Verwirrungen um zurückgezogenen Antrag - Kritik an Vorstand der FlohhüttePaule bekräftigt definitives Aus für Kita-Neubau
ALSFELD (jal). Scheitert der Neubau einer Kita in Alsfeld an einem Kommunikationsproblem? Ein Brief des Vorstands des Trägervereins der Kita Flohhütte hatte dazu geführt, dass ein für die heutige Stadtverodnetenversammlung geplanter Antrag über den Bau einer neuen Kindertagesstätte zurückgezogen wurde. Bei einer Mitgliederversammlung des Trägervereins kam nun heraus: Die Eltern scheinen nicht gänzlich mit der aktuellen Entwicklung zufrieden zu sein. Es gibt Gesprächsbedarf.
Für Bürgermeister Stephan Paule steht es fest: „Die Sache ist rum. Einen Neubau wird es definitiv nicht geben“, sagte er gegenüber Oberhessen-live. In der Stimme des Rathauschefs klingt Verärgerung mit. Die Krabbelstube Flohhütte selbst war vor über einem Jahr an die Stadt herangetreten, weil sie sich nicht länger imstande sah, dauerhaft den Betrieb der Einrichtung zu gewährleisten. Der Elternverein war also zur Auflösung bereit.
Daraufhin hatte die Stadt sämtliche Kindertagesstätten auf den Prüfstand gestellt und kam zu dem Entschluss: Ein Neubau sollte her, in dem die Kindertagsstätten Flohhütte und Wichtelland unter einem Dach zusammengelegt werden sollten. Geplant war eine große neue Kita, in der es sechs anstatt der bislang auf die beiden anderen Einrichtungen verteilten fünf Gruppen geben sollte. Die zusätzliche Gruppe sollte dringend benötigte U3-Betreuungsplätze schaffen. Das erdachte Konzept habe die Stadt „viel Blut, Schweiß und Tränen gekostet“, sagt Bürgermeister Paule.
Die CDU wollte einen kirchlichen Träger, man war mit dem katholischen Bistum Mainz im Gespräch. Die ALA sprach sich gegen eine kirchliche Trägerschaft aus.
Wegen eines Briefs, der den Bürgermeister nach seiner Aussage per Mail am Montag um 23.45 Uhr erreichte, ist der geplante Neubau jetzt aber vom Tisch. In dem Schreiben, das Oberhessen-live vorliegt, heißt es: „Aufgrund der Umstände, dass sich die Rahmenbedingungen in der Krabbelstube geändert haben, wollen wir Ihnen mitteilen, dass wir als Elternverein weiterbestehen möchten. Es stimmt, dass […] der damalige Vorstand erheblich überlastet war und nach einer neuen Trägerschaft Ausschau gehalten hat. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt mit dem neuen Vorstand kein relevantes Thema mehr.“
Man habe neuen Platz hinzugewinnen können, außerdem hätten Renovierungsarbeiten begonnen und eine neue Heizung sei installiert.
Risiko, Millionen umsonst auszugeben
Des Weiteren wünschten sich die Verfasser des Briefes Bedenkzeit, um „uns Gelegenheit zu geben eine Abstimmung unter den Mitgliedern durchzuführen, ob eine Zusammenlegung mit dem Wichtelland in einem Neubau überhaupt gewünscht ist.“
Für Bürgermeister Paule ist das eine klare Absage an das Projekt. Er werde sich nicht mehr von dem hin und her des Vereins beirren lassen und „riskieren, am Ende Millionen städtische Gelder umsonst auszugeben“, sagte er. Der Neubau sollte mit 1,75 Millionen aus dem Kommunalen Investitionsprogramm (KIP) gefördert werden, die kompletten Kosten wurden auf 2,7 Millionen Euro geschätzt. Die Antragsfrist laufe am 30. Juni aus, so Paule, die nächste Stadtverodnetenversammlung ist für den 9. Juni angesetzt. „Wir haben einfach keine Zeit für neue Verhandlungen.“
Michael Riese, Sprecher der ALA, kritisert den Verlauf der Ereignisse. „Es ist unverständlich, dass es da anscheint keine richtige Kommunikation gegeben hat“, sagte der Abgeordnete. Es sei schön gewesen, hätte man vor den Beratungen des Haushalts in Erfahrung gebracht, dass der Verein nicht mehr an einem Neubau interessiert ist“, meint Riese. Abgesehen von der sich anbahnenden kirchlichen Trägerschaft sei das Projekt durchaus unterstützenswert gewesen.
„Wir sind froh, wenn es die Flohhütte weiter gibt“
Der geplatzte Neubau ändere aber nichts daran, dass die die Stadt den die Flohhütte weiterhin unterstütze, gibt der Bürgermeister zu Protokoll. Im vorigen Jahr hatte das Parlament 270.000 Euro Fördermittel genehmigt, damit sollte der Betrieb der Flohhütte bis 2017 gesichert werden. „Wir sind froh, wenn es die Flohhütte weiter gibt. weil das für die Stadt auch eine kostengünstige Alternative ist. Wir begrüßen das“, sagte Paule.
Aber was sagt eigentlich die andere Seite? War der Brief an den Bürgermeister wirklich als Absage an das ganze Projekt gedacht? Gestern haben sich die Eltern des Flohhütten-Trägervereins gemeinsam mit dem Vorstand zu einer Mitgliederversammlung getroffen. 24 Kinder im Alter von null bis drei Jahren besuchen gerade die Einrichtung.
Eine Mutter, die am Abend dabei war, sagte gegenüber Oberhessen-live: „Ob es einen Neubau geben soll oder nicht – darüber sind die Eltern geteilter Meinung, denke ich. Ich glaube allerdings, dass sie sich einen neuen Träger wünschen.“ Dass bei der jetzigen Konstellation der Vorstand ständig wechsle, mache einen vorausschauenden und konstanten Betrieb der Kita schwierig.
Kirche Trägerschaft sorgt für Bedenken
Viele Eltern würden die Räume und die Lage der Flohhütte schätzen, zumal einige Zimmer gerade erst gestrichen worden. Außerdem, so sagt sie, gebe es große Bedenken, was mit den Angestellten passieren würde, wenn die neue Kita käme. Auch die eventuelle kirchliche Trägerschaft der neuen Einrichtung habe einige Eltern gestört.
Heute, so berichten Eltern, hätten Sie einen Umfragezettel bekommen. Damit sollen die Erziehungsberechtigten unter anderem über folgendes abstimmen: altes Gebäude oder Neubau, für oder gegen einen kirchlichen Träger. Die Mutter weiter: „Der Verein hätte sich vor dem Brief abstimmen müssen und die Stadt hätte den Verein bei den Planungen einbeziehen müssen. Es gab einfach Kommunikationsprobleme. Leider haben der Vorstand und die Bediensteten vieles nur aus der Presse erfahren.“
Weder die Leitung der Flohhütte noch der Vorstand wollten gegenüber Oberhessen-live zu den aktuellen Entwicklungen Stellung nehmen. Man habe gemeinsam mit der Stadt nächste Woche ein Gespräch vereinbart, das wolle man zunächst abwarten, hieß es lediglich. Für Bürgermeister Paule ist das Ergebnis des Treffens schon klar. „Ich werde dort das selbe sagen wie Ihnen: Einen Neubau gibt es nicht mehr.“
+++Update+++
Am Donnerstagabend hat Bürgermeister Stephan Paule auf der Stadtverordnetenversammlung bekannt gegeben, anstatt des Neubaus nun die Kita Wichtelland sanieren zu wollen. Sollte die Sanierung der Kita zu aufwendig sein, will sich die SPD mit einem neuen Antrag nochmal für einen Neubau des Wichtellandes stark machen.
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