Diamantenes Abitur: Jubiläum nach sechs JahrzehntenAbiturjahrgang 1963/64 der Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld feiert 60-jähriges Jubiläum im Vereinsheim des Alsfelder Schwimmvereins
ALSFELD (ol). Der Abiturjahrgang 1963/64 der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld feierte kürzlich sein 60-jähriges Jubiläum im Vereinsheim des Alsfelder Schwimmvereins. Organisiert von Mike Schweisgut, bot das Treffen eine Gelegenheit für die ehemaligen Schüler, sich an gemeinsame Erlebnisse zu erinnern und den verstorbenen Kameraden zu gedenken.
Es ist schon ein außergewöhnliches Bildungsjubiläum, das am Wochenende die Ehemaligen des Abiturjahrgangs 1963/64 der Albert-Schweitzer-Schule in harmonischer Runde vereinte: ihr Diamantenes Abitur. Wie auch schon bei den letzten alljährlich stattfindenden Treffen der Absolventen der seinerzeitigen 13 m und 13 s, also der Abiturienten mit Schwerpunkt auf die Sprachen oder die Mathematik und Naturwissenschaften, fand das Miteinander wieder im Ambiente des Sportheims des Alsfelder Schwimmvereins (ASV) am Erlenbad statt, das berichtet Dr. Ingfried Stahl, einer der Diamantenen Jubilare, in einer Pressemitteilung.
Einmal mehr hatte Organisator Mike Schweisgut schon sehr frühzeitig durch elektronische Kommunikation und Absprachen mit den Rundmailadressaten die Weichen für die Fixierung des Jubiläumstermins gestellt, so hieß es. Und zehn Ehemalige, teils auch mit ihren Frauen, seien wie auch in 2023 der Einladung gerne gefolgt. Aus dem Blick verloren hatte man sich ja dank des subjektiv empfundenen überaus schnell verflossenen Jahres keineswegs.
Das machte aber dem herzlichen „Hallo“ oder „Hi“ bei der Begrüßung am Nachmittag und mit kleinem Sektempfang keinen Abtrag. Die Freude über das Wiedersehen und die Gedankenaustausche der noch keineswegs greisenhaft auftretenden Ex-Abiturienten, die sich dann anschließen sollte, war unübersehbar. Ihre Geburtsjahrgänge variieren zwischen 1943 und 1945. Mithin haben sie mehrheitlich bereits die 80 Jahre überschritten, zählen aber nach moderner gerontologischer Definition noch zu den „jungen Alten“, heißt es.
Es war auch ein nachhaltig geprägtes Treffen mit dankbarem Blick auf die sechs Jahrzehnte gemeinsam erreichten Bildungsabschlusses mit dem Zeugnis der Hochschulreife, wobei unausgesprochen der herzliche Dank der jetzigen betagten Senioren ihren Eltern, ihren Volksschullehrern und dann ihren Gymnasiallehrern im Hintergrund mitschwang. Vor allem den Volksschullehrern, die den Eltern die Weiterbildung ihrer befähigten Kinder auf dem Gymnasium empfahlen, sei hier zu danken.
Schaut man auf die Lebens- und Berufswege der damaligen ASS-Abiturienten – ihre ursprünglichen Berufswünsche wurden bereits im Jahresbericht 1963/64 dokumentiert –, so setzten sie ganz überwiegend ihre fachliche Weiterbildung und berufliche Spezialisierung an Universitäten wie in Gießen oder Marburg fort und schlossen sie mit Staatsexamina, Diplomen und auch Promotionen ab, bevor sie dann in das eigene Berufsleben starteten.
Ihre berufliche Erfüllung fanden dann die insgesamt 37 Abi-Kameraden in Tätigkeiten wie Ärzte, Rechtsanwälte, Richter, Volks- und Realschullehrer, Juristen, Forstdirektor, Apotheker, Zahnarzt und Exportkaufmann. Lediglich ein Physiker der 13 s sowie ein Chemiker der 13 m verblieben nach ihrer Promotion an der Universität und qualifizierten sich aufgrund ihrer wissenschaftlichen Forschungsarbeiten nach ihrer Habilitation für die Hochschullehre, so hieß es.
