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Eine 138-jährige musikalische Reise geht zu EndeAbschied vom Evangelischen Kirchenchor Romrod – Martin Reibeling für 40 Jahre Chorleitung gewürdigt

ROMROD (ol). Der Evangelische Kirchenchor Romrod, einer der ältesten der hessischen Landeskirche, verabschiedet sich nach 138 Jahren musikalischer Tätigkeit. Chorleiter Martin Reibeling wird für seine 40-jährige Leitung und Hingabe gewürdigt. Nach einem bewegenden Abschiedsgottesdienst endet eine Ära der Kirchenmusik in Romrod.

Mit dankbarer Erinnerung hat sich die Kirchengemeinde Romrod am Sonntag laut einer Pressemitteilung des Evangelischen Dekanats Vogelsberg von einem ihrer ältesten Schätze verabschiedet: dem Evangelischen Kirchenchor Romrod – einem der ältesten Kirchenchöre der hessischen Landeskirche (EKHN).

Die Geschichte dieses Chores begann im Jahr 1886, als er ins Leben gerufen wurde. Doch es waren nicht nur die Anfänge, die den Chor geprägt haben, sondern vor allem die Menschen hinter den Kulissen, die ihn über die Jahrzehnte hinweg mit Leben erfüllten. Martin Reibeling ist einer von ihnen: Er leitete den Chor 40 Jahre lang, von 1984 bis heute, mit Herzblut und Leidenschaft. Am Sonntag wurde er in der Schlosskirche Romrod dafür gewürdigt und gebührend verabschiedet.

Für Martin Reibeling und zahlreiche Sängerinnen und Sänger war der Evangelische Kirchenchor Romrod mehr als nur ein Chor. Er war eine Familie, ein Ort der Begegnung und des gemeinsamen Musizierens, heißt es. Über die Jahre hinweg gab es nur wenige Chorleiter, denn sie alle waren langjährig tätig: Heinrich Enders prägte die Zeit vor dem Krieg, gefolgt von Rudolf Gutberlet von 1947 bis 1973 und Theodor Enders von 1973 bis 1984. Dann übernahm Martin Reibeling das Ruder, mit gerade einmal 17 Jahren, aber voller Eifer und Tatendrang. Martin Reibeling erinnert sich noch genau an die Anfangszeiten, als er noch keinen Führerschein hatte und zu den Proben gebracht und wieder abgeholt werden musste. Doch das habe ihn nicht davon abgehalten, seine Leidenschaft für die Kirchenmusik zu leben.

Der Evangelische Kirchenchor Romrod hatte immer eine klare Aufgabe: die musikalische Gestaltung der Gottesdienste und die Verkündigung des Wortes Gottes in Musikform. Die Traditionen des Chores waren fest verankert: regelmäßige Auftritte zu verschiedenen Anlässen wie Passionszeit, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Erntedank, Reformationstag, Totensonntag, Advent, Weihnachten, Silvester und Neujahr. Besonders hervorzuheben war der musikalische Gottesdienst am 4. Advent, bei dem der Kirchenchor zusammen mit dem Männergesangverein, dem Posaunenchor und der Flötengruppe auftrat. Ein fester Termin war auch die Christmette am 24. Dezember um 23 Uhr in Romrod. Doch trotz all dieser Traditionen und des Engagements habe der Chor zuletzt vor großen Herausforderungen gestanden.

Die Nachwuchssorgen wurden immer größer und das Interesse an traditioneller Kirchenmusik schwand. Nach 138 Jahren intensiver Arbeit und unzähliger musikalischer Höhepunkte sah sich der Evangelische Kirchenchor Romrod nun gezwungen, seine Tätigkeit einzustellen. Martin Reibeling drückt seine Trauer darüber deutlich aus: „Für mich war die Kirchenmusik und dieser Chor immer etwas Besonderes. Mit der Auflösung geht viel verloren.“ Verschiedene Umstände, insbesondere auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, führten zu einem Rückgang der Sänger, da viele ältere Mitglieder aus Gesundheitsgründen nicht mehr teilnehmen konnten, wie es hieß.

Für Martin Reibeling war die Kirchenmusik von Kindheit an präsent, da sein Vater Küster in Alsfeld war. Die Faszination hierfür ließ ihn nicht los, und mit 16 Jahren absolvierte er bereits einen Chorleiterkurs. Heute, im Alter von 57 Jahren, blickt er auf eine lange und erfüllte Zeit zurück, in der er seine Leidenschaft für die Verkündigung leben durfte.

Am vergangenen Sonntag fand in der Schlosskirche in Romrod nun ein bewegender Abschiedsgottesdienst statt. Unterstützt von ehemaligen Sängerinnen und Sängern aus dem Vogelsberg sang dort der Projektchor aus dem Kirchspiel Billertshausen unter der Leitung von Christina Wedekind. Etwa 50 Besucher, darunter auch der frühere Chorleiter Theodor Enders, nahmen an diesem besonderen Ereignis teil.

Der Gottesdienst war geprägt von Gesang und einer Predigt zum Thema „Singen“ von Pfarrer Theo Günther. Chorleiter Martin Reibeling ließ in seiner Ansprache die lange Geschichte des Chors Revue passieren. Im Anschluss verabschiedeten Pfarrer Theo Günther, Dekanatskantor Simon Wahby und Pfarrer im Ruhestand Friedhelm Sames feierlich Chorleiter Martin Reibeling. Im Namen des Kirchenvorstandes Romrod nahm Pfarrer Theo Günther die Chorchronik entgegen, die nun archiviert wird.

Nach dem Gottesdienst fand ein Getränke-Empfang statt, begleitet von einer kleinen Ausstellung mit Exponaten aus den letzten 40 Jahren wie alten Plakaten, Tonträgern, Programmheften und Gesangbüchern. Zusätzlich wurden 30 Gesangbücher aus dem Bestand des Chores der Kirchengemeinde Romrod zur Nutzung in der Schlosskirche übergeben. Mit dem Abschied vom Evangelischen Kirchenchor Romrod endet somit eine 138-jährige musikalische Reise.

Foto: Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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