Fantasyroman mit philosophischem Tiefgang aus dem Vogelsbergkreis„Wenn man seinen Herzensweg findet, geht es ab!“
HOMBERG (fg). „Eragon“, „Harry Potter“ und „Der Herr der Ringe“ – spätestens seit Saphira, Gandalf, Voldemord und Co ist das Genre Fantasy nicht mehr aus den Buchläden und Kinosälen wegzudenken. Doch die Welt der fantastischen Wesen kann nicht nur bezaubernd und geheimnisvoll sein: Cornelius Klein aus Homberg Ohm schrieb mit seinem Roman „Vergessene Legenden – Der Helden Berufung“ eine Story mit philosophischem Tiefgang.
Eine Geschichte schreiben, ein Buch veröffentlichen, sich den Titel „Autor“ geben – davon träumen viele. Cornelius Klein, Jahrgang 1987, hat bereits die ersten Meter dieser Laufbahn bezwungen – und das mit Erfolg. Schon früh war für den heute 29-Jährigen klar: Seine Zukunft liegt in der Kultur. In seiner Kindheit probierte der musische junge Mann sich an verschiedensten Instrumenten – Klavier, Flöte und Flügelhorn. Spaß habe es ihm gemacht, berichtet der Homberger, aber richtig entflammt habe es ihn nie.
Erst in der Pubertät kam er seiner wahren Leidenschaft näher: Dem Schreiben. „Ich war schon früher sehr tiefgründig. Meine Freunde sagten zu mir man könne gut mit mir über Gott und die Welt reden, ich hatte viele Ideen. Ich wollte meine Erkenntnisse und Ideen aufschreiben, aber dafür war ich ehrlich gesagt zu faul“, erzählt der Nieder-Ofleidener lachend. Als er 16 war, half ihm schließlich das Schicksal auf die Sprünge: „Eine junge Frau trat in mein Leben, die ich sehr toll fand“, erinnert er sich. „Ich wollte sie beeindrucken und nahm an einem Poetry Slam in Marburg teil. Aber der Schuss ging nach hinten los. Das Mädchen habe ich zwar nicht gewonnen, aber die Geschichte blieb.“ – und wurde Grundlage seines ersten Romans.
Sein Lebenstraum: Raum für das Schreiben
Aus einer Idee, wurde eine Geschichte – und aus einer Geschichte, ein ganzer Roman: Im Jahr 2007 veröffentlichte Cornelius unter dem Pseudonym Candrac von Hainrich beim niedersächsischen Asaro Verlag sein erstes Buch „Vergessene Legenden – Auf der Suche nach dem Weg“. „Ich habe es mit meinem Konfirmations-Geld finanziert“, so Klein. Das Buch sei sprachlich leider nicht sehr gut entwickelt, weshalb er plane, es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal neu auflegen zu lassen. Die Publikation hingegen war ein voller Erfolg: Mit interaktiven Erlebnislesungen, bei denen Theatereinlagen, Musik und Improvisationen eine große Rolle spielten, brachte der junge Autor dem Publikum sein Werk nah. „Die künstlerische Auseinandersetzung kam sehr gut an“, erinnert er sich.
Auch spiegle sie seine eigene Persönlichkeit wider: „Schöne Orte wo Menschen zusammen kommen, gemeinsam etwas erleben – das finde ich toll“, erzählt der gelernte Veranstaltungskaufmann. Das Interesse an Gemeinschaft und das kulturelle Engagement drückt sich auch in seinem momentanen Job als Zuständiger für den Bereich Jugend und Soziales im städtischen Familienzentrum in Homberg Ohm aus. „Ich mache alles was mit Zwischenmenschlichen zu tun hat“, beschreibt Klein seine Arbeit. Doch obwohl er seinen Beruf mag, liegt seine Berufung woanders: „Mein Lebenstraum ist es, Raum für das Schreiben zu haben und davon leben zu können.“
„Es ist einzigartig.“
Einen weiteren großen Schritt in diese Richtung, machte der studierte Kulturpädagoge 2010: Er begann mit der Arbeit an seinem zweiten Roman, „Vergessene Legenden – Der Helden Berufung“, der zwar thematisch verknüpft, jedoch weitgehend unabhängig vom ersten Buch zu lesen ist. Fünf Jahre später wurde die Geschichte vom Grundblick Verlag veröffentlicht, einem in Ebsdorfergrund ansässigen Unternehmen. Die Kooperation mit den Verantwortlichen ist für Cornelius eine große Hilfe. „Ich genieße es und fühle mich wohl. Ich habe gute Verbindungen zu den Verantwortlichen und alle Gestaltungsfreiheiten. Und das Buch wird professionell betreut“, so der Schriftsteller, der auch in Zukunft keinen Grund für einen Wechsel zu einem größeren Verlag sieht.
Seit der Veröffentlichung wurden bereits über 150 Exemplare verkauft. Das klinge zunächst wenig, gibt Cornelius zu, aber für einen relativ unbekannten Autor sei es seiner Meinung nach eine gute Zahl. „Man muss bedenken, dass die Bücher fast ausschließlich an Fremde verkauft wurden – das flasht mich total“, erzählt er begeistert, regelmäßig bekomme er Nachrichten von Personen, die sich von dem Buch inspiriert und berührt fühlen würden.
„Von meinen Freunden und meiner Familie werde ich größtenteils boykottiert“, verrät der in Alsfeld Geborene mit einem Augenzwinkern. „Ich weiß es ist kein böser Wille. Ich denke in einer so schnellen und flüchtigen Welt wie der unseren hat man viel im Kopf – da wird so etwas leider oft vergessen“, gibt er zu bedenken. Umso stolzer sei er, dass er Menschen erreiche, die er nicht persönlich kenne. Die Leser heben besonders hervor, dass der Roman sich von anderen Fantasybüchern unterscheide, etwas besonderes habe. Eine Eigenschaft, die auch der Autor intendiert: „Ich möchte nicht, dass das Buch in eine Kategorie eingeordnet wird, es ist einzigartig. Ich will es keinem Recht machen. Die Geschichte ist echt, authentisch. Wenn Menschen es mögen, dann lesen sie es – wenn nicht, dann nicht.“
Als Kulisse für seine Story hat sich Cornelius eine ans Mittelalter angelehnte Fantasy-Welt aufgebaut: „Ich war schon früher ein großer Fan von Burgen und Schlössern, vom Wald und dem Mittelalter. Es war klar: Wenn ich mal ein Buch schreibe, dann Fantasy. Das ist meine seelische und geistige Heimat“, erzählt er. Damit sei er seinem inneren Ruf gerecht geworden: Gedanken, Inspirationen und Philosophien verschriftlichen, die Wirklichkeit sich in der Fiktion widerspiegeln lassen.
Auf der Suche nach erfülltem Leben
Und darum geht es in „Vergessene Legenden – Der Helden Berufung“: Im Land Abenmark herrscht eine schwierige Zeit: Steuererhöhungen, Überfälle auf die Bevölkerung, Neid und Missgunst unter den Menschen. Doch statt die Lage verbessern zu wollen, scheint der regierende Hohe Rat seine eigenen Pläne zu haben.
Im Mittelpunkt des Romans stehen die Freunde Tantruid, Pokétragon, Jadegreif und Lavenda, die sich zu Beginn der Geschichte im Schloss des Ordens der Erzwächter aufhalten. Trotz ihrer engen Verbundenheit spüren die Vier, dass es an der Zeit ist, dass jeder seinen eigenen Weg geht. Und so beginnt für jeden einzelnen von ihnen ein neues Abenteuer: Der junge Erzwächter Tantruid begibt sich auf die Suche nach einem neuen Lehrmeister, der ihm dabei helfen soll, sein wahres Ich zu finden. Seine Weggefährtin, die Hexe Lavenda, reist währenddessen in das von Krieg bedrohte Nachbarland Liberak, wo sie als Mitglied an der Tafel des Königs einer neuen Bestimmung ins Auge blickt. Der dritte im Bunde, Pokétragon, hingegen, kehrt in die Hauptstadt Drakenwall zurück. Hier lässt er sein geheimes Theater „Zum zeitweise zechenden Zombie“ wieder aufleben, in dem er die Bewohner des Landes als selbsternannter „Menschheitsbeauftragter“ in die korrupten Machenschaften der Herrscher einweiht und im Untergrund für eine bessere Welt kämpft. Im Kreis der Regierenden nimmt derweil Jadegreif seinen Platz als neuer Regierungsfürst ein – und befindet sich damit im Herzen der Ungewissheit.
