Erfolgreiche interkulturelle Öffnung der Feuerwehren im VogelsbergkreisDie Welt im Vogelsbergkreis ein bisschen sicherer gemacht
VOGELSBERGKREIS (ol). Im Rahmen von Deutschkursen an der Volkshochschule präsentiert der Kreisbrandmeister und interkulturelle Berater der Feuerwehr im Vogelsbergkreis, Björn Preuß von Brincken, das hiesige Feuerwehrwesen und informiert über Notruf-Systeme. Mit bisher 700 geschulten Teilnehmern und 17 vermittelten Arbeitsstellen trägt das Projekt zur interkulturellen Verständigung bei und macht die Region ein Stück sicherer.
Deutschunterricht an der Volkshochschule – aber neben dem Pult ist ein Rauchhaus aufgebaut, davor stehen Feuerlöscher und auf dem Boden liegt eine Feuerwehrmontur samt Helm und Stiefel. Des Rätsels Lösung: Der Vogelsberger Kreisbrandmeister und interkultureller Berater der Feuerwehr, Björn Preuß von Brincken, ist mal wieder aktiv mit seinem Projekt zur interkulturellen Öffnung der Feuerwehren. Konkret heißt das: Er stellt Geflüchteten im Rahmen ihrer Deutschkurse das hiesige Feuerwehrwesen mit seinen Strukturen vor, er informiert über das Notruf-System und warnt nicht zuletzt vor Gefahren im Haushalt, die zu Verletzungen oder einem Brand führen können. Das macht er übrigens sehr erfolgreich: Knapp 700 Teilnehmer hat er bislang geschult, einige von ihnen waren so begeistert, sie sind in eine Feuerwehr eingetreten und haben über diesen Weg sogar einen Beruf gefunden, berichtet der Vogelsbergkreis in einer Pressemitteilung.
„Ich habe schon 17 Leuten eine Arbeitsstelle vermitteln können“, so die stolze Bilanz des Kreisbrandmeisters. Doch der Reihe nach: Preuß von Brincken packte schon während der Flüchtlingskrise 2015/16 tatkräftig mit an, war damals in der Einsatzleitung der Feuerwehr tätig, die die Unterkünfte in Alsfeld und Stadtallendorf betreute. Zwei Jahre später ließ er sich – auf Initiative von Kreisbrandinspektor Dr. Sven Holland – zum interkulturellen Berater ausbilden. Und er kam sehr schnell auf die Idee, die Arbeit der Feuerwehr in Deutschkursen an der vhs vorzustellen.
„Die Leute sind sehr interessiert, vor allem auch an den Strukturen unserer Feuerwehr, die sich so sehr von denen in ihren Heimatländern unterscheiden“, berichtet Preuß von Brincken. „Es gibt keine Freiwilligen Feuerwehren in Afrika, im Iran, in Syrien oder dem Irak, dort gibt es staatliche Strukturen. Natürlich hilft man sich, wenn es brennt, aber das ist eher als Nachbarschaftshilfe zu sehen, das Ehrenamt im klassischen Sinne wird dort nicht ausgeübt“, erzählt der Kreisbrandmeister. Deshalb stellt er im Unterricht natürlich auch dieses freiwillige Engagement in den Feuerwehren heraus. Zudem berichtet er von den verschiedenen Gruppen – von den Bambinis bis zur Ehren- und Altersabteilung – er informiert über Feuerwehr-Übungen und erzählt von diversen Einsätzen. Auch die Schutzkleidung, inklusive Atemschutz, präsentiert der Kreisbrandmeister in seinen Seminaren.
„Und dann gehe ich auf die Gefahren im Haushalt ein“, führt Preuß von Brincken weiter aus. Ganz realistisch zeigt er Situationen auf, wie sie sich tagtäglich ereignen könnten. In einem sogenannten Rauchhaus spielt er die Gefahrenlagen nach: Die alte Dame am Tisch, die mit ihrer Zeitung viel zu nahe an die brennende Kerze kommt, die Katze, die ein Elektrokabel anfrisst oder – der Klassiker – der Föhn auf dem Rand der vollen Badewanne. „Ich erkläre, auf was man achten muss. Ich zeige auf, wie man sich schützen kann“, schildert Preuß von Brincken. „Und ich kläre auf, was im Ernstfall zu tun ist.“ Übrigens nicht nur bei einem Brand, auch bei einer Verletzung oder bei Schmerzen. Preuß von Brincken zeigt auch den Unterschied zwischen ärztlichem Bereitschaftsdienst und Notarzt auf, letztendlich wird auch in der Gruppe geübt, wie ein Notruf abzusetzen ist.
Stolz ist der Brandmeister, dass sein Projekt, das seit 2018 am Start ist, noch immer kontinuierlich durch läuft und ganz viele Menschen erreicht. „Damit haben wir die Welt im Vogelsbergkreis ein bisschen sicherer gemacht“, lautet daher auch sein abschließendes Fazit.
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