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Staatssekretär Ruhl im GesprächJägervereinigung Lauterbach und Hegegemeinschaft Lauterbach führen engen politischen Austausch

LAUTERBACH (ol). Die Jägervereinigung und Hegegemeinschaft Lauterbach haben kürzlich mit Staatssekretär Michael Ruhl aktuelle Herausforderungen der Jägerschaft erörtert. Themen waren unter anderem die Regulation invasiver Arten, die Entsorgung von Wildunfällen, Jagdsteuer und Ausbildungshürden. Ruhl zeigte Verständnis und versprach Unterstützung bei Reformen.

Die Hegegemeinschaft Lauterbach mit Vorsitzendem Oliver Mitze und der Vorsitzende der Jägervereinigung Lauterbach Horst Ludwig nebst Lauterbachs Stadtverordnetenvorsteher und Jäger Gunther Sachs nutzten kürzlich die Gelegenheit, sich mit dem Staatssekretär Michael Ruhl aus dem Jagdministerium über die vielseitigen Aufgaben und aktuellen Probleme der örtlichen Jägerschaft auszutauschen, das berichtet die Jägervereinigung Lauterbach in einer Pressemitteilung.

Die Aufgaben eines Jägers sind weit gefächert, an erster Stelle stehen grundsätzlich der Schutz, die Förderung und der Erhalt der artenreichen und gesunden Tierwelt. Die Entnahme von Wild erfolgt immer, auch wenn manchmal anders dargestellt, unter dem Nachhaltigkeitsgrundsatz, unterstreicht Gunther Sachs.

Zu Beginn des Gespräches erläuterte Horst Ludwig, dass Themen wie die Bejagung der Beutegreifer, wie zum Beispiel den Waschbären, innerhalb von Dörfern und Städten intensiver wird. Der Waschbär ist gebietsfremd und hat extreme Auswirkungen auf andere Arten und Lebensgemeinschaften. Er tritt mit einheimischen Arten in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen und verdrängt diese. Deshalb ist auch durch die EU- Kommission die strikte Reduzierung invasiver Arten, also auch des Waschbären vorgesehen.

Weiterhin kümmere sich in der Regel die Jägerschaft um Wildunfälle, erlöse verletztes Wild und entsorge die verendeten Wildtiere. Die Entsorgung der zu beseitigenden Wildkadaver seien deutlich gestiegen. Dazu schlug Ludwig vor, wie am Beispiel von Baden-Württemberg, kostenlose Sammelstellen einzurichten.

Oliver Mitze ergänzte, dass bei der Fallenjagd eine Ausweitung der Erlaubnis zur Anwendung elektronische Fallenmelder die Arbeit erleichtern würde, indem die tägliche persönliche Kontrolle der Falle bei Anwendung eines Fallenmelders wegfällt. Auch eine Abschaffung der Schonzeiten würde eine effektivere Bejagung möglich machen. Die zur Aufzucht der Jungtiere notwendigen Elterntiere werden dabei selbstverständlich trotzdem geschützt.

Auch die aktuelle Waffengesetzverschärfung und die damit verbundenen Hindernisse bei der Jagdausübung wurden kritisch angesprochen. Des Weiteren wurde in dem Gespräch deutlich, dass die Jagdsteuer, die der Vogelsbergkreis erhebt, aus der Zeit gefallen sei. Die Steuer wurde als eine Art Luxussteuer begründet. Diese Begründung konterkariert aber die ehrenamtlichen Bemühungen der Jägerschaft, die sich heute nicht hauptsächlich aus gut betuchten Jägerinnen und Jägern zusammensetzt, betonte Ludwig. Dem stimmte Ruhl ausdrücklich zu und hob besonders das Engagement der Jägerschaft hervor, unter anderem bei der Wildschadensverhütung, verschärfte Schwarzwildbejagung zur ASP-Prävention, Verminderung der Verbiss-Schäden oder die Kitzrettung. „Dieses Engagement wird oft nicht in der Gesellschaft wahrgenommen“, so Ruhl. Die Koalition in Wiesbaden spricht sich für eine hessenweite Abschaffung der Jagdsteuer aus, um den Einsatz durch die Jägerschaft anzuerkennen, was natürlich bei den drei Jägern Anklang findet.

