„Die andere Hälfte steht in Frankfurt“Landrat Dr. Mischak besucht die Dorfmetzgerei Krug in Brauerschwend
BRAUERSCHWEND (ol). Die Dorfmetzgerei Krug in Brauerschwend hat sich erfolgreich auf Wochenmärkten im Rhein-Main-Gebiet positioniert. Der Betrieb wurde über Generationen hinweg weiterentwickelt und trotzt den Herausforderungen der Branche.
Noch vor 3 Uhr in der Nacht klingelt der Wecker. Kurz fertig machen, einen Kaffee für unterwegs, den LKW starten und los geht es in Richtung Frankfurt: für Kai Döring, Metzgermeister und Inhaber der Dorfmetzgerei Krug, gehört das seit Jahren zum Alltag. Denn die Metzgerei mit knapp 20 Mitarbeitern vermarktet all ihre Produkte auf verschiedenen Wochenmärkten im Rhein-Main-Gebiet. Bei einem Besuch im Produktionsbetrieb in Brauerschwend macht sich Landrat Dr. Jens Mischak ein Bild von dem Ort, an dem „Stracke“, Kartoffelwurst, Salami und Fleischprodukte hergestellt werden, das berichtet der Vogelsbergkreis in einer Pressemitteilung.
„Die Dorfmetzgerei Krug hat ihre Nische gesucht – und gefunden“, lobt Landrat Dr. Jens Mischak im Rahmen des Besuchs. Doch der Weg zum erfolgreichen Status Quo war nicht immer einfach. Die Anfänge des Familienbetriebs, bei dem bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Landwirtschaft im Vordergrund stand, liegen in Schwarz. Erst Ende der 50er-Jahre änderte sich das Schritt für Schritt. Ein Lebensmittelladen kam hinzu, und die Metzgerei wurde größer. 1990 stieg schließlich Schwiegersohn Volker Döring in den Betrieb ein und baute diesen weiter aus: Fünf Jahre später übernahm man eine Fleischerei in Lauterbach, betrieb mehrere Filialen und beschickte Supermärkte, bevor der Betrieb erneut umstrukturiert werden musste. 1998 stieg Sohn Kai Döring in den Betrieb ein, und der Fokus sollte sich einmal mehr ändern: Wochenmärkte im Rhein-Main-Gebiet standen zunehmend im Mittelpunkt.
Seit 2012 vertreibt die Dorfmetzgerei Krug ihre Produkte ausschließlich auf Wochenmärkten im Rhein-Main-Gebiet. „2013 sind wir dann mit der Produktion hier an den Standort in Brauerschwend umgezogen“, berichtet Metzgermeister Kai Döring. Dort hat der Familienbetrieb seine neue Bleibe gefunden und immer wieder in die zuerst gepachtete ehemalige Fleischerei Reis investiert. „Bis zum Kauf in 2022 haben wir viele Maschinen in der Produktion erneuert, und sie so an unsere Bedürfnisse angepasst“, sagt Döring, der dort aktuell mit vier Gesellen und mehreren Aushilfen Wurst produziert und Fleisch verarbeitet. „Die andere Hälfte der Metzgerei steht allerdings in Frankfurt“, merkt er an.
Denn von Brauerschwend aus werden über die Woche verteilt aktuell drei Märkte mit Verkaufswagen angefahren. Dort hat sich über Jahrzehnte hinweg eine ganz besondere Struktur aus Stamm- und Neukunden gebildet, denn „in Frankfurt gibt es weniger Metzger als in Lauterbach“, meint Volker Döring. Auch wüssten die Menschen im Rhein-Main-Gebiet die Qualität aus dem Vogelsberg zu schätzen. Die Schweine und Rinder kommen aus dem Gründchen, werden in Fulda geschlachtet und in Brauerschwend verarbeitet. Diese Regionalität sorge für Qualität, sind sich die Fachleute einig. Ein Punkt, den die Kundschaft in Frankfurt gerne honoriert, betont Volker Döring und nennt damit einen wichtigen Faktor für die Wahl des Geschäftsmodells. Denn das besondere Verhältnis zur Kundschaft und die entgegengebrachte Wertschätzung machen zu einem guten Stück die Widrigkeiten langer Arbeitstage und weiter Wege vergessen.
Herausforderndes Geschäftsumfeld
Das Geschäft läuft gut, Kai Döring ist zufrieden – doch sieht er einige Probleme, die den Berufszweig treffen: „Große Skandale bei einzelnen Betrieben, wie etwa bei Wilke in Nordhessen, schaden der ganzen Branche“, sagt der Metzgermeister, der mit den Auswirkungen zu kämpfen hat. Viel Bürokratie, hohe Berichts-Anforderungen, und immer neue Richtlinien, die eigentlich für Großbetriebe ausgelegt seien, erschweren die Arbeit in kleinen Betrieben. Beispielsweise werde es immer schwieriger, haltungsnah zu schlachten, da die Zahl der Schlachthöfe rückläufig ist und die Anforderungen für kleine Schlachthäuser immer strenger werden, was wiederum zusätzliche Investitionen nötig macht, sagt Döring. Auch fehlt es der Branche insgesamt an Nachwuchs-Fachkräften – wenngleich Inhaber Kai Döring von einer gesunden Altersstruktur im Unternehmen berichtet. Doch auch er spürt die Auswirkungen der Entwicklungen und berichtet von einer herausfordernden Personalakquise.
Doch allen Widrigkeiten zum Trotz ist die Dorfmetzgerei Krug erfolgreich. „Und die Unternehmensgeschichte zeigt, dass der Familienbetrieb anpassungsfähig ist, und Unwägbarkeiten meistern kann“, unterstreicht Landrat Dr. Mischak. „Ein positives Beispiel, wie herausforderndem Wandel begegnet werden kann“, lobt der Wirtschaftsdezernent abschließend.
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