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Das große "H" - Poetische Texte, ländliche Klänge und persönliche ErinnerungenLiterarisch-musikalische Wanderung mit Thomas Ruhl im Rahmen des mittelhessischen Kultursommers

HERBSTEIN (ol). In Herbstein findet eine besondere literarisch-musikalische Wanderung im Rahmen des mittelhessischen Kultursommers statt. Der gebürtige Herbsteiner Thomas Ruhl präsentiert poetische Texte und persönliche Erinnerungen in Verbindung mit ländlichen Klängen. Die Veranstaltung bietet eine einzigartige Reise durch die Stadtlandschaft und verspricht eine dreidimensionale Geschichtsbiographie.

Eine besondere Lesung im Sinne der Dorfspaziergänge von Peter Kurzeck wird es in dem Bergstädtchen Herbstein geben – einer außerordentliche Verbindung von poetischen Texten, ländlichen Weisen und Architekturerfahrungen – am Vorabend des Tages des offenen Denkmals, bei dem nun die ganze Stadt offen steht. Thomas Ruhl, der 1954 in Herbstein geboren wurde, holt mit seinen im sanften Staccato vorgetragenen Reflexionen die Erinnerung an seine Kindheit und Jugend zurück, das berichtet der Verein Karuszel Gebirgskulturen e.V. in einer Pressemitteilung.

Die Enge in einer katholischen Exklave in den 60er Jahren, der arbeitsreiche Alltag zwischen Lohnarbeit und Landwirtschaft, die immerwährenden Zurechtweisungen und  Verbote konnten schon manchem Kind das (seelische) Genick brechen, wenn sie nicht ihre Träume aufrechterhalten hätten. Und so verwunderte es nicht, dass  der ehemalige Oberministrant Thomas Ruhl zuerst in eine missionarische Ausbildung ins Kloster der Steyler-Missionspater in St. Augustin kam – Mexiko war das Ziel. Nach vier Jahren Klause  wechselte er ins theologische Studium nach Tübingen und wandte sich danach dem wirklichen Leben zu, in seinen Worten wollte er „das Evangelium leben“ und nicht  als Theologe darüber reden.

Welch geniale Entwicklung , dass er nun im Rentenalter die Worte wiedergefunden hat und in detailreichen Texten das Vergangene reflektiert und mit liturgischen Fetzen kombiniert, heißt es. Wie F.C. Delius in seinem letzten Buch „Darling, ist Delius, Erinnerungen mit großem A“ habe Ruhl seine kurzen Stücke alle mit dem Buchstaben H überschrieben und in ähnlicher Weise ein Kaleidoskop seines Lebens  entwickelt. An 24 Stationen, einmal „von der Kanzel“ der Stadtmauer, erfährt  das Publikum zum Beispiel von der ersten Konfrontation des Kindes mit dem Bolzenschussapparat des Vaters (er war Metzger), den leisen Beginn der Herbsteiner Foaselt sowie das wilde Ende in Saufgelagen und dem nicht endenden „Wallen“ an die Vierzehnheiligen im Osten der Herbsteiner Gemarkung.

„Wandern ist wie Denken“ hat der Spaziergangswissenschaftler und Kasseler Umwelt-Professor Lucius Burkhardt einmal gesagt und so erfährt das Publikum an den realen  Orten in der Stadtlandschaft eine dreidimensionale Geschichtsbiographie, heißt es.
Die Veranstaltung findet am 7. September um 19.30 Uhr auf dem Marktplatz Herbstein zu einem Unkostenbeitrag von 5 Euro statt.

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