Gesellschaft0

Hessische Gartenakademie erklärt, worauf es ankommtWeltbienentag: „Insektenhotels allein wirken dem Artenschwund nicht entgegen“

VOGELSBERG (ol). Am 20. Mai ist Weltbienentag: Passend dazu erklärt Klaus Diehl von der Hessischen Gartenakademie, die beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen angesiedelt ist, welchen Beitrag Insektenhotels leisten und wie Privatpersonen dem Insektenschwund entgegenwirken können.

Obgleich der Weltbienentag am 20. Mai vorrangig auf die Verdienste der Imkerei und der Honigbienen aufmerksam macht, blickt er gleichzeitig auch auf die wilden Verwandten: Wildbienen, solitär lebende Wespen, Hummeln und Co. Wie die Honigbiene sind sie wichtige Bestäuber und tragen wesentlich zur Absicherung der Ernte bei, heißt es in der Pressemeldung des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen.

Doch im Gegensatz zum „Haustier“ Honigbiene ist in Deutschland der Bestand jeder zweiten Insektenart rückläufig. Von etwa 14.000 näher untersuchten Insektenarten sind circa 30 Prozent gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. Sind die populären und dekorativen Insektenhotels die Lösung? Klaus Diehl von der Hessischen Gartenakademie, die beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen angesiedelt ist, erklärt, welchen Beitrag Insektenhotels leisten und wie Privatpersonen dem Insektenschwund entgegenwirken können.

Pädagogischer Aspekt steht bei Nisthilfen im Vordergrund

In Deutschland gibt es etwa 30.000 Insektenarten mit den vielfältigsten Lebenszyklen und verschiedensten Ansprüchen an Lebensräume und Strukturen. Nisthilfen im Hausgarten werden – vorausgesetzt, sie sind mustergültig konstruiert und aufgestellt – aber nur von wenigen Wildbienenarten erfolgversprechend angenommen.

Dazu zählen die auffälligen Mauerbienen, die bereits ab März fliegen sowie Blattschneider-, Scheren-, Harz-, Woll- und Maskenbienen sowie gelegentlich Grabwespen – allesamt eher wenig gefährdete Arten, die ein breites Nahrungsangebot wahrnehmen können. Sind Insektenhotels also nur eine attraktive Einnahmequelle für Garten- und Baumärkte oder zur Beruhigung des Gewissens gut?

Für Klaus Diehl ist klar: Insektennisthilfen sind nur ein kleines Puzzlestück und tragen allein kaum dazu bei, den Rückgang bedrohter Arten aufzuhalten. Gleichwohl begrüßt er den Trend: „In Privatgärten, auf kommunalen Flächen, auf Firmen- oder Vereinsgeländen aufgestellte Insektenhotels sind für mich ein Signal, dass sich die jeweiligen Akteure dem Insektensterben bewusst sind und ihm entgegenwirken wollen. Nisthilfen bieten einen ersten Zugang zu Wildbienen im Speziellen und den vielfältigen und teilweise erstaunlichen Lebensweisen von Insekten im Allgemeinen.“

Insektenhotels dienen neben der wissenschaftlichen Erfassung einzelner Arten am ehesten der Naturbeobachtung und Umweltbildung. Alle Fotos: LLH

Auch das Wildbienenmonitoring des Thünen-Instituts für Biodiversität in Braunschweig betrachtet Nisthilfen laut einer Anfrage nicht als geeignete Maßnahme zur Verbesserung der Insektenvielfalt  Auch hier ist man der Auffassung, dass dies nur weitergehende Maßnahmen in unserer Kulturlandschaft inklusive Gärten und Grünflächen bewirken können.

Ebenso herrscht Einigkeit: Insektenhotels dienen neben der wissenschaftlichen Erfassung einzelner Arten am ehesten der Naturbeobachtung und Umweltbildung – nämlich um Menschen an diese faszinierende Artengruppe heranzuführen. Als konkrete insektenfördernde Maßnahmen sieht Diehl neben dem weitgehenden Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel insbesondere die Notwendigkeit eines Mosaiks von geeigneten Lebensraumstrukturen in Gärten und Grünflächen.

Dazu gehören beispielsweise unbewachsene Rohbodenflächen (denn darin nisten tatsächlich die meisten Wildbienen), Totholz, wilde Ecken, Hügel, Senken, markhaltige Blütenstängel (bis ins Frühjahr hinein) sowie ein Wasserangebot. Gleichzeitig ist ein vielfältiges, möglichst ganzjähriges Blütenangebot anzustreben, da manche Insekten auch im Winter fliegen.

Wettbewerb „Rasenfrisuren“ soll Nahrungsangebot verbessern

„Als ein kleiner Beitrag kann auch schon ein zeitlich begrenzter, partieller Mähverzicht im Garten bzw. auf kommunalen Grünflächen dazu beitragen, das Nahrungs- und Lebensraumangebot für Insekten zu verbessern“, erläutert Diehl und verweist auf den Kreativwettbewerb „Rasenfrisuren“, den der LLH noch bis Ende Juni durchführt. Gesucht wird dabei das schönste Rasen-Schnittmuster, das gleichzeitig ein reiches Blütenangebot hervorbringt. Weitere Informationen zum Wettbewerb finden Sie hier.

Zeitlich begrenzter, partieller Mähverzicht im Garten: Blühinseln bieten Insekten Lebensraum sowie Nahrung und sind gleichzeitig Hingucker.

Weitere interessante Beiträge finden Sie hier:

Insektenhotels richtig konzipieren und bauen
Fortbildungsangebote der Hessischen Gartenakademie

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren