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Ein erster Erfahrungsbericht nach vier MonatenWie das Smartphone-Verbot an der ASS in Alsfeld sich auswirkt

ALSFELD – Man muss nicht lange hinschauen, um den Unterschied zu bemerken: Auf dem Schulhof der Albert-Schweitzer-Schule in der Schillerstraße hat kein Schüler ein Handy in der Hand. Das Ergebnis einer Maßnahme, mit der die Schule hessenweit bekannt wurde und vielleicht zu den Vorreitern eines Trends zählt: Smartphones sind seit vier Monaten nicht erlaubt. Hat sich das Verbot bewährt? Bislang ja, findet Schulleiter Christian Bolduan. Einen positiven Effekt hat er jedenfalls schon entdeckt.

„Die Smartphones bringen viel Mist und Ablenkung in den Unterricht“, fasst er auf Nachfrage zusammen, warum das Gymnasium Anfang November 2024 den radikalen Schritt für die unteren Jahrgänge 5 bis 10 einführte. Smartphones lenken nicht nur durch das permanente Angebot von Social media ab, sondern sind auch Quellen echten Ärgers: Wenn Schülerinnen und Schüler allzu viele Fotos und Videos herstellen, die Folgen haben können. „Der Grundgedanke war, die Konzentration auf das Unterrichtsgeschehen zu fördern.“ Die unteren Jahrgangsstufen bieten für die Maßnahme auch den Vorteil, dass sie in der Schillerstraße konzentriert und damit überschaubar sind.

Längere Vorbereitung mit Absprachen ging voraus

Das Verbot kam aber nicht von heute auf morgen, sondern dem Cut ging eine längere Vorbereitung mit Absprachen zwischen Kollegium, Schülerschaft und Eltern voraus, erklärt der Schulleiter: „Wir haben versucht zu überzeugen.“ Und ein alternatives Angebot soll den Kindern und Jugendlichen andere Möglichkeiten der Unterhaltung etwa in Schulpausen bieten. So ist die Turnhalle in den Pause geöffnet, die Mediathek wird geöffnet und bietet Spiele zum Ausleihen an. „Wir versuchen, damit Alternativen zum Smartphone zu bieten.“

chulleiter Christian Bolduan sieht erst einmal positive Effekte. Foto: privat

Gegen das häufige Argumente, dass Smartphones auch einen kurzen Draht zu den Eltern ermöglichen, setzt die Schule auf die Möglichkeit zu Ausnahmen. Schüler, die dringend die Familie erreichen müssen oder auch dringend etwas nachschauen müssen, können bei Lehrern nach eine Ausnahme fragen – und bekommen sie auch gewährt, meint Christian Bolduan. „So etwas kommt immer wieder vor.“ Dann darf das Gerät wieder aus der Schultasche genommen werden, in die es morgens verbannt werden muss. „Es nur in die Hosentasche zu stecken, reicht nicht.“

Nur wenige Verstöße gegen die neue Regel

Wenig vorgekommen seien bislang Verstöße gegen die Regel. „Klar, kommt so etwas vor. Wir haben früher auch mal Regeln gebrochen“, schmunzelt der Schulleiter. Dann werden Smartphones für den Tag konfisziert. Im Wiederholungsfall müssen Eltern es abholen. So werden jeden Tag zwei bis drei Handys kurzfristig eingesammelt, aber Wiederholungsfälle habe es bislang insgesamt nur zwei gegeben. „Ich finde, das ist wenig. Das klappt erstaunlich gut.“

Wo Handys nicht erlaubt sind: die Albert-Schweitzer-Schule in der Schillerstraße. Foto: Hans Braun

Dabei sei Digitalisierung an der Albert-Schweitzer-Schule insgesamt kein Fremdwort. Elektronische Geräte gehören zum Unterricht. So können  die Jugendlichen ab der siebten Klasse mit iPads arbeiten, die über eine Classroom App mit dem Schulsystem verbunden sind. Ab Klasse 9 sind Tablets der Sorte iPad sogar Pflicht für eine digitalisierte Unterrichtsgestaltung.

Die bisherigen Erfahrungen sollen überprüft werden

Ob sich die radikale Maßnahme insgesamt bewährt hat, könne er noch nicht sagen, meint der Schulleiter. Für eine solche Feststellung will die Schule noch eine Evaluation starten, die die bisherigen Erfahrungen zusammenfasst und ein Ergebnis benennt. Zum Beispiel mit der Frage, ob die Schülerinnen und Schüler dem Unterricht besser folgen können. Aber eines sei ihm schon aufgefallen, meint Christian Bolduan: „Wenn ich durch die Schule gehe, werde ich von Schülern mehr gegrüßt. Die sehen mich eher.“

Smartphones werden in anderen Ländern bereits flächig an Schulen verboten. Hier gibt es eine eine Zusammenfassung, was wo erlaubt  und geplant ist.

von Axel Pries

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