Gesellschaft0

Intergenerationelles Kunstprojekt inspiriert Senioren und Praktikanten in AlsfeldKunstprojekt „Skulpturen der Lebensfreude“ vereint Generationen im Haus Stephanus

ALSFELD (ol). Im Alsfelder Haus Stephanus schafft das Kunstprojekt „Skulpturen der Lebensfreude“ eine kreative Brücke zwischen Generationen. Senioren, Praktikanten und Handwerksbegeisterte arbeiten zusammen an kunstvollen Skulpturen und erleben dabei die Magie gemeinsamer Schaffensprozesse und alter Melodien. Das Projekt fördert nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch Geduld und Empathie.

In der Werkstatt des Lebens, wo Zeit nicht als Gegner, sondern als treuer Begleiter gesehen wird, entstehen mit jeder Berührung, jedem Pinselstrich und jeder Idee neue Geschichten. So geschehen am Marktplatz, der Event-Location und dem kulturellen Herzen des Alsfelder Alten- und Seniorenheims, wie das Haus Stephanus in einer Pressemitteilung berichtet.

Das noch bis Mai dieses Jahres laufende Kunstprojekt „Skulpturen der Lebensfreude“ erweise sich nicht nur als handwerkliches Unterfangen, sondern als ein Symbol für Zusammenhalt und generationsübergreifende Kreativität. Das Projekt ist Teil des Landen-Hessen-Förderprogramms „Altenheim: Mitten im Leben“. Es wird vom Kulturverein Landenhausen maßgeblich getragen. Noch vor dem Sommerbeginn sollen die Ergebnisse öffentlich präsentiert werden. Federführend in der Anleitung der künstlerischen Arbeit sind Gerlinde Kielburger und ihr Ehemann Thomas Kielburger, unterstützt von Ingrid Schwiddessen, Christel Steinert und Heidi Höll – eine erfahrene Generation zwischen 60 und 72 Jahren, die ihr Wissen mit Herzblut weitergibt.

Es ist ein Bild, das in Erinnerung bleibt: Junge Praktikanten, routinierte Handwerker und betagte Bewohner vereint in einem künstlerischen Schaffensprozess, der über bloße Gestaltung hinausgeht. Die Jüngste unter ihnen ist 64 Jahre alt, die Älteste zählt ein ganzes Jahrhundert Lebenserfahrung. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses Stephanus schauen zu, geben Ratschläge, lassen sich inspirieren – und erleben, wie aus Draht, Gips und Spachtelmasse eine 1,80 Meter hohe Figur erwächst.

Während die stille Generation unter den Bewohnern, die „Traditionalisten“, das Kunstprojekt wie ein großes Kino genießt und sich von dem kreativen Geschehen unterhalten lässt, arbeiten die Babyboomer und die „Generation Z“ aktiv am Werk. Dabei entdecken sie nicht nur ihr handwerkliches Geschick, sondern auch neue Perspektiven auf Kunst und Gemeinschaft.

Praktikum mit Mehrwert

Besonders wertvoll erweist sich die Teilnahme der Jahrespraktikanten der Max-Eyth-Schule, die sich entweder auf ihr Fachabitur vorbereiten oder nach dem Praktikum eine fachpraktische Ausbildung im Sozialwesen anstreben. Für viele von ihnen ist es die erste intensive Erfahrung mit Senioren und kreativer Betreuung. „Ich hasse eigentlich Kunst“, räumt eine Praktikantin am Ende des jüngsten Projekttages zu. „Aber dieses Projekt macht mir so viel Spaß, dass ich beim jüngsten Projekttag gar nicht mehr aufhören wollte.“ Die junge Generation wird nicht nur handwerklich gefordert, sondern lernt auch, wie wichtig Geduld, Empathie und generationsübergreifende Kommunikation sind.

Während die Betreuungskräfte die Bewohner begleiteten und selbst aktiv am Kunstwerk mitarbeiten, sorgen die Pflegekräfte für eine gemütliche Atmosphäre mit Kaffee und Kuchen. Eine Betreuungskraft fasst ihre Begeisterung treffend zusammen: „Es ist sehr spannend und abwechslungsreich, mal was ganz anderes zu machen – nicht immer dasselbe!“

Erinnerungen aus Musik geformt

Doch nicht nur das gemeinsame Schaffen mit den Händen verbindet die Generationen. Auch die Musik wird zur Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. So erklangen während der kreativen Arbeit alte Schallplatten, und als plötzlich das Lied „Theo, wir fahr’n nach Lodz“ begann, geschah etwas Besonderes: Eine Angehörige wandte sich an ihre Mutter, die Ende Februar dieses Jahres ihren 100. Geburtstag feiern wird, und sagte mit einem Lächeln: „Mutter, dieses Lied haben Papa und du immer gern gesungen.“

Die alten Melodien entfalteten ihre Kraft – Bewohner stimmten mit ein, begannen zu erzählen, erinnerten sich an Tänze, gemeinsame Feste und die Zeit ihrer Jugend. Die Musik war mehr als nur eine akustische Untermalung; sie wurde zum unsichtbaren Faden, der Generationen verband und Erinnerungen lebendig machte. Währenddessen kümmerten sich die Pflegekräfte um Kaffee und Kuchen, und die Betreuungskräfte begleiteten und unterstützten die Bewohner nach Kräften.

Ein Projekt, das bleibt

Doch es geht um mehr als das bloße Kunstwerk – es geht um das Erlebnis des gemeinsamen Schaffens mit den Händen, um das Zusammenwirken verschiedener Generationen, die gemeinsam an einem Werk arbeiten. Es ist diese besondere Zeit, die nicht nur ein sichtbares Ergebnis hinterlässt, sondern bleibt als Erinnerung weiterlebt.
„Diese Momente sind so kostbar“, sagt Minh Luis, Projektkoordinatorin, die das Projekt mit ihrem Team gesteuert, organisiert und umgesetzt hat. „Sie bleiben im Gedächtnis, in Gesprächen, im Lächeln der Beteiligten.“
Und genau das ist der Kern dieses Kunstwerks: Es geht nicht allein um die fertige Figur, sondern um die Begegnungen, das gemeinsame Tun, das Überwinden von Vorurteilen. Handwerk mehr ist als Technik – es ist eine Sprache, die alle Generationen verbinden und verstehen.

Fotos: Minh Luis

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren