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Heute ist der Europäische Tag des Notrufs 112 – Rund 24.000 Notrufe im Jahr in der Vogelsberger LeitstelleDie Nummer, die Leben rettet

VOGELSBERGKREIS (ol). Am Europäischen Tag des Notrufs am 11. Februar wird die Bedeutung der europaweiten Notrufnummer 112 hervorgehoben. Die Leitstelle im Vogelsbergkreis nimmt täglich bis zu 70 Notrufe entgegen und koordiniert lebensrettende Einsätze. Doch trotz gestiegener Anrufzahlen wird die Notrufnummer oft für Bagatellen missbraucht, was wertvolle Ressourcen bindet.

112 – diese Nummer kann Leben retten, mehrfach am Tag, hundertfach im Monat, tausendfach im Jahr. Diese Nummer wird immer dann gewählt, wenn es heikel wird – bei einem Unfall, bei einem Brand oder bei einem medizinischen Notfall. Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und darüber hinaus. Es gibt sogar einen „Europäischen Tag des Notrufs“ – passenderweise am heutigen 11.2. Grund genug, einmal hinter die Kulissen zu blicken und zu beobachten, wie so ein Notruf in der Leitstelle des Vogelsbergkreises abgearbeitet wird, berichtet die Kreisverwaltung in einer Pressemitteilung.

„Hat er so etwas schon einmal gehabt? Hat er Druck auf der Brust? Atembeschwerden?“, routiniert stellt Philipp Adamietz seine Fragen, versucht, die Anruferin am anderen Ende der Leitung zu beruhigen. Das gelingt ihm, kann er doch versprechen, dass die Kollegen gleich da sein werden. Auf dem großen Monitor wird sogar deren exakte Anfahrtszeit angezeigt: „In zweieinhalb Minuten sind Rettungswagen und Notarzt vor Ort“, sagt Adamietz.

Foto: Vogelsbergkreis

Derweil organisiert sein Kollege Jan Schmolk am anderen Arbeitsplatz gerade einen Krankentransport. Eine ältere Dame muss vom Krankenhaus aus in ein Pflegeheim gebracht werden. Dann der nächste Anruf, wieder geht es um Schmerzen in der Brust. Und wieder wird die entscheidende erste Frage formuliert: Wo ist der Ort des Notfalls? „Wir fragen immer zuerst nach dem Ort, denn wenn die Telefon-Verbindung aus irgendeinem Grund abbrechen sollte, dann wissen wir wenigstens, wohin unsere Helfer fahren müssen. Alle weiteren Maßnahmen können dann vor Ort eingeleitet werden. Und sollte man mal nicht genau wissen, wo man sich befindet, können wir den Notruf über Mobiltelefon sogar orten“, schildert Kreisbrandinspektor Marcell Büttner den Hintergrund.

Etwa 60 bis 70 Notrufe gehen im Schnitt pro Tag in der Leitstelle ein – zum Teil auch unberechtigt. „Vor allem nach dem Wochenende, wenn montags die Wartezimmer der Arztpraxen voll sind, klagen Leuteplötzlich über Schmerzen. Oder auch am Mittwochnachmittag, wenn die Hausärzte geschlossen haben“, berichtet Adamietz. Sein Kollege Schmolk erzählt von aufgeregten Eltern, die die Leitstelle anrufen, weil das Kind 38,5 Grad Fieber hat. Oder von Patienten, die seit drei Wochen unter Rückenschmerzen leiden „und die haben dann den Irrglauben, sie kämen mit dem Rettungswagen schneller in die Notaufnahme.“

Foto: Vogelsbergkreis

„Was die alle nicht bedenken: Bei einem solchen Einsatz, der ja keiner ist, ist der Rettungswagen trotzdem eine bis anderthalb Stunden außer Gefecht gesetzt. Das bedeutet: Er steht nicht zur Verfügung, wenn ein echter Notfall eintritt“, ärgern sich die Männer aus der Leitstelle.

