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Verbunden und verankert in Lauterbach und am KirchbergPfarrerin Karin Klaffehn feiert 25. Ordinationsjubiläum
LAUTERBACH (ol). Pfarrerin Karin Klaffehn feiert ihr 25-jähriges Ordinationsjubiläum in Lauterbach. Seit 2000 ist sie fest mit der Gemeinde verbunden und schätzt insbesondere die Vielfalt und Teamarbeit in ihrem Beruf. Trotz persönlicher und beruflicher Herausforderungen bleibt sie ihrer Gemeinde treu und sieht der Zukunft mit Zuversicht entgegen.
Karin Klaffehn ist bekannt in Lauterbach. Kein Gang durch die Stadt, bei dem sie nicht in ein Gespräch verwickelt oder zumindest mehrfach gegrüßt wird. Die Kreisstadt ist ihr Zuhause seit 25 Jahren. Hier hat sie mit der Ordination im Februar 2000 ihr Berufsleben als Pfarrerin begonnen, hier feiert sie in diesen Tagen ihr Ordinationsjubiläum und hier will sie auch bleiben. Warum das so ist, verrät die 56-Jährige im Interview, wie das Evangelische Dekanat Vogelsberg in einer Pressemitteilung berichtet.
„Es gibt da so eine Liste mit Pfarrpersonen, die am längsten in Lauterbach im Amt sind“, erzählt sei gleich nach der Begrüßung, „ich stehe auf Platz sechs und habe damit auf jeden Fall den allseits bekannten Pfarrer Dotzert eingeholt“, lacht Karin Klaffehn. Die gebürtige Dillenburgerin studierte zunächst in Oberursel die Alten Sprachen, bevor sie zum Studium nach Erlangen ging. Dort lernte sie ihren Mann Stefan kennen – gemeinsam waren sie beide später in Lauterbach tätig. In Erlangen, noch während des Studiums, sind die beiden Kinder des Ehepaars geboren – keine Seltenheit in diesen Zeiten, erinnert sich Karin Klaffehn: „Für junge Familien unter den Studierenden war an der Erlanger Uni gut gesorgt. Deshalb blieben wir bis zum Ende des Studiums auch dort.“
Während der Wartezeit nach dem Examen musste sich die Familie finanziell irgendwie über Wasser halten: Karin Klaffehn gab Schulunterricht; ihr Mann arbeitete als Nachtportier. Der erste Umzug stand 1997 ins Haus, als die Pfarrerin zum Vikariat nach Neckarsteinach zog. Doch die Aussichten für Theologen waren damals düster „Keiner von Ihnen wird jemals Pfarrer werden“, mit diesen Worten wurden sie damals zu Beginn des Vikariats in der Kirchenverwaltung begrüßt.
Dennoch absolvierte Karin Klaffehn ihr Vikariat und erhielt dort einen ersten Einblick in das wunderbare Arbeiten im Team. „Davon habe ich später auch in Lauterbach sehr profitiert“, sagt sie, die Teamarbeit über alles schätzt. Da ihr Mann aus Braunschweig kam, hätte das Pfarrerehepaar in beiden Landeskirchen Chancen gehabt – wäre nicht die damalige und heute kaum noch vorstellbare Pfarrerschwemme so eklatant gewesen. Doch das fast Unmögliche trat ein: Karin Klaffehn wurde im Rahmen eines Assessment-Centers für eine Stelle ausgewählt, wenn auch die Freude getrübt war: Zwei kleine Kinder hatte die Familie, der Ehemann sollte zeitgleich sein Vikariat in Alsfeld beginnen, und Karin Klaffehn hätte sehr gerne zunächst eine halbe Stelle genommen, doch es hieß: „Ganz oder gar nicht.“ „Die Kirche war damals noch sehr unflexibel“, kommentiert die Pfarrerin heute. Der damalige Propst Klaus Eibach erkannte das Potenzial der jungen Theologin und wollte sie sehr gerne in Lauterbach in dem Team von Pfarrer Heinrich Meyer und Pfarrer Volker Jung haben. Gerade die Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem jungen Pfarrer Volker Jung war Gold wert – in dieser Situation und auf der ersten Stelle sowieso. „Bei der Vorstellung im Lauterbacher Team bin ich meinem Bauchgefühl gefolgt“; erinnert sich Karin Klaffehn.
In dieser Situation hielt ihr ihr neuer Kollege den Rücken frei: „Du machst erstmal die basics, das, was du schaffst – den Rest bekommen wir gemeinsam schon irgendwie hin.“ Ende 2001 kam ihr Mann mit ins Team, Anfang 2002 Pfarrerin Astrid Stephan. Das junge Vierergespann hatte viele neue Ideen und konnte gemeinsam und mit den dafür offenen Gemeindegliedern und KV-Mitgliedern in Lauterbach und Heblos auch viel davon umsetzen.
