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Sanierung des Lauterbacher Rathauses steht bevor – Verwaltung bereits umgezogenWenn der Bürgermeister geht, kommen Handwerker

LAUTERBACH (aep). Es wirkt schon etwas fremd, jetzt durch das Lauterbacher Rathaus zu gehen: niemand da, leere Zimmer, aber Stühle reihen sich an Wänden auf. Kein Zweifel, die Verwaltung ist weg: ausgezogen. Und dieses Signal läutet jetzt die heiße Phase der Rathaus-Sanierung ein. Bis in zwei Jahren soll es für rund 3,5 Millionen Euro neu erstrahlen – und dann auch alle Abteilungen aufnehmen. „Wir könnten dann Gebäude verkaufen“, erläutert Pressesprecher Hans-Helmut Möller.

Im Dezember beschlossen, im Januar begonnen und im März weitgehend abgeschlossen. So lässt sich der vorübergehende Auszug der Verwaltung aus dem Rathaus zusammenfassen, damit das 1870 errichtete Gebäude grundlegend erneuert werden kann. „Der Umzug klappte reibungslos“, betont Hans-Helmut Möller. Mitarbeiter des Bauhofs und auch anderer städtischer Abteilungen, darunter auch der Friedhofsgärtnerei, hätten großen Einsatz gezeigt – „wir sind kostenneutral davon gekommen“! Nun sind die Mitarbeiter über drei Standorte verteilt: im ehemaligen Feuerwehrhaus, bei den Stadtwerken und im rückwärtigen Haus Hintergasse 3 – mitsamt aller Akten und Materialien, von denen etliche alte Stücke noch begutachtet werden müssen, eklärt Möller. Er resümiert: „Wir haben für alles eine Lösung gefunden!“

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Die Zukunft: So wie dieser Grundriss zeigt, soll das Erdgeschoss gestaltet werden (weitere Pläne unten). Grafiken: neuraum GmbH

Derweil der Architekt Stephan Mölig von der Lauterbacher neuraum GmbH das Gebäude zusammen mit dem städtischen Sachgebietsleiter für Hochbau, Jörg Saller, genauer unter die Lupe nahm. Heißt: An bestimmen Stellen stemmten sie die Oberfläche von Wänden und Decken auf, um zu schauen, wie es darunter aussieht. Und es gab keine Überraschungen, freut sich der Architekt, so dass dem Kostenrahmen von 3,5 bis 3,7 Millionen Euro bislang nichts im Wege steht. Jörg Saller: „Die Bauteile-Öffnung hat bestätigt, was vorher berechnet wurde.“

Gegenüber früheren Kostenrechnungen habe sich sogar die eine oder andere Einsparmöglichkeit ergeben. Statt der Glastüren für den Brandschutz könne es bei Rauchvorhängen bleiben, die im Bedarfsfall aus der Decke fallen und Flure abschotten. Auch sei keine komplette Brandmeldeanlage nötig – Rauchmelder seien eine erlaubte und weniger störungsanfällige Alternative.

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Stichproben in Decken und Wänden ergeben keine Überraschungen, freut sich Architekt Mölig.

Gläserne Türen sollen mehr Transparenz schaffen

Erneuert wird ab dem September jedes einzelne Stockwerk, und auffälligste Neuerung nach außen wird das Tourist-Center mit Bürgerbüro dort sein, wo derzeit noch das Parlament und die Ausschüsse tagen: im Sitzungssaal. Die Stadtverordneten werden dort am 30. September zum letzten Mal tagen und dann wahrscheinlich dauerhaft in die Aula der Alexander von Humboldt-Schule umziehen.

Wenn die Handwerker fertig sind, dann soll das ganze Gebäude bürgerfreundlicher und offener erscheinen, erläutert Architekt Mölig. Dafür bekommen die Türen zum Beispiel gläserne Fenster, „dann kann man sehen, wer wo arbeitet“. Dazu wird auch das gesamte Dachgeschoss erneuert, denn es zeigte sich, dass der Holzschädling Holzbock und Wasserschäden am Gebälk nagten, seit das Haus in den Jahren 1961 bis 1966 zuletzt grundlegend saniert wurde – quasi genau vor einem halben Jahrhundert. „Es ist höchste Eisenbahn“, sagt der Bauamtsvertreter Jörg Saller.

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Man sieht, dass man nichts sieht: Hans-Helmut Möller in einem der leer geräumten Büros.

Heizung: „Vorne steht die Co2-Reduzierung!“

Im Mittelpunkt der gesamten Sanierung stehen der Energieverbrauch und dabei der heutige Maßstab für Umweltfreundlichkeit: der Co2-Ausstoß. Anders noch als bei der Vorstellung des Projekts im Parlaments im November 2014 (siehe auch den Bericht bei Oberhessen-live) sei man inzwischen vom einer Kraftwärmekopplung abgerückt zugunsten einer Gas-Pelletsheizung. Es habe sich gezeigt, so Architekt Mölig, dass das kleine Blockheizkraftwerk, das neben Wärme auch Strom erzeugt, auf der Kostenseite nur eine geringfügige Verbesserung gegenüber der Gas-Pelletsheizung ergeben würde, die Pelletsheizung aber erheblich weniger Kohlendioxid erzeugt. Derzeit erzeuge das Haus jährlich rund 70 Tonnen Co2. Mit einer Kraftwärme-Heizung wären es noch 30 – die Brennwerttherme mit Pellets erzeuge nur rund zehn Tonnen des unerwünschten Gases. Bei der Abwägung aber man sich entschlossen: „Vorne steht die Co2-Reduzierung!“ Derzeit kostet der Energieverbrauch des Rathauses jährlich gut 31.000 Euro, und der Betrag soll um wenigstens 20 Prozent reduziert werden.

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Auszugsspuren: leere Bürostühle auf den Fluren.

Der erste Teil der Sanierung müsse nun schnell beginnen und Fortschritte machen, erläutert Möller. Denn die Stadt profitiere von verschiedenen Fördertöpfen, unter anderem der Förderung des Landes für Altstadt-Sanierung. Die läuft aber am Ende des Jahres aus, und bis dahin müssen für die Zuschüsse echte Rechnungen über 300.000 bis 350.000 Euro vorgelegt werden.

Es soll losgehen, und daher sind auch die Tage des letzten, noch aktiven Büros im Rattaus gezählt: das von Bürgermeister Rainer Hans Vollmöller. Der ist dort nach wie vor zu finden – aber nur noch Tage. Möller: „Der Bürgermeister wird als letzter von Bord gehen!“

 

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Weitere Pläne für das künftige Rathaus: erstes und zweites Obergeschoss.

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