Ausstellung zum Leben und Wirken Albert Schweitzers in der Aula der ASSEhrfurcht vor dem Leben – Wer war Albert Schweitzer?
ALSFELD (ol). „Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin, dass du dein Leben ändern kannst, indem du deine Geisteshaltung änderst.“ Wer war Albert Schweitzer? Eine spannende Frage, gerade und immer wieder aufs Neue für die Jüngsten des Alsfelder Gymnasiums, das in diesem Jahr seit 60 Jahren den Namen des berühmten Musikers, Philosophen, Theologen und Mediziners trägt.
Und so waren es auch die Fünftklässler, die im Jubiläumsjahr in den Genuss einer ausführlichen Einführung in die Ausstellung kamen, die wiederum anlässlich der Namensgebung im Jahr 1956 in diesen Tagen in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule am Standort Schillerstraße gezeigt wird.
„Albert Schweitzer – Grenzenlose Menschlichkeit im Denken und Handeln“ heißt die vom Frankfurter Albert-Schweitzer-Zentrum in 15 Tafeln konzipierte Schau zum Leben und Wirken der seinerzeit berühmtesten Person vermutlich weltweit.
Am Dienstagmorgen hatte Schulleiterin Elisabeth Hillebrand alle Religions- und Ethikkurse der Jahrgangsstufe eingeladen, sich über den Namenspatron der Schule ein Bild zu machen. Sie selbst stimmte die Schüler mit einer überaus interessanten Diashow auf Albert Schweitzer und dessen Tun in Lambarene ein. Vorher jedoch zeigte sie nicht ohne Stolz den Original-Brief, den der Friedensnobelpreisträger im Jahr 1956 an die Schule geschrieben hatte, die nach fast hundertjährigem Bestehen fand, dass es Zeit war, sich einen Namen zu geben. Das 60 Jahre alte hauchdünne Luftpostpapier mit der kleinen Handschrift Schweitzers knisterte geheimnisvoll, als sie es aus dem bunt frankierten Umschlag nahm und den erstaunten jungen Gästen zeigte. „Dies ist ein wertvolles Dokument“, unterstrich die Schulleiterin die Bedeutung des Schreibens, in dem Schweitzer erlaubte, dass die Alsfelder Schule seinen Namen tragen dürfe.
Anhand von Landkarten zeigte Hillebrand den Schülern, wo genau in Afrika Lambarene liegt, wie das Hospitaldorf und das Lepradorf fast mitten im Urwald lagen. Viele Fotos aus dieser Zeit – fast alle zur Verfügung gestellt von Siegfried Neukirch, Weggefährte Albert Schweitzers in dessen letzten Lebensjahren – entführten die Kinder in eine andere Zeit und eine andere Welt: Bereits im Jahr 1913 gründete Schweitzer sein erstes Hospital. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Deutscher und somit „Feind“ der französischen Kolonialmacht in Europa zwangsweise interniert. Erst 1924 kehrte er nach Lambarene zurück, um das inzwischen verfallene Spital wieder mühsam aufzubauen.
1959 war Siegfried Neukirch per Fahrrad nach Afrika gereist, um dort bis 1965, bis zum Tod Albert Schweitzers, tätig zu sein. Im vergangenen Jahr hatte Neukirch, inzwischen 86 Jahre alt, an der Albert-Schweitzer-Schule über seine Zeit in Afrika berichtet. Die Schüler sahen Bilder von schwerkranken Menschen, die in Lambarene Rettung suchten, sie sahen die Hütten und den OP-Saal. Sie sahen spielende und arbeitende Kinder, Menschen, die als Angehörige von Patienten halfen, den Krankenhausbetrieb aufrechtzuerhalten. Auf den Bildern lernten sie Albert Schweitzer als Planer, Macher und Arzt kennen. Und sie sahen anhand einzelner Aufnahmen bereits, was die von Schweitzer formulierte ethische Leitidee „Ehrfurcht vor dem Leben“ bedeutete. Vertiefend zeigt die Ausstellung noch viele Facetten dieses Mannes, der zwar als wohltätiger Arzt im afrikanischen Urwald in die Geschichte einging, dennoch aber viel mehr war: Kulturphilosoph, Orgelbauer, freier Christ, Mahner für den Frieden.
An seiner Seite seine Frau Helene, die zeitweise als Krankenschwester in Lambarene mitwirkte und die Schweitzer als seinen „treuesten Kameraden“ bezeichnete. „Auch heute noch besteht das Hospital von Albert Schweitzer in Lambarene fort“, betonte die Schulleiterin. Auch die Albert-Schweitzer-Schule helfe mit regelmäßigen hohen Spenden aus den Charityläufen mit, dass das Werk Schweitzers in Afrika fortgeführte werden könne.
Bevor die Gäste dieser interessanten Einführungsveranstaltung schließlich – begleitet vom Albert-Song, den der ehemalige ASS-Schüler Manuel Kluth vor wenigen Jahren eigens für seine alte Schule geschrieben hat – die Tafeln über Albert Schweitzer anschauen konnten, hatte Elisabeth Hillebrand noch eine große Überraschung bereit: Die Künstlerin Erika Helbich aus Schlitz überreichte der Schule ein Portrait Albert Schweitzers, das sie – beeindruckt von der Lebensleistung Schweitzers – bereits im Jahr 1972 als Ölbild angefertigt hatte. Nun wird es im Treppenhaus der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld für Aufmerksamkeit sorgen. Elisabeth Hillebrand zeigte sich sehr erfreut über dieses schöne Geschenk, das direkt im Anschluss viel Interesse seitens der Schülerschaft auf sich zog.
Die Ausstellung „Albert Schweitzer – Grenzenlose Menschlichkeit im Denken und Handeln“ ist noch bis zum 25. November in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule am Standort Schillerstraße zu sehen. Sie ist – auf Anfrage im Sekretariat – auch der Öffentlichkeit zugänglich.
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