„Dafür liebe ich meine Kirche“, sagt die begeisterte Pfarrerin noch heute: Sie kenne keine bischöflich verfasste Kirche, in der Pfarrerinnen und Pfarrer so frei wären. „Es ist nicht hierarchisch, vieles kann vor Ort in den Gemeinden entschieden werden; sagt sie. Da sie die dritte Pfarrerin in den Lauterbacher Gemeinden war und neben dem Petrusbezirk noch Heblos und Rimlos unter ihren Fittichen hatte, hatte die Familie von Anfang an kein Pfarrhaus und wohnte gerne zur Miete in Heblos zwischen den Bauernhöfen. „Im Nachhinein hat sich alles gut gefügt“, sagt sie, denn heute wohnt sie in einem eigenen Haus, das ihre Tochter, eine Architektin, für sie entworfen hat. Eine Wohlfühloase in Lauterbach mit Bienen, Hühnern und einem Hund – Blick auf die Stadtkirche inklusive.
„Durch die Arbeit in unterschiedlichen Gemeinden habe ich früh gelernt, dass man unterschiedliche Ort auch unterschiedlich bespielen kann und muss“, so ein Fazit der vielen Berufsjahre. „Das ist nicht immer einfach, aber die Ergebnisse können sich sehen lassen.“ Dabei denkt sie an wohltätige Gemeindefeste in Heblos und kulturelle Veranstaltungen im städtischen Umfeld. Für ihr Pfarrteam hat es sich stets gelohnt, gut zusammenzuarbeiten, resümiert Karin Klaffehn.
Als ersten großen Einschnitt in Lauterbach empfand sie es, als Volker Jung, damals Dekan, 2009 Kirchenpräsident wurde; ihr Mann folgte auf die Dekanestelle. „Es war viel im Wandel, und wenn ich mich zu Anfang noch im Windschatten von Volker Jung bewegt hatte, war ich nun die Konstante im Pfarrdienst.“ Sven Kießling und Dorothea Ernst kamen ins Team, später folgte Dorothea Göbel, als Ernst wieder ausschied. Der zweite große Einschnitt war die Trennung von ihrem Mann im Jahr 2016. Doch auch da blieb Lauterbach die Konstante in ihrem Leben.
Ihr Engagement für die Kirche führte Karin Klaffehn 2009 in die Kirchensynode. Als gewähltes Mitglied vertrat sie dort sechzehn Jahre lang die Belange des Dekanats Vogelsberg im Besonderen und des ländlichen Raums im Allgemeinen. Auch hier lobt sie die Möglichkeiten der demokratischen Mitbestimmung, die die EKHN bietet. Auf Augenhöhe habe sie jede Diskussion und jede Entscheidungsfindung erlebt, sagt die Pfarrerin, auch wenn einige Entscheidungen nicht so ausfielen, wie sie es sich gewünscht hätte. Ihr Amt als Kirchensynodale hat sie nun aufgegeben. Nicht wegen der neuen Kirchenpräsidentin, sondern weil sie merkte, dass sie etwas lassen muss. „Die Zeit, die wir haben, wird kostbarer.“ Sie will davon mehr mit ihren Kindern und Enkelkindern verbringen, weniger verplant sein, gerade an den Wochenenden.
Den Reformprozess ekhn2030 hält sie für nötig und spannend, wenn auch herausfordernd. Mit Blick auf die Nachbarschaftsräume findet Karin Klaffehn es wichtig, für alle Gemeindeglieder präsent zu sein, auch wenn die Seelsorgebezirke bleiben sollen und die Menschen nach wie vor „ihre Pfarrerin oder ihren Pfarrer“ haben. Ihr Hang zur Teamarbeit wird für sie in diesem Prozess genauso von Vorteil sein, wie die Einblicke in verschiedene Kirchengemeinden, ihre Offenheit für die Menschen und ihre tiefe Verbundenheit mit der Kirche. Karin Klaffehn sagt, sie bleibe bis zur Rente in ihrem Nachbarschaftsraum. Gute Aussichten für die Menschen dort, für das Dekanat und die Kirche an sich.
Die Jubiläumsgottesdienste feiert Karin Klaffehn gemeinsam mit ihren Gemeinden am kommenden Sonntag um 10 Uhr in der Lauterbacher Stadtkirche und um 18 Uhr in der Hebloser Kirche.
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