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Neue Fachstelle im Evangelischen Dekanat Vogelsberg besetztDr. Carolin Braatz übernimmt Stelle für Ökumene und Gesellschaftliche Verantwortung

ALSFELD (ol). Das Evangelische Dekanat Vogelsberg hat eine neue Mitarbeiterin. Dr. Carolin Braatz tritt die Nachfolge von Ralf Müller an und leitet ab sofort die Fachstelle für Ökumene und Gesellschaftliche Verantwortung. Mit ihrem Hintergrund als Physikerin und Theologin bringt sie eine einzigartige Kombination von Kenntnissen und Interessen mit, um ihre theologischen sowie ökumenischen Interessen beruflich zu nutzen.

Das Evangelische Dekanat Vogelsberg hat laut einer Pressemitteilung eine neue Mitarbeiterin: Dr. Carolin Braatz, 40 Jahre und aus Heuchelheim, hat seit 1. Juli die Fachstelle für Ökumene und Gesellschaftliche Verantwortung inne und tritt somit die Nachfolge von Ralf Müller an, der nach 18 Jahren das Dekanat im Januar verlassen hatte.

Ralf Müller war eines der bekanntesten Gesