LAUTERBACH (ol). Beim Sensen-Workshop des Obst- und Gartenbauvereins Lauterbach e.V. lernten Teilnehmer unter Anleitung der zertifizierten Lehrerin Marion Klein die Vorteile des umweltfreundlichen Sensenmähens kennen. Die traditionelle Mähtechnik ist nicht nur leise, gesund und effektiv, sondern auch eine nachhaltige Alternative zu motorbetriebenen Geräten.

Der Lauterbacher Obst- und Gartenbauverein veranstaltete vergangene Woche einen „Sensen-Workshop“. Kursleiterin war die zertifizierte Sensenlehrerin Marion Klein vom Deutschen Sensenverein, die sich seit vielen Jahren mit den vielfältigen Aspekten dieser traditionellen Mähtechnik beschäftigt, das berichtet der OGV Lauterbach in einer Pressemitteilung.

Sozusagen „im Frühtau zu Berge“, nämlich auf der Streuobstwiese des Obst- und Gartenbauvereins, trafen sich am Samstagmorgen drei Frauen und fünf Männer, um eine alte Kulturtechnik  wieder aufleben zu lassen und diese zu erlernen: Das Grasmähen mit einer Sense. „Das Sensenmähen hat zahlreiche Vorteile“, erklärte Frau Klein. „Es ist nicht nur ökologisch, insektenschonend und effektiv, sondern auch leise und gesund. Besonders in Zeiten des Klimawandels und der Lärmbelastung ist es eine nachhaltige Alternative zum Mähen mit motorbetriebenen Geräten.“

Was in der ländlichen Gegend in und um Lauterbach noch bis vor 60 Jahren bei Bedarf  von Generation zu Generation innerhalb der Familie weitergegeben wurde, hat inzwischen einen Beigeschmack von Nostalgie und Exotik. Von daher erschien zum Erlernen dieser doch einst weit verbreiteten Technik ein ganzer langer Vormittag mit einer ausgebildeten Sensenlehrerin nötig zu sein.

Die Vorteile des Sensenmähens seien vielfältig: Das Mähen mit der Sense ist emissionsfrei und schont die Umwelt. Es werden keine fossilen Brennstoffe verbraucht und es entstehen keine Abgase. Eine gut geschärfte Sense ist ein präzises Werkzeug, das bei richtiger Handhabung schnell und effizient arbeite. Im Gegensatz zu lauten Rasenmähern und Freischneidern arbeitet die Sense dabei nahezu geräuschlos. Das schont nicht nur die eigenen Ohren, sondern auch die der Nachbarn und der Tierwelt. Sensenmähen sei darüber hinaus ein ganzheitliches Training für den Körper. Es stärkt die Muskulatur, verbessert die Kondition und fördert die Beweglichkeit, heißt es. Sensenmähen sei nicht nur ein handwerkliches Können, sondern auch eine meditative Tätigkeit, die Körper und Geist in Einklang bringe.

Schnell stellte sich heraus, dass das Sensen nicht nur etwas für ein paar mutige, vergangenheitsselige Hobbygärtner/innen ist, sondern sich Mann wie Frau um die Mittagsstunde nach erfolgreich sensengemähtem hohem Gras fragten: Warum benutzen fast alle Kleingärtner/innen so etwas Lautes, Ordinäres und unnötig Kompliziertes wie einen Rasentrimmer- und mäher? Wie leicht, leise und elegant lasse sich schön gewachsenes Gras doch mit einer Sense mähen.

Na gut, wem das Herz bei raspelkurz geschnittenem englischem Rasen aufgehe und bei wem auch an Rändern und in den Ecken kein Grashalm stehen bleiben dürfe, der werde auch in Zukunft laut brummend und röchelnd  den Rasen mittels Maschinen trimmen.
Allen anderen Gartenmenschen sei gesagt: Es ist ein Kinderspiel, wenn diese Technik erlernt, mit Übung perfektioniert wird und sich der Schnitter und die Schnitterin an wenige ganz einfache Regeln halten.

„Es ist mir wichtig, dass alle Teilnehmenden die Grundlagen verstehen und ein Gefühl für das Werkzeug entwickeln,“ sagt Klein. „Nur so kann das Sensenmähen zur Freude und nicht zur Frustration werden.“

Zuerst: Die Sense muss scharf sein; richtig scharf, und sie muss, wenn große Flächen zu mähen sind, regelmäßig gewetzt, also nachgeschärft werden, wie ein erstklassiges Küchenmesser, heißt es. Damit das gelingt, sollte auch bei der Anschaffung nicht gespart werden. Das Sensenblatt müsse aus geschmiedetem gutem Stahl sein. Wird mit Metall gegen ein solches Blatt geschlagen, so klingt es wie eine Glocke. Und um beim Sensen nicht zu verkrampfen und zu ermüden, brauche es einen in der Größe individuell angepassten Stil, den sogenannten Sensenbaum mit zwei perfekten Griffen, selbstverständlich aus gutem Holz. In einem Gartencenter oder Baumarkt gibt es eine solche Sense normalerweise nicht, heißt es.

Also verbrachten die Kursteilnehmer/innen die erste Stunde mit dem Zusammenbau eines für sie optimalen Werkzeuges und eine weitere Stunde damit, wie eine Sense mit einem Natursandstein wirksam geschärft und nachgeschärft wird. Später wurde gezeigt und ausprobiert, wie mit einem Sensen-Dengelapparat, einem Dengelamboss oder einem Schlagdengler mittels Dengelhammer die Schneide des Sensenblattes ausgetrieben und dadurch neu aufgebaut, erhalten, verbessert und geschärft wird. Ebenso können damit  eventuelle kleine Unebenheiten im Sensenblatt ausgebessert werden, heißt es. Mit einem gut geschmiedeten Stahlblatt könne das jahrzehntelang gemacht werden. „Geht das mit Ihrem Rasenmäher auch?“, fragt die Expertin.

Nach der grundlegenden Theorie und dem gleichermaßen notwendigen Einstellen und Vorbereiten der Sense, begannen die Damen und Herren Sensenlehrlinge zu sensen und bekamen dafür von der Lehrerin ein paar gute Tipps mit auf den eine Schneise schlagenden Weg durchs hohe Gras. Die wichtigsten: Die Sense immer schön flach halten, nur sehr langsam vorangehen, schwungvoll im Halbkreis vor sich ausholen, eine auffrechte und lockere Körperhaltung. Und: Im Frühtau mäht es sich am besten.