Schüler der Albert-Schweitzer-Schule haben zum Reformations-Jubiläum einen Kalender gestaltetAufwendiger Lutherkalender rund um Alsfeld
ALSFELD (ol). Am vergangenen Montag haben Schüler der Albert-Schweitzer-Schule anlässlich des Reformationstages ihren Lutherkalender für das kommende Jahr vorgestellt, denn in 2017 wird 500 Jahre Reformation gefeiert.
Die 95 Thesen, die Martin Luther am 31. Oktober 1517 durch den Anschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg publik gemacht hat, haben vor 499 Jahren viel in Bewegung gebracht und Neues angestoßen. Im Gedenken an dieses historische Ereignis wird der Reformationstag auch heute noch am 31. Oktober von den evangelischen Christen gefeiert. Ein Tag, von dem sich auch Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule sicher ist, dass er einen wichtigen Tag im Kalender markiert, da sich mit dem Aufbegehren Martin Luthers gegen die Praktiken der Kirche nicht nur die religiöse Landschaft radikal veränderte, sondern sich daraus auch politische und gesellschaftliche Veränderungen der Folgezeit erklären lassen. Das geht aus einer Pressemeldung der Albert-Schweitzer-Schule hervor.
Passend zu diesem geschichtsträchtigen Tag, dessen Auswirkungen unser Land, unsere Gesellschaft und ganz Europa präge, sowie zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im kommenden Jahr haben sich in den vergangenen Monaten mehr als 30 Schüler der Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld mit der Reformation und ihren Auswirkungen auf die Geschichte sowie auch auf ihre Heimatstadt Alsfeld beschäftigt.
Auf Basis ihrer Recherchen in Marburg, Alsfeld und Romrod, der Analyse von Originalquellen aus dem Stadtarchiv und auch Interviews haben die Jugendlichen zusammen mit ihrem Lehrer und Projektinitiator Oberstudienrat Michael Rudolf einen zwölfseitigen Lutherkalender mit dem Titel „Und ist dies die erste Stadt, so die Religion nach der Reformation angenommen – Wie Alsfeld unter dem Einfluss Martin Luthers und Tilemann Schnabels protestantisch wurde“ gestaltet und in einer Auflage von 1000 Stück publiziert. Ihr Werk zeige ihre erarbeiteten Texte mit historischen Quellen aus dem Stadtarchiv, aktuellen Fotografien aus Alsfeld und Umgebung sowie historische Postkarten, die von Andreas Lenth zur Verfügung gestellt worden seien.
Schüler waren ins Rathaus eingeladen
Im feierlichen Rahmen wurde der Lutherkalender am diesjährigen Reformationstag, dem 31. Oktober ab 14 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses vorgestellt. Bürgermeister Stephan Paule konnte dazu neben den verantwortlichen Schülern auch zahlreiche Repräsentanten der Stadt, der Schule, des evangelischen Dekanats, des Geschichts- und Museumsvereins, des Fördervereins der Albert-Schweitzer-Schule, des Vereins Lutherweg 1521 sowie des Druckhauses Waitkewitsch im historischen Ambiente des Rathauses begrüßen. Ohne diese finanziellen und ideellen Unterstützer wäre eine Publikation der Ergebnisse ihres forschend-entdeckenden Lernens undenkbar gewesen.
Auf den Spuren Martin Luthers und seines Schülers Tilemann Schnabels zu wandeln, sich in diese historischen Persönlichkeiten hineinzuversetzen, sich zu fragen, was diese 500 Jahre im Angesicht des Romröder Schlosses oder des Alsfelder Marktplatzes zuvor gedacht haben mögen und nachzuvollziehen, wie und warum sie gehandelt haben, wie sie es taten, ist laut den Schülern die Grundmotivation gewesen, sich auch in ihrer Freizeit, neben der Schule und losgelöst vom eigentlichen Unterricht, mit Geschichte zu befassen. Doch auch die Beteiligung an einer Publikation, bei der man sich selbst ein Thema habe aussuchen dürfen, das einen interessiert und die in einer solch umfangreichen Bearbeitung die geschichtlichen auch politisch brisanten Ereignisse der Zeit derart anschaulich macht, wie der Bürgermeister, seines Zeichens selbst studierter Historiker, lobend hervorhob, seien Gründe für die Schüler der 8. Klasse und der E-Phase sich derart zu engagieren.