Ein authentischer Fantasyroman mit Tiefgang
Die Wegabschnitte der vier Gefährten sind in einzelne Kapitel eingeteilt. Somit kann der Leser selbst entscheiden, welchem Handlungsstrang er folgen und in welcher Reihenfolge er die Geschichte erleben möchte. Dadurch fühlt man sich nicht als Außenstehender, sondern bekommt das Gefühl, die Schicksale interaktiv miterleben zu dürfen. Diese Erfahrung hat auch der Autor selbst gemacht: „Die Geschichte ist für sich gewachsen“, berichtet er. „Natürlich habe ich vorher ein ungefähres Gerüst, aber das Ganze bekommt eine Eigendynamik. Ein Stück weit ist einiges geplant, doch auch ich bin von manchen Entwicklungen überrascht – ich hoffe die Leser auch.“
Er selbst legt diese Eigendynamik vor allem den biographischen Bezügen zugrunde: „Alle Weisheiten und Erfahrungen die im Buch stehen habe ich selbst erlebt. Ich könnte nichts veröffentlichen das keine Echtheit besitzt.“ Wie sein eigenes, so verändere sich auch das Leben der Protagonisten. Und für deren Abenteuer gibt es stetig Nachschub: „Die Inspiration ist wie eine Quelle in mir drin – das nervt manchmal“, schmunzelt Cornelius. Seine Ideen schreibe er immer auf, vor allem Bewegung sei dabei wichtig: „Egal ob irgendwo hin mit dem Auto fahren oder ein Spaziergang durch den Wald – das tut gut.“ Seine Einfälle unterstützt er dabei mit Recherchen: Die Mythologie, das Fernöstliche, die Zeit der Germanen und das Mittelalter sind nur Beispiele für Themen, mit denen er sich aus persönlichem Interesse, doch auch zwecks der Authentizität seiner Geschichten auseinander setzt.
Liebe und Kraft statt Angst und Missgunst
Seine verschriftlichten Inspirationen sollen letztendlich wiederum andere Menschen inspirieren: „Ich denke, man kann das Leben heller machen, es mit Liebe gestalten. Das Buch soll ein Anstoß sein für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben und eine innere Ruhe vermitteln“, so Cornelius. Der philosophische und lebensnahe Geist des Buches sei wie ein Paralleluniversum zu unserem: In beiden Welten hätten Menschen ähnliche Probleme, es herrsche viel Missgunst und gäbe viele Probleme.
Der 29-Jährige möchte aufzeigen, dass es auch anders geht: „Ich schreibe alles auf und stelle es den Menschen zu Verfügung. Wenn sie es mit einem Blick in den Spiegel verfolgen und hinterfragen, dann finde ich das schön und umso besser.“ Wenn man offen dafür sei, könne das Buch helfen den Geist zu reinigen und den Weg zum Herzen zu finden – für ein glückliches Leben sei nicht mehr nötig, als Vertrauen in sich selbst und das Wissen, was man will. Vor allem für junge Menschen sei das wichtig, so Cornelius. „Wenn man das Umfeld als Spiegel nutzt, Stärken und Schwächen erkennt und sich selbst kennenlernt. Wenn man seinen Herzensweg findet – dann geht es richtig ab!“
Durch seine Arbeit im Familienzentrum habe er damit Erfahrung. „Heutzutage lassen sich viele von der Angst leiten und nehmen aus Zwang einen Beruf an, nur um ihre Existenz zu 100 Prozent zu sichern“, weiß er. Dabei bleibe viel auf der Strecke – das würde zwar für eine Zeit lang gut gehen, doch irgendwann würde es sich rächen, Raubbau an der Seele zu betreiben. Besser sei es seiner Meinung nach das zu machen, was einen glücklich mache. Denn: „Nur wenn du etwas mit Liebe und Kraft machst, dann kannst du auch andere Menschen erreichen“, da ist sich der Jungautor sicher.
Er selbst hat seinen Herzensweg bereits gefunden: Das Schreiben. „Ich möchte die Möglichkeit haben, mich hauptsächlich darauf konzentrieren zu können“, erzählt er. Nebenbei würde er sich gerne gesellschaftlich engagieren: „Ich habe viele Ideen für unsere Welt: Gute Netzwerke, ein innovatives Denken. Vielleicht eröffne ich irgendwann mal meinen eigenen „Zechenden Zombie“ – ein Ort, an dem immer jemand da ist, der dich aufmuntert, wo du essen und trinken kannst, Gemeinschaft und Gesellschaft hast“, überlegt er.
Bis dahin hat Cornelius Klein alias Candrac von Hainrich noch einiges vor: Er hat geplant noch in diesem Jahr mit der Fortsetzung seines Romans zu beginnen. „Es wird eins-zu-eins weitergehen mit den Wegabschnitten der Gefährten“, versichert er. Er habe noch viel Stoff, viele Ideen, die auf Papier gebracht werden müssten. Dennoch ist auch der Autor selbst, ebenso wie seine Leser, neugierig, wie es mit den philosophischen „Vergessenen Legenden“ weiter geht: „Ich bin gespannt, wie die Story weiterwächst“, gibt er zu.
An welchem Ort das geschehen wird, das weiß er aber schon sicher: Am alten Schreibtisch seines Uropas. „Ich zünde mir eine Kerze an, dann bin ich online“, zitiert Cornelius seinen Romanhelden Pokétragon und lacht. Von diesem Autor und seiner außergewöhnlichen Geschichte werden wir in Zukunft mit Sicherheit noch so einiges hören.
Weitere Informationen zum Autor, geplante Lesungen, sowie Leseproben und vieles mehr sind unter http://www.candrac-von-hainrich.de/ zu finden.
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