stratosphäre? Eine Frage, für die es in Alsfeld bald einen Experten geben wird: Mario Cimiotti, Studiendirektor und Fachbereichsleiter an der Albert-Schweitzer-Schule, wird nämlich genau dorthin fliegen.
An Bord eines Stratosphären-Observatoriums für Infrarot-Astronomie (SOFIA), einer umgebauten Boeing 747, nimmt er am SOFIA German Ambassador Program teil. Dabei handelt es sich um ein Projekt des Deutschen SOFIA Instituts (DSI), das es zweimal im Jahr bis zu vier Lehrkräften ermöglicht, an SOFIA-Forschungsflügen teilzunehmen. Dadurch soll einerseits die Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und Schulen gestärkt werden, heißt es in einer Pressemeldung des DSI.
Außerdem sollen die ausgewählten Lehrer durch den Mitflug und den direkten Kontakt mit Wissenschaftlern, Ingenieuren und Piloten inspiriert werden, damit sie anschließend ihre Begeisterung im Klassenzimmer auf die Schüler übertragen können. Langfristiges Ziel sei es hierbei, den Nachwuchs bereits heute für natur- und ingenieurwissenschaftliche Themen zu gewinnen.
Um zu den wenigen Auserwählten zu gehören, die tatsächlich fast mit ins All fliegen dürfen, müsse man sich einem anspruchsvollen Auswahlprozess unterziehen. Für Cimiotti habe dieser mit seiner Bewerbung beim DSI vor genau einem Jahr begonnen. In Fachzeitschriften und Internetforen sei der Hobbyastronom auf dieses Angebot gestoßen. In die Waagschale habe der Mathematik- und Physiklehrer nicht nur sein Engagement auf diesem Gebiet belegen können – beispielsweise das Angebot eines Astronomiekurses mit Schwerpunkt Astro-Physik in der Oberstufe oder die Organisation einer Veranstaltung mit dem Wissenschaftsjournalisten Harald Lesch –, sondern auch seine körperliche Fitness und hervorragende Englischkenntnisse, die für eine Teilnahme an den Flügen, die mit einem internationalen Team in den USA stattfinden, unabdingbar seien.
So überzeugend sei seine Bewerbung gewesen, dass er bereits im Frühjahr letzten Jahres zu einem ersten Vorbereitungstreffen am DSI in Stuttgart eingeladen war. Dort habe ein großes Expertenteam die Mitreisenden auf ihre Mission vorbereitet. Begeistert habe Cimiotti von der besonderen Atmosphäre an der Stuttgarter Universität und von der Intensität der Vorbereitungen am Raumfahrtzentrum berichtet. Im Mai vergangenen Jahres habe der 44-Jährige aus Stadtallendorf zunächst als Ersatzmann auf der Flugliste gestanden. „Aber so einen Flug sagt ja keiner ab“, lacht er, und so musste er sich noch ein Dreivierteljahr gedulden, bis es nun auch für ihn sehr hoch, genau gesagt fast 15.000 Meter hoch, gehen soll. Vor wenigen Tagen sei er noch einmal zu einem intensiven Training nach Stuttgart eingeladen worden, und so langsam wird es für ihn Zeit, sich auf die Mission seines Lebens vorzubereiten:
Am 4. Februar macht Cimiotti sich gemeinsam mit den anderen deutschen Wissenschaftlern und drei weiteren Lehrern an Bord des Stratosphären-Observatioriums auf den Weg nach Los Angeles in den USA. Vom Armstrong Flight Research Center (AFRC) in Palmdale, Kalifornien, steigt das fliegende Observatorium mit seinem 2,7 Meter großen Teleskop zwei- bis dreimal in der Woche nachts vom Rande der Wüste auf, um ganz besondere Aufnahmen zu machen. „Es handelt sich dabei um Bilder von astronomischen Objekten mithilfe von Wärmebildkameras“, erläutert Cimiotti. „Deren Wärmestrahlung ist auf der Erde kaum wahrzunehmen, oberhalb der Wettergrenze, also jenseits von Wind und Regen, kann man diese mithilfe der speziellen Gerätschaften an Bord sehen, spektroskopisch analysieren und festhalten. So kann beispielsweise die Entstehung von Sternen beobachtet werden.“ Und wer könne als Normalsterblicher schon behaupten, dass er einem solchen Schauspiel jemals beigewohnt hat, dass er in das Innere einer Galaxie geblickt hat oder dass er die Erde aus dieser Höhe, also fast vom Weltraum aus sehen konnte?
Dem engagierten Lehrer und offenbar stets neugierigen Physiker gehe es bei seinem Ausflug aber auch um ganz normale Dinge: „Es ist sehr spannend zu sehen, wie die Geräte an Bord funktionieren, wie die Wissenschaftler mit den erhobenen Daten umgehen, diese auswerten und weiterleiten.“ „Forschung live erleben“, nennt er das, und natürlich freue er sich darauf, dass auch die Gastteilnehmer mit Aufgaben an Bord und auf der Bodenstation betraut werden. Dort werden die Teilnehmer am 5. Februar in die Tätigkeiten und ihre persönlichen Aufgaben eingeführt. Zweimal werden sie dann mit einem 20-köpfigen Team in den Nachthimmel steigen und weit über dem Pazifik, den USA oder gar Kanada ihre Missionen erfüllen. Aufträge dazu erhalte SOFIA aus aller Welt, die Forschungsergebnisse dieses Projekts würden weltweit in der Fachpresse zitiert. Wie während der Vorbereitungen in Stuttgart bekannt wurde, seien es spannende Studien, die die die Wissenschaftler während dieser Flüge durchzuführen haben: Die Sternentstehung im Orionnebel, in der Whirlpoolgalaxie und in einem Nebel im Sternbild Kassiopeia stehen auf dem Programm und lassen das Herz des Astronomen Cimiotti höher schlagen.
Am 12. Februar wird er gemeinsam mit den anderen Teilnehmern wieder in einem ganz normalen TA-Flug zurück nach Deutschland fliegen – schließlich wird der Lehrer am 13. Februar wieder an der Albert-Schweitzer-Schule zum Unterricht erwartet. Was er dann an Erkenntnissen mitgebracht haben wird, darauf freut sich die Schulgemeinde und ganz sicher werden zukünftige Astronomiekurse des Gymnasiums von diesem Weltlall-Ausflug profitieren.
Ich schließe mich dem Kommentar von H. Weck an und wünsche H. Cimiotti viel Erfolg!
Auch die naturwissenschaftlich orientierten Schüler beneide ich um den Unterricht bei dieser Lehrkraft. Nutzt es als Chance und gebt euer Bestes, liebe Schüler!
Eigentlich gibt es wenige Dinge bei denen ich Neid entwickle, aber hier bin ich echt neidisch . Faszinierend!!! Da wäre ich gerne dabei