Lutherkalender zeigt auch die dunklen Seiten Martin Luthers
Auch Elisabeth Hillebrand, Schulleiterin der ASS, habe sich in ihrem Grußwort begeistert und stolz über diesen „weiteren besonderen Moment in der Zusammenarbeit zwischen Schule und Stadt“ gezeigt. Sie sei sich sicher, dass die mittlerweile sechste Veröffentlichung der Projektgrupen von Initiator Michael Rudolf hervorging, nicht die letzte sein wird. Neben Bürgermeister Paule habe auch sie sich bei der Projektgruppe und den zahlreichen Unterstützern und Sponsoren und insbesondere auch bei Michael Rudolf bedankt.
Pfarrer Peter Rémy als Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde, der als etwa 40. Nachfolger im Amt von Tilemann Schnabel, ebenfalls seinen Dank an die Projektgruppe gerichtet habe, habe in seinem Grußwort auch hervorgehoben, dass es ihm gefallen habe, dass der Lutherkalender die Reformationsgeschichte umfassend darstelle und auch die dunklen Seiten Martin Luthers, aber auch den ökumenischen Gedanken Luthers berücksichtige, der damit seiner Zeit weit voraus war. Im Zuge dessen habe er auch zur Veranstaltung der evangelischen Kirche im Tilemann-Schnabel-Haus am kommenden Dienstag, 8. November ab 19.30 Uhr eingeladen, die mit einem Vortrag von Professor Lexutt Luthers Einstellung zu den Juden zum Thema hat.
Pilgerführer für Schüler und Lehrer
Anlässlich der Veröffentlichung habe auch Rudolf Marx als Repräsentant des Vereins Lutherweg 1521 der Projektgruppe gratuliert. Die Schüler hätten in der Vergangenheit bereits bei zahlreichen Veranstaltungen mit dem Verein zusammengearbeitet und diesem damit auch zu größerer Resonanz verholfen. Passend zu ihrer neuesten Veröffentlichung habe der ehemalige Landrat Lehrer Rudolf den erst kürzlich erschienenen Pilgerführer des Vereins überreicht. Sein Geschenk habe er mit der Empfehlung verbunden, diesen bei einer eigenen gemeinsamen Pilgerwanderung von Alsfeld nach Romrod auf dem nun mittlerweile auf 400 Kilometer Länge beschilderten Weg von Worms auf die Wartburg selbst einmal auszuprobieren.
Stephan Paule knüpfte am Ende des Treffens auch noch an die recherchierten Ergebnisse Rudolfs als Stadtarchivar und der Schüler bezüglich des Stipendiatenwesens der Universität Marburg an. Er habe damit einen weiteren Grund zur Freude: ab dem kommenden Jahr sei nun auch Alsfeld als Repräsentationsstadt seit mehr als 400 Jahren wieder ein Stipendium für die Universität vergeben worden – möglicherweise dann auch für einen der Schüler der Projektgruppe.
Wer sich selbst von der Arbeit der Schüler überzeugen möchte und sich für die Wirren der Reformation und ihre Auswirkungen auf Deutschland und Europa, aber auch auf Alsfeld und Umgebung interessiert, kann den Lutherkalender 2017 der Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld ab sofort im Sekretariat, im Tourist Center Alsfeld, im Buchladen „Buch 2000“ am Rathaus von Helmar Bünnecke, bei „Carl Ramspeck“ sowie im Laden von Rosi Mück zu einem Preis von 5 Euro erwerben.
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