Insgesamt hat die Anzahl der Notrufe zugenommen: Vor fünf Jahren waren es 18.500 Anrufe, in der Corona-Zeit stieg die Zahl der Anrufe auf mehr als 28.000, im vergangenen Jahr waren es knapp 24.000 Notrufe. Darunter auch dramatische, denn immer wieder komme es vor, dass die Leitstellen-Mitarbeiter Angehörige per Telefon anleiten, den Patienten zu reanimieren. „Das hatten wir heute Vormittag schon“, erzählt Jan Schmolk, „das kommt drei- bis viermal in der Woche vor.“ Und selbst eine Geburt hat Philipp Adamietz schon am Telefon begleitet. „Sechs Minuten nach dem Notruf war das Kind da“, erinnert er sich gerne zurück.

Jan Schmolk, Philipp Adamietz und die Kollegen aus der Leitstelle sind rund um die Uhr für die Vogelsberger da, koordinieren die Hilfe an 365 Tagen im Jahr. Es ist so einfach: Die 112 anwählen und schon wird geholfen. Was aber wenn bei einem Großschadensereignis – beispielsweise einem flächendeckenden Stromausfall – die Leitstelle einmal nicht zu erreichen wäre? Wer hilft dann? An wen kann man sich wenden? Was ist mit der Eigenverantwortung? Was muss ich zu Hause haben, um in den ersten 72 Stunden alleine zurechtzukommen? Genau diese Fragen werden die Mitarbeiter des Vogelsberger Amtes für Gefahrenabwehr in den nächsten Wochen und Monaten beantworten. Wir starten eine kleine Serie rund um das Thema Bevölkerungsschutz mit vielen wertvollen Tipps und hilfreichen Informationen. So werden wir in der nächsten Pressemitteilung dieser Reihe über die verschiedenen Alarmtöne und ihre Bedeutung berichten, berichten die Mitarbeiter weiter.

Hintergrund: Europäischer Tag des Notrufs

Der Tag des Europäischen Notrufs wird seit 2009 jedes Jahr am 11.2. durchgeführt, um die 112 in ganz Europa bekannter zu machen. Dieser Notruf gilt in der Europäischen Union, aber auch in Andorra, auf den Färöer-Inseln, in Island, Liechtenstein, Norwegen, San Marino, in der Schweiz, Türkei, Vatikanstadt, in Bosnien und Herzegowina und Russland.

Wie setze ich einen Notruf ab

Die Mitarbeiter der Leitstelle fragen bei der Meldung die wichtigsten Daten ab.

Wo ist der Ort des Notfalls?

Ganz wichtig: Straßenname, Hausnummer, Name bzw. Firma und Art des Gebäudes, Hauseingang, Etage und Informationen zu möglichen Zufahrtswegen. Falls der Notfallort schwer zu finden ist, ist es hilfreich,wenn eine Person an der Straße wartet und den Sanitätern den Weg weist.

Was ist passiert?

Der Anrufer beschreibt die Notfallsituation sowie Art und Anzahl der Verletzungen, die Symptome und den Zustand der Betroffenen. Liegen lebensbedrohliche Krankheiten vor, sollte mitgeteilt werden, seit wann sich die verletzte Person in dem Zustand befindet.

Wie viele Personen sind betroffen?

Je nach der Anzahl der Verletzten müssen unterschiedlich viele Fahrzeuge alarmiert werden. Auch die Information, ob Kinder betroffen sind, ist wichtig.

Wer meldet den Notfall?

Name und Telefonnummer des Anrufers sind nötig, damit die Leitstelle den Anrufer gegebenenfalls noch einmal kontaktieren kann.

Warten auf Rückfragen. Erst wenn der Mitarbeiter der Leitstelle alle benötigten Informationen hat, darf der Anrufer auflegen, heißt es.

Wann rufe ich welche Nummer an?

– Die 112 ist die Notrufnummer für alle lebensgefährlichen Situationen, wenn man selbst oder eine andere Person in einer akuten Notlage ist und sofort Hilfe braucht.

– Wenn man sich hingegen krank fühlt, erkältet ist, oder wenn einem einfach nur übel ist, dann sollte man sich zuerst an die Hausarztpraxis wenden.

– Wenn die Hausarztpraxis geschlossen ist, dann ist die 116 117 anzuwählen. Dort kann man mit einem Arzt sprechen, die Beschwerden schildern und die weitere medizinische Versorgung beraten.

– Bevor der Rettungsdienst verständigt wird, sollten sich Patienten mit minderdringlichen Beschwerden eigenständig zum Hausarzt begeben, sich von Familie oder Freunden fahren lassen oder ein Taxi rufen.

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