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"Werde WELTfairÄNDERER" – Kirchliches Projekt an der ASS trifft auf InteresseKreativ, fröhlich, aber kein erhobener Zeigefinger

ALSFELD (ol). Die Welt zu verändern, ist ein großes Ziel, doch durchaus nicht unrealistisch, wenn viele Menschen mitmachen und an einem Strang ziehen. Wie es in kleinen Schritten gelingen kann, die Welt ein wenig fairer zu machen, das zeigte eine Woche lang das Team der WELTfairÄNDERER an der Albert-Schweitzer-Schule.

Organisiert und durchgeführt wurde das inzwischen vielfach ausgezeichnete Projekt vom Bischöflichen Jugendamt (BJA) und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), in Alsfeld waren federführend Dekanatsjugendreferentin Kathrin Landwehr und die beiden Religionslehrer Gunther Hörr und Anna-Maria Hahn an dem Projekt beteiligt.

Fünf Schultage lang hatten alle Klassen von der fünften bis zur zwölften Jahrgangsstufe die Möglichkeit, mit ihren Lehrkräften Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen in dem WELTfairÄNDERER-Zelt auf dem Schulhof und in der Schule selbst zu besuchen – etwa 700 Schülerinnen und Schüler nutzten dieses Angebot.

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Gut besucht: die Malaktion auf dem Schulhof.

Dabei sollte nicht in erster Linie mit dem erhobenen Zeigefinger gewinkt und ein schlechtes Gewissen erzeugt werden, sondern inhaltlich, kreativ und fröhlich an Fragen zur fairen und umweltbewussten Produktion gearbeitet werden, um das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu wecken. „Soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit sind die relevanten Punkte, um die es in dem Projekt immer wieder geht“, erläutert dazu Gunther Hörr.

In so interessanten wie lebhaften Workshops wie „Kunst aus Müll“ oder „Mein Traum von der Welt“ setzten sich die Kinder und Jugendlichen mit diesen Themen auseinander. Kunstwerke aus Joghurt-Bechern und Pizza-Kartons zieren nun für eine Zeit die Auslagen der Schule, Bilder von einer besseren Welt die Wände. Ganz konkret wurde es mit der Fragestellung „Fair oder unfair? – Warum müssen Kinder auf den Philippinen arbeiten?“ Zu Fragen des fairen Handels und der Produktionsbedingungen in den Herkunftsländern des Südens standen Gerd Heylmann und Corinna Kassautzki vom Weltladen Alsfeld e.V. zur Verfügung. Sie luden zu Filmvorführungen, Vorträgen und Gesprächen ein. Daneben gab es viele verschiedene Aktionen für die Gäste der WELTfairÄNDERER, die mit einem sieben Personen starken Team nach Alsfeld gekommen waren. „Die WELTfairÄNDERER sind junge, sympathische Typen, die auch bei unseren Schülerinnen und Schülern gut ankamen“, resümiert Gunther Hörr. „So entstand ein ganz anderer Austausch und Wissensansatz als wir ihn im Unterricht hätten vermitteln können.“ Anders als im Unterricht waren auch die vielen verschiedenen Herangehensweisen an die Themen Fairness, Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

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Eisschollen-Kooperationsübung: Auf abgezählten Flächen eine Strecke zu überwinden geht nur, wenn alle zusammenhalten.

So konnten Erwachsene und junge Leute einen Fragebogen des BUND ausfüllen, um ihren aktuellen ökologischen Fußabdruck zu ermitteln, in einem Spiel konnten sie abschätzen, wie viel Wasser für die Produktion von verschiedensten Dingen benötigt wird. Dass Wasser sowohl mittelbar als auch unmittelbar verbraucht wird, war für viele von ihnen neu: ein Kilogramm Jeansstoff, so erfuhren sie, verbraucht bis zu seiner Fertigstellung tatsächlich ca. 8.000 Liter Wasser, ein Kilogramm Steak gar 20.000 Liter. Horrende Zahlen, die hängenbleiben. Ein weiteres Thema, nah an der Realität der Schülerinnen und Schüler, sind Handy-Produktion und Handy-Handel: Wer profitiert und wer befindet sich am unteren Ende der Ertragskette? Neben einer Bewusstseinsbildung zu diesen und anderen Fragestellungen gab es auch ganz praxisorientierte Stationen bei den WELTfairÄNDERERN: eine solarbetriebene Handy-Lade-Station, eine T-Shirt-Tausch-Aktion oder die Möglichkeit, für die Pause einen fairgehandelten Schokoriegel zu erwerben.

Auch eine Pflanzaktion am Schulhof war eine der vielen Aktionen zum Thema Nachhaltigkeit. In gemeinsamen Spielaktionen wurden darüber hinaus Themen wie Vertrauen, Zusammenarbeit oder die Auswirkungen ständigen Wachstums und der ungleichen Verteilung veranschaulicht. Ganz konkret stellte sich auch in der Schule und im Schulalltag einer Arbeitsgruppe die Frage: Wo ist die Schule schon fair und umweltfreundlich? Dabei stellte sie fest, dass gerade der Umweltschutzgedanke in der Albert-Schweitzer-Schule bereits einen hohen Stellenwert einnimmt. So ist das Gebäude in der Schillerstraße als Passivhaus errichtet, so sind fast überall Energiesparlampen zu finden und auch das Fahrradfahren wird gefördert.

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Die Ergebnisse der Malaktion wurden ausgestellt.

Inzwischen haben die WELTfairÄNDERER ihr Zelt in Alsfeld wieder abgebaut. Was bleibt, nachdem sie weitergezogen sind? „Auf jeden Fall werden viele Dinge im Bewusstsein unserer Schülerinnen und Schüler haften bleiben und vielleicht langfristig zu einem Umdenken führen“, ist sich Gunter Hörr sicher. Denn eines habe die Diskussion mit einer Lerngruppe der Oberstufe gezeigt: „Wir wissen alle, dass die Verteilung so wie sie ist, nicht gerecht ist. Und wir wissen auch, dass eine Umverteilung für uns schmerzhaft würde. Wir haben die Wahl, die Ungerechtigkeit zu akzeptieren oder etwas zu verändern.“ Wie seine Mitstreiterinnen Anna-Maria Hahn und Kathrin Landwehr setzt er auf eine nachhaltige Wirkung der Woche mit den WELTfairÄNDERERN. „Und daraus werden sich auf jeden Fall Impulse für den Alltag ergeben“, ergänzt Kathrin Landwehr. Sichtbares Zeichen dafür werden die Kürbisse und Sonnenblumen sein, die Schulleiterin Elisabeth Hillebrand mit einer Gruppe Schülerinnen und Schüler gepflanzt hat.
„Schulleitung und Lehrkräfte haben dieses Projekt sehr unterstützt – auch das war neben den vielen interessierten jungen Menschen an den Ständen eine sehr schöne und wichtige Erfahrung für uns“, dankt Kathrin Landwehr der Albert-Schweitzer-Schule. „Wir könnten uns nach dieser tollen ersten Woche mit den WELTfairÄNDERERN durchaus vorstellen, diese zu institutionalisieren“, hofft Gunter Hörr. Er würde dieses Angebot gerne alle paar Jahre in die Schule holen, um auch die kommenden Schülerinnen und Schüler für diese Themen zu sensibilisieren.

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