Innovative Lernförderung: Katzenlesezimmer im Alsfelder Tierheim überzeugt durch entspanntes Ambiente, Motivation und dem großen KuschelfaktorSo kann kein Lehrer motivieren
ALSFELD (ls). Sie klettern Kratzbäume hinauf, spielen mit kleinen Stoffmäusen und tollen herum, träumen vor sich hin oder schmusen mit den Kindern: Die Katzen im neu eingerichteten Katzenlesezimmer des Tierheims in Alsfeld, das heute offiziell eingeweiht wurde – sogar die hessische Landestierschutzbeauftragte Dr. Madeleine Martin ließ sich diese Besonderheit nicht entgehen.
Ein kleiner, verwinkelter Raum mit einem Hochbett, zwei Sitzsäcken und vielen Büchern. Draußen ein großer Balkon, der zum gemütlichen Verweilen einlädt. Klingt eigentlich nach nichts Besonderem, ist es aber – es ist sogar einzigartig in Hessen: das Katzenlesezimmer im Alsfelder Tierheim.
Geplant wurde es seit dem Sommer, doch gewünscht hatten es sich die Vorsitzende Ann-Catrin Schmidt und Corinna Hoser, Vorstandsmitglied und ehrenamtliche Mitarbeiterin, schon lange Zeit vorher. „Es ist schön, dass es endlich möglich gemacht wurde“, so Schmidt freudig über die offizielle Einweihung und dankte gleich zu Anfang für die großzügigen Spenden, ohne die das Projekt nicht möglich gewesen wäre.
Tiergestützte Pädagogik zielt auf Entwicklungs- und Lernfortschritt
Viele verspielte und verschmuste Katzen und Kater tummeln sich in dem kleinen Raum. Das Ziel dahinter: Kinder sollen durch die tiergestützte Lesung eine Förderung erhalten. Dadurch sollen pädagogische Prozesse der Kinder gestützt werden und die Atmosphäre ruhiger gemacht werden, erklärt die Vorsitzende des Tierschutzvereins.
Die heimelige und entspannte Atmosphäre soll nicht nur die Geborgenheit der Kinder fördern, sondern auch deren Lernmöglichkeiten erhöhen. Auch das emotionale Verhalten der Kinder werde gefördert: Zuneigung, Freude, Einfühlsamkeit und Interesse können und sollen dabei erlebt werden. „Das gibt den Kindern viel Selbstbewusstsein“, so Schmidt.
Das Projekt als solches ist nichts Neues. Tiere werden bereits seit einigen Jahren in der Schule eingesetzt – in Form von Schulhunden. „Mir sind keine weiteren Katzenlesezimmer in Hessen bekannt. Der Einsatz von Hunden ist da schon üblicher. Katzen haben eine andere Wirkung auf Kinder, es ist ein Privileg, wenn sie zu einem kommen und mit einem schmusen – das ist nicht die Regel. Aber aus erziehungspädagogischer Sicht wissen wir, was Tiere in Kindern bewirken“, erklärt die hessische Tierschutzbeauftragte Dr. Martin den Anwesenden. In Darmstadt gebe es ein vermutlich ein ähnliches Projekt, darüber sei allerdings nichts weiter bekannt. Einen Schulhund hat die Geschwister-Scholl-Schule durch Lehrerin und Vorsitzende Ann-Catrin Schmidt schon, das Katzenzimmer als Nachmittagsbetreuung ergänzt die tiergestützte Pädagogik weiter.
Katzenlesezimmer: Win-Win-Situation für Kinder und Katzen
Nicht nur die Kinder profitieren, sondern auch die Katzen. Im Katzenzimmer befinden sich täglich die Katzen und Kater aus dem Tierheim, die ebenfalls zur Vermittlung bereitstehen. Viele scheue Tiere werden durch die Kinder neugieriger, kommen aus sich heraus und werden zutraulicher. Die Katzen indes fungieren als Entspannungspartner der Kinder. „Jedes Kind hat ein unterschiedliches Lesetempo. Durch das freie Lesen im Katzenlesezimmer fühlen sie sich nicht unter Druck gesetzt in einer bestimmten Zeit ein gewisses Pensum zu lesen. Da sinkt der Stresspegel und gleichzeitig nehmen die Kinder den Katzen die Angst“, erklärt Schmidt.
Und das war deutlich spürbar. Entspannung, Selbstbewusstsein und jede Menge Kuscheleinheiten. Bücher werden teilweise bereits aus Spenden zur Verfügung gestellt, selbst von Zuhause mitgebracht oder aus der Schule mitgenommen. Eine Schülerin erzählt sogar, dass sie bei ihrem letzten Besuch einen Katzenkuss bekommen habe. „So wie die Katzen kann kein Lehrer motivieren“, so Martin abschließend.
Ein einzigartiges Projekt, durch das nicht nur das Tierheim, sondern auch die Geschwister-Scholl-Schule mit einem Alleinstellungsmerkmal kennzeichnet. Das Projekt soll in Zukunft noch weiter ausgebaut werden – auch Behindertengruppen seien herzlich willkommen.
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