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Brückenbauer zwischen Islam und ChristentumNavid Kermani erhält Winfriedpreis 2023 der Stadt Fulda

FULDA (ol). Navid Kermani, bekannter deutsch-iranischer Schriftsteller und Publizist, wird mit dem Winfriedpreis 2023 der Stadt Fulda ausgezeichnet. Seine engagierte Tätigkeit als Brückenbauer zwischen Islam und Christentum sowie sein Beitrag zur Verständigung und Integration in der Gesellschaft werden gewürdigt.

Für seine bemerkenswerten Beiträge zum Dialog zwischen Religionen und Kulturen sowie zur Verständigung und Integration in unserer Gesellschaft erhält der deutsch-iranische Schriftsteller und Publizist Navid Kermani den mit 10.000 Euro dotierten Winfriedpreis 2023 der Stadt Fulda. Der Preis wird am Sonntag, den 5. November um 15 Uhr im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses verliehen. Die Laudatio hält der Politikwissenschaftler Claus Leggewie, so heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Fulda.

Seit dem Jahr 2001 verleiht die Stadt Fulda jährlich den Winfried-Preis an Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße für Menschenrechte und die Völkerverständigung in Europa verdient gemacht haben, heißt es weiter. Namensgeber für den mit 10.000 Euro dotierten Winfried-Preis ist der Heilige Winfried Bonifatius, der in Fulda begraben ist und bisweilen als der „erste Europäer“ des Frühmittelalters bezeichnet wird. Der Winfried-Preis wird von der Dr. H.-G.-Waider-Stiftung vergeben. Stifter des Winfried-Preises ist der 1926 in Fulda geborene Unternehmer Dr. Heinz G. Waider (gestorben 2015 in Neuss). Dr. Heinz G. Waider sei aufgrund seiner persönlichen Kriegserfahrungen zu der Erkenntnis gelangt gewesen, dass Kriege nur durch ein offenes und friedliches Neben- und Miteinander aller Menschen verhindert werden könnten. Aufgrund der besonderen Verbundenheit des Heiligen Bonifatius – aber auch des Stifters selbst – mit der Stadt Fulda werde der Preis in Fulda verliehen. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die Fernsehjournalistin Kathrin Eigendorf für ihre Arbeit, mit der sie den Opfern von Krieg, Vertreibung und Unterdrückung eine Stimme gibt.

In diesem Jahr möchte das Preiskomitee die Arbeit Kermanis würdigen. In der Begründung der Jury unter Vorsitz von Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld heißt es unter anderem: „In Ihren Reden und Veröffentlichungen greifen Sie die unterschiedlichen Erfahrungswelten von Menschen unterschiedlichster nationaler und religiöser Herkunft auf und wirken so als Brückenbauer zwischen Islam und Christentum.“

Interessierte Bürgerinnen und Bürger, die an der feierlichen Preisverleihung am 5. November teilnehmen möchten, melden sich unter Telefon (0661) 102-1067 oder per E-Mail an repraesentation@fulda.de an.

Zur Person: Navid Kermani

Navid Kermani (geboren 1967 in Siegen) ist ein deutsch-iranischer Schriftsteller, Publizist und habilitierter Orientalist. Er wurde mit zahlreichen renommierten Kultur- und Literaturpreisen ausgezeichnet. 2015 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Kermani setzt sich für die weltanschauliche Neutralität des Staates ein, heißt es. Der Orientalist kritisiere jedoch einen mit der „kompletten Verdrängung des Religiösen“ einhergehenden „religiösen Analphabetismus“, der zu einer „grundlegenden Verarmung der Gesellschaft“ führe. Daher benennt Kermani die religiöse Toleranz und Religionsfreiheit als bedeutsamen europäischen Wert und fordert, im Sinne der Aufklärung, Rücksicht auf Glauben und Weltanschauung anderer, heißt es. 2009 wurde er mit dem hessischen Kulturpreis ausgezeichnet, am 23. Mai 2014 hielt er eine vielbeachtete Festrede in der Feierstunde im Deutschen Bundestag anlässlich des 65. Jahrestags der Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949.  

Der Laudator: Claus Leggewie

Claus Leggewie (geboren 1950 in Wanne-Eickel) ist ein deutscher Politikwissenschaftler. Er war von 2007 bis 2017 Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen. Zuvor war er von 1989 bis 2007 als Professor für Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig. Leggewie ist Mitherausgeber der „Blätter für deutsche und internationale Politik“.

Stichwort: Winfriedpreis der Stadt Fulda

Der Winfried-Preis der Stadt Fulda wird verliehen an Persönlichkeiten oder Institutionen, die sich um die Völkerverständigung in Beziehung auf das Vorbild des Heiligen Bonifatius besonders verdient gemacht haben, heißt es. Gestiftet wird der Winfried-Preis der Stadt Fulda von der Dr. H. G. Waider-Stiftung. Eine Liste der bisherigen Preisträger ist hier zu finden: Stadt Fulda – Ehrungen der Stadt Fulda.

Foto: Stadt Fulda

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