Junge Menschen sind relevant für Politik und Politik ist relevant für sieSchülerinnen und Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule stellten Politikerinnen und Politikern Fragen zur Bundestagswahl
LAUTERBACH (ol). In einer interaktiven Veranstaltung der Alexander-von-Humboldt-Schule hatten Schüler die Gelegenheit, Politiker verschiedener Parteien vor der Bundestagswahl direkt zu befragen. Im Fokus standen drängende Themen wie der Ukraine-Krieg, die Schuldenbremse und die Rolle von Migranten im Sozialsystem. Die Veranstaltung bot den Jugendlichen die Möglichkeit, ihre politischen Fragen offen zu diskutieren und das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass ihre Anliegen in der Politik relevant sind.
„Ins Licht: Schein(en) und Sein“ – ein poetisches und ambitioniertes Motto zugleich hat die Schulgemeinde der Alexander-von-Humboldt-Schule in diesem Schuljahr gewählt. Wie gemacht für eine Veranstaltung, die die Akteure der Politik ins Licht stellt und versucht zu ergründen, was Schein und was Sein ist. Das Format „Schülerinnen und Schüler fragen Politikerinnen und Politiker vor der Wahl“ hat Tradition an dem Lauterbacher Gymnasium und konnte auch in diesem Jahr wieder stattfinden, wie es in einer Pressemitteilung der AvH heißt.
Dazu hatten sich Mitte Dezember Michael Brand (CDU, Direktkandidat Wahlkreis Fulda), Frederik Frimmel (SPD-Ortsverein Lauterbach, Juso, ehemaliger Schüler der AvH), Pierre Lamely (AfD, Direktkandidat Wahlkreis Fulda), Marie-Louise Puls (Bündnis 90/Die Grünen, Direktkandidatin Wahlkreis Fulda), Andreas Rethagen (FDP, Direktkandidat Wahlkreis Schwalm-Eder-Kreis) und Dietmar Schnell (Die Linke, Kreistagsmitglied, ehemaliger Schüler der AvH) in der Aula der Schule eingefunden. „Ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, könnt heute selbst überprüfen, ob der Anschein, den ihr von Politikerinnen und Politikern habt, sich auch tatsächlich bestätigt“, lud Schulleitungsmitglied Oliver Stoy, Fachlehrer für Politik und Wirtschaft, die jungen Erwachsenen der Q1 und Q3 ein, mit den Gästen in den Austausch zu treten. Für viele der Schülerinnen und Schüler wird die Bundestagswahl, die voraussichtlich im Februar nächsten Jahres stattfindet, der erste Gang an die Wahlurne sein. „In diesen turbulenten Zeiten ist es umso wichtiger, sich über politische Konzepte auszutauschen und ein eigenes Bild zu machen“, betonte Stoy. Er zeigte sich sehr erfreut, die sechs Teilnehmenden für das Podium gewonnen zu haben, die sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler stellten. Auch Schulleiterin Gitta Holloch begrüßte die Anwesenden. Sie lud zu Gesprächen bei Kaffee und Snacks ein und lobte das Format, in dem Schülerinnen und Schüler direkt in den Austausch mit Politikern kommen, statt sich Podiumsdiskussionen passiv anschauen zu müssen.
Für jede Jahrgangsstufe gab es eine Veranstaltung mit den Gästen, zu der jeweils 130 Schülerinnen und Schüler kamen. An Tischgruppen warteten die Fragenden auf die Politiker, die sich jeweils zwölf Minuten lang den Themen der jungen Menschen widmen konnten. Dann zogen die Gäste weiter an den nächsten Tisch – sechs Runden lang, bis alle Mitglieder der Parteien jeder Gruppe einmal Rede und Antwort gestanden hatte. Sehr professionell moderiert wurden beide Gesprächsrunden von den Schülern Anton Karl und Lukas Grahm aus dem Q1-PoWi-LK von Sebastian Recklies. Sie riefen vor der Veranstaltung dazu auf, kritisch zu hinterfragen und im Nachgang einen Faktencheck zu machen, da viele interessante Dinge behauptet, aber nicht immer auch ausreichend erklärt wurden.
Mitgebracht hatten die Schülerinnen und Schüler viele Fragen, dabei zeigten sie auch jede Menge Wissen über die Inhalte, die sie interessierten: Ein großes Thema war der Krieg in der Ukraine und die Gefährdungslage in Deutschland: Könnte Deutschland in den nächsten Jahren von Russland angegriffen werden? Und kann man überhaupt ausreichend Geld in Bereichen wie dem Bürgergeld einsparen, um die Bundeswehr mit den benötigten Milliarden auszustatten? Wie sieht es mit den Migranten in Deutschland aus: Zahlen sie tatsächlich mehr in das Sozialsystem ein, als sie aus diesem herausziehen?
Ein großes Thema war die Schuldenbremse, zu der die anwesenden Politiker naturgemäß unterschiedliche Haltungen haben: Ist sie wichtig, um die kommenden Generationen nicht zu belasten oder sollte vielmehr in die Zukunft investiert werden – in die Zukunft der jungen Menschen? Hier waren auch die Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Meinung, und es wurde einmal mehr deutlich, dass viele Themen sehr komplex sind, heißt es. So kam aus der Schülerschaft auch die Frage nach einem Sondervermögen für Forschung und Bildung. Dies sei dringend nötig, da Deutschland keine Rohstoffe hat und daher vielmehr auf Innovation und Entwicklung setzen müsse.
Die jeweils anderthalb Stunden in der wertschätzenden Atmosphäre der AvH gingen sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die anwesenden Politikerinnen und Politiker schnell vorbei. Letztere waren sehr dankbar über die Gelegenheit zum Austausch und begeistert vom Interesse der jungen Leute. Während die Schülerinnen und Schüler der Q1 viele innenpolitische Dinge abfragten und die Situation der Demokratie beleuchteten, war die Q3 sehr an internationalen Themen interessiert. „Das hat mit Stoff in der Q1 und Q3 im Fach PoWi zu tun“, erklärte Sebastian Recklies. Auch die Schülerinnen und Schüler gingen mit einem positiven Gefühl aus der Veranstaltung heraus: Für sie bedeutete der Dialog mit den Politikerinnen und Politkern, dass sie relevant für die Politik sind und gehört werden.
Fotos: Oliver Stoy
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