Hegemaßnahmen, wie etwa die artgerechte Fütterung zu Notzeiten, die Anbringung von Wildwarnreflektoren zur Vermeidung von Verkehrsunfällen, die Freilegung von Wildäckern- und Wiesen sowie die Schaffung von Ruhezonen für Wildtiere kamen ebenfalls zur Sprache. Ziel der Hege sei ein artenreicher, gesunder Wildbestand. Sie schließe auch die Pflege und Sicherung der Lebensgrundlagen der Wildtiere – ihres Lebensraums – ein. Bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind laut Hessischem Jagdgesetz durch die Jäger besonders zu schützen. Sie haben die Vielfalt der wildlebenden Tiere und Pflanzen in ihrem Naturraum zu erhalten, heißt es. Das gelte auch, wenn die Tiere nicht zum jagdbaren Wild zählen oder schon seit langem ganzjährig geschont seien, wie zum Beispiel Greifvögel oder die im Vogelsberg vorkommende Wildkatze oder der Schwarzstorch. „Wir Jäger müssen für Revierarbeiten mehr Zeit und Geld aufwenden, wie zum Beispiel Bau und Pflege von Reviereinrichtung und Wildäsungsflächen, als für die eigentliche Jagd“, verdeutlicht Sachs.

Um die vielfältigen Aufgaben gewissenhaft vornehmen zu können, bedürfe es einer anspruchsvollen Ausbildung der zukünftigen Jäger, die von der Jägerschaft, in eigener Verantwortung durchgeführt werde. Die Anforderungen bei der Jägerausbildung haben sich deutlich verschärft, wie es heißt. Neben umfangreichen Gesetzesänderungen, im Besonderen im Jagd-, Tierschutz- und Naturschutz- sowie dem Waffengesetz, sei auch die ständige Verschärfung der Wildbret-Hygiene eine hohe Hürde.

Die Ausbildung schließt ab, mit der schriftlichen-, mündlich-praktischen- und der Schießprüfung unter den Augen der oberen Jagdbehörde. Besonders das Übungsschießen bereite Probleme während der Ausbildung, da die Schießstandkapazitäten nicht ausreichen und der Schießlärm die Anlieger belastet, so heißt es. Übungsschießen auf bewegte Ziele und Kontrollschüsse erfordern weiterhin Schießstandkapazitäten berichtet Ludwig.

Michael Ruhl führte aus, dass es Fördergelder für An- und Ausbaumaßnahmen an Schießständen gebe, um die notwendige Schießausbildung sicherzustellen. Zugleich könnten in einen solchen Umbau gegebenenfalls auch Lärmschutzmaßnahmen einbezogen werden, ergänzt Gunther Sachs.

Die Probleme mit der aktuellen Regelung bei Mittelanmeldung für die Hegegemeinschaften wurde von Oliver Mitze deutlich gemacht: „Anstatt weniger Bürokratie zu erzielen, haben wir hier mehr.“ Er plädiert für eine Senkung der Schwellenwerte für Zuschüsse und eine Verschlankung der Regelungen. Ansonsten sehe er die finanzielle Sicherheit der Hegegemeinschaften als nicht zukunftssicher an. Staatssekretär Ruhl nimmt diese Vorschläge gerne mit nach Wiesbaden, hieß es weiter.

Auch die Ungleichbehandlung bei der Hundesteuer wurde von Horst Ludwig thematisiert. Beispielsweise werden geprüfte Jagdhunde in Lauterbach nicht von der Hundesteuer befreit, obwohl Jagdausübungsberechtigte gesetzlich verpflichtet sind, einen brauchbaren Hund zu führen. Hierbei verwies Ruhl, der in Herbstein auch Stadtverordneter ist, auf die Zuständigkeit der Städte und Gemeinden hin. Die Stadt Herbstein habe Jäger, die nachweislich einen brauchbaren Jagdhund führen, von der Steuer befreit. Aus Sicht des Staatssekretärs liege daher kein gesetzlicher Hinderungsgrund für die Befreiung in Lauterbach vor. Dies nahmen die Lauterbacher Stadtverordneten Mitze und Sachs gerne auf.

„Mit unseren Aufgaben verstehen wir uns als Naturschützer und -nutzer, die mit den Landwirten und Förstern gemeinsam unsere Landschaft und Tierwelt hegen und erhalten wollen“, schließen die drei Jäger ihre Ausführungen. Sie freuten sich, dass mit der neuen Hausspitze im Landwirtschaftsministerium, insbesondere mit dem einheimischen Staatssekretär Michael Ruhl, wieder mehr auf die Belange der Jägerschaft eingegangen werde.

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