Nicht nur der „Griechische Wein“ ging ins Blut…Alsfelds Senioren feiern herbstliches Weinfest im Rambachhaus
ALSFELD (ol). Das Rambachhaus in Alsfeld lädt seit über 25 Jahren seine Bewohner zu einem jährlichen Weinfest ein. Bei der diesjährigen Veranstaltung genossen die Senioren eine Auswahl an Weinen, begleitet von Tanzmusik und hausgemachtem Zwiebelkuchen.
Verspieltes Bukett und im Mund viel Rasse, Saft und Länge, feurig und leicht an Veilchen erinnernd oder strohgelb mit knackiger Apfel-Pfirsich-Anklängen – echte Weinkenner wissen, worum es geht: einen trockenen Rheingauer Riesling, einen halbtrockenen Dürkheimer Blauen Portugiesen und einen halbtrockenen Freyburger aus der Unstrut. Dies waren laut einer Pressemitteilung des Rambachhauses die Hauptdarsteller des diesjährigen Weinfestes in der Alsfelder Seniorenresidenz in der Rambach, flankiert von hausgemachten Zwiebelkuchen.
Seit über 25 Jahren lädt die Familie Ratmann die Bewohner ihres Hauses pünktlich zur Weinlese im Oktober zu einem unterhaltsamen Weinfest ein, so auch in diesem Jahr, heißt es. Wie immer sorgen auch die tiefen Stimmen der Alsfelder Ratsänger in den geselligen Stunden des beginnenden Herbstes für ausgelassene Stimmung: Alte Hits von Freddy Quinn über Peter Alexander oder Roland Kaiser bis hin zu Andreas Gaballier oder Sportfreunde Stiller laden zum Mitsingen, Mitschunkeln und tanzen ein.
Ja, auch tanzen, gerne einen flotten Walzer oder Disco Fox, Slowfox und Blues, oder – wenn nicht mehr ganz so fit auf den Beinen – auch eine Rollstuhlpolonaise. „Die gibt es eigentlich jedes Jahr. So früh wie heute, wurde sie aber noch nie gestartet!“, schmunzelt Susanne Fett, Leiterin des Betreuungsdienstes, die gemeinsam mit ihrem Team und der Küche den Weinabend gestaltet hat.
„Das sind Momente, in denen man mal seine Schmerzen und Sorgen vergisst und wieder richtig Lebensfreude spürt“, so ein Bewohner, der sich mit seiner Gattin auch zu dem Weinfest angemeldet hat. Die Teilnahme ist freiwillig, wurde aber von über der Hälfte der Bewohner sowie den Bewohnern des benachbarten Hauses „Seniorengerechtes Wohnen“ gerne angenommen.
„Die Auswahl der Weine ist wieder einmal hervorragend, es sind wie immer besondere Weine, herrlich im Geschmack, passend zu diesem Anlass“, so ein Weinliebhaber, der damit den Küchenchef Görg sowie Julia und Ingrid Ratmann lobt, die jedes Jahr aufs Neue auf die Suche nach besonderen Gaumenfreuden gehen.
„Letztes Jahr hatten wir beispielsweise Saale-Unstrut-Weine – auch mal alkoholfrei von einem der ältesten Winzerbetriebe Deutschlands, der die Technik des entalkoholisierens erfunden hat“, erinnert sich Julia Ratmann, die einige Winzer in den kleinen Anbaugebieten mit ihrer Mutter eigens für das Weinfest in Alsfeld aufgesucht hat, um die besten Weine herauszusuchen. „Ja, wir sind schon Weinliebhaber und veranstalten auch untere anderem deswegen jedes Jahr aufs Neue gerne dieses Fest“, gibt Ingrid Ratmann zu. „Das liegt vielleicht daran, dass mein Großvater vor dem Krieg in Grünberg an der Oder, im östlichsten Weingebiet Deutschlands vor dem Krieg, selbst Wein angebaut hat.“
Ihre Liebe zu dem Traubenerzeugnis teilt die Inhaberfamilie mit Harald Hanslik, Hausmeister der Einrichtung, der die Vorstellung der diesjährigen Weine an dem Abend übernommen hat. Der gebürtige Köddinger ist Weinsommeliere, Feinschmecker, passionierter Jäger, Ackerbauer und betreibt Viehzucht – seinen Genuss und die Liebe zu den Erzeugnissen von Tier und Natur spürte man, als er leidenschaftlich über die Entstehung und Lagerung unterschiedliche Weine, deren Rebsorten und Besonderheiten referierte, die den Gästen des Abends zum Probieren gereicht wurden. Um eine ordentliche Grundlage für die Weinverköstigung zu schaffen und genügend Power für das Tanzbein zu haben, kredenzte das Küchenteam leckeren Zwiebelkuchen – auch in vegetarischer Variante, so hieß es.
Die erste Portion war gegessen, die ersten Weine probiert, schon starteten die Alsfelder Ratssänger mit ihrem stimmgewaltigen Programm: 20 Titel hatten sie vorbereitet, um die Seniorinnen und Senioren mit Hits aus früher Zeiten in Wallung zu bringen. Es gelang: vom ersten Ton an wurde mitgesungen und bereits beim dritten Lied setzten sich die ersten Rollstühle in Bewegung, um eine Polonaise zu bilden – mit Freude, Leichtigkeit und Leidenschaft.
„Es war wieder herrlich, da lebt man noch mal richtig auf!“ freut sich eine 90-jährige Bewohnerin, die mit ihrem neuen Partner, den sie in der Seniorenresidenz kennengelernt hat, den ganzen Abend kräftig mitgeschunkelt hat, auf dem Weg in ihr Zimmer. „Davon werde ich heute Nacht bestimmt träumen!“ und summt leise vor sich hin: „Griechischer Wein, ist so wie das Blut der Erde, komm schenk‘ mir ein…“
Fotos: Kierblewski
Schreibe einen Kommentar
Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.
Einloggen Anonym kommentieren