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Drei Gewinnerinnen des Jugend-Literaturpreises der OVAG beeindruckten in der Albert-Schweitzer-SchuleNie wart ihr ungewollt oder unwichtig

ALSFELD (ol). Drei ehemalige Schülerinnen der Albert-Schweitzer-Schule kehrten triumphal zurück, indem sie aus ihren preisgekrönten Texten des Jugend-Literaturpreises der OVAG lasen. Luana Cimiotti, Julia Rausch und Emilia Bauer beeindruckten mit Geschichten, die sich mit Themen wie Gemeinschaft, Lebensbesinnung und Hoffnung auseinandersetzen. Sie stellen damit die bisher erfolgreichsten Teilnehmerinnen ihrer Schule dar.

Was für eine Rückkehr: Gleich drei ehemalige Schülerinnen der Albert-Schweitzer-Schule lasen dort aus ihren Texten, für sie die sie im vergangenen Jahr beim 21. Jugend-Literaturpreis der OVAG neben 21 weiteren jungen Autoren ausgezeichnet wurden. Nicht nur das: Das schreibende Trio war dreimal hintereinander bei diesem Wettbewerb erfolgreich. Damit ist diese Schule die erfolgreichste in der Wetterau, im Vogelsberg und im Landkreis Gießen, berichtet die OVAG in einer Pressemitteilung.

Den zweiten Platz des Wettbewerbs belegte Luana Cimiotti aus Stadtallendorf mit ihrer Geschichte „Die Anwesenden“. In beeindruckenden Worten schreibt die 19-Jährige über eine Gruppe von Jugendlichen, die regelmäßig auf Beerdigungen von Menschen zusammenkommen, die keine Angehörigen mehr haben. „Ihr mögt heute als Unbekannte aus der Gesellschaft scheiden, doch seid gewiss, dass ihr nie ungewollt oder unwichtig wart. Es gab immer Menschen, die euch und euer Dasein in unserer Gesellschaft schätzten, heute durch die hier Anwesenden repräsentiert“, sagt die Trauerrednerin. „Würde man das Konzept der repräsentativen Demokratie anwenden“, stellt die Erzählerin nüchtern fest, „hätte die Partei der Anwesenden gewiss nicht einmal die Fünf-Prozent-Hürde geknackt.“ Die Geschichte sagt nicht nur etwas aus über das traurige Ende der Verstorbenen, sondern ebenso über die „Anwesenden“, auch sie Menschen am Rande der Gesellschaft.

In gewisser Weise handelt der Text „Mohnschnecke“ der 20-jährigen Julia Rausch aus Romrod, die den dritten Platz des Wettbewerbs erreichte, von Entschleunigung, von der Lebensbesinnung eines älteren Mannes. Mit einem Hauch Sentimentalität begleitet sie einen Tag lang ihren Protagonisten Herr Anders, der auch nach dem Ruhestand noch die Post in seinem Ort austrägt. Gerne schwelgt er in Erinnerungen, freut sich auf den Besuch seiner Enkelin Mia, die in seiner Wohnung ihre Hausaufgaben erledigt. „Mia wird wohl immer für ihre Meinung einstehen“, denkt er anerkennend, zugleich ein Hinweis auf seine eigene Mentalität. Und Mia rüttelt an den fundamentalen Fragen des Lebens: „Anders, was mach ich denn, wenn du mir irgendwann keine Kreppel mehr mitbringst?“ Anders würde am liebsten nichts dazu sagen. „Wie so oft einfach dasitzen und warten, bis der Moment an ihm vorbeigezogen ist.“ Doch manchmal, sagt er sich, muss man mutig sein. „Ich kann dir nur sagen, dass Menschen immer neue Menschen finden und ich dann von da oben auf dich aufpassen werde.“

„Meine Vergangenheit, deine Gegenwart“ von Emilia Bauer (20 Jahre) aus Schrecksbach spielt zum größten Teil in einer Bibliothek, handelt von einem jungen Menschen, der „ohne Ahnung“ ist, „wie irgendetwas in meinem Leben weitergehen soll, wie ich jemals mit meiner Familie umgehen soll.“ Immerhin trifft die Erzählerin in der Bibliothek eine Person, die ihr Hoffnung schenkt. „So oder so, in diesem Jahr bist du meine Weihnachtsgeschichte.“

Das Buch „Gesammelte Werke“ mit den Geschichten aller Preisträger (240 Seiten) kostet 12 Euro (06031 6848 1193). Einsendeschluss für den 22. Jugend-Literaturpreis der OVAG ist der 15. Juli 2025 (matle@ovag.de)

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