Vereint in dem gemeinsam empfundenen unermesslichen Bewusstsein der inneren Freiheit, die nur Bildung vermitteln kann, tauschten dann die jetzigen Jubiläums-Klassenkameraden noch so manche heiteren Erlebnisse aus ihrer Gymnasialzeit aus. Die bleiben einfach unvergesslich und animieren auch heute noch, nach nunmehr 60 Jahren und auf der Zielgeraden der eigenen irdischen Existenz, zu spontaner Heiterkeit und auch Lachen. Auch besinnliche Gedanken an die damalige Abschlussfeier in der neuerbauten Aula der ASS mit der Rede von Dr. Heinrich Rothley, dem Klassenlehrer der 16 Absolventen der 13 m – Jürgen Flechtner war Klassenlehrer der 21 AbsolventInnen der 13 s – wurden wieder lebendig.
Nach dem Kaffeetrinken mit regionalen Kuchenspezialitäten wie natürlich auch Salzekuchen gab dann Organisator Michael (Mike) Schweisgut einen detaillierten Einladungsbericht in alphabetischer Reihenfolge, wobei er auch die Nichtteilnahme einiger Abi-Kameraden mit deren E-Mail-Rückmeldungen erläuterte. Dabei wurde den Anwesenden auch schmerzlich deutlich, dass schon eine ganze Reihe von verstorbenen Abi-Kameraden – sechs aus der 13 m und 5 aus der 13 s – leider nicht mehr genannt werden konnten: Grund zum Innehalten und Gedenken.
Eine ganz besondere Überraschung war es dann, dass Ingfried Stahl etwa 14 Minuten Ausschnitte seiner damaligen Abiturfeier-Tonbandaufnahme in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule mit seinem Tablet abspielte. Zu hören waren „in der mit heißer Nadel gestrickten“ Zusammenstellung zum einen Teile der Festansprache von Dr. Heinrich Rothley, dem Klassenlehrer der damaligen 13 m, des damaligen Klassensprechers Andreas Achenbach und von Dr. Helmut Friedrich, dem Direktor der ASS. Beim Hören dieser Audios dürften manchen die essenziellen Sätze jener Ansprachen wieder ins Gedächtnis zurückgerufen worden sein wie das „Panta rhei – Alles fließt“ von Dr. Rothley und auch die bemerkenswert-gehaltvollen philosophisch akzentuierten Worte von Andreas Achenbach, der auch Dankadressen an die Lehrer und die Eltern richtete, sowie die Ansprache von Direktor Dr. Friedrich mit der nachfolgenden Übergabe der Reifezeugnisse an die Abiturienten 1964.
Bleibend nachgewirkt haben dürften dabei die mahnenden Worte des Direktors für die nun in einen neuen Lebens- und Weiterbildungsabschnitt wechselnden Abiturienten: „Und bei all den möglichen Titeln und Würden, die vielleicht einst auf sie zukommen: Vergessen Sie das Eine nicht, nämlich die Kontaktfähigkeit zu behalten zu den Mitmenschen, einerlei, ob er einen Titel besitzt oder keinen.“ Dr. Rothleys Ansprache war damals auch im Jahresbericht der ASS in vollem Wortlaut wiedergegeben und endete mit den tiefgründigen von Heraklit überlieferten Worten: „Ernsthaft gesprochen. Man muss bauen auf das allem Gemeinsame, wie eine Stadt auf ihr Gesetz, und noch viel fester. Denn alle menschlichen Gesetze ziehen ihre Nahrung aus dem einen Göttlichen. Denn das herrscht, so weit es nur will; es genügt allem und ist stärker als alles.“
Das frohe Beisammensein der Runde währte dann nach einem gemeinsamen Abendessen noch bis in die späten Abendstunden, sogar bis weit nach Mitternacht. An Gesprächsstoff mangelte es dabei zu keiner Zeit, hieß es. Dabei wurde auch aus diesem Kreise der explizite Dank an Mike Schweisgut und seine Frau Hannelore (Hanne) für die gelungene Organisation des „Diamantenen Abiturs“ zum Ausdruck gebracht. Mike und Hanne Schweisgut hatten auch in sorgfältiger Detailarbeit Bildwände mit Fotos und Zeitungsberichten im Vorraum des ASV-Heims aufgestellt, die natürlich bei den Teilnehmern des Diamantenen Abitur-Treffens in gelungenem nostalgischen Rückblick mit großem Interesse betrachtet beziehungsweise gelesen wurden.
Fotos: Ingfried Stahl
Wie jedes Jahr eine tolle Veranstaltung. Kann man dem Mike nur danken das er das Heft des Handelns wieder mal in die Hand genommen hat. Sowas tut den alten gut. Auf jeden Fall sinnvoller als sich mit den ollen Pharaonen zu beschäftigen. Kommt leider nur bei wenigen Jahrgängen vor das so etwas zustande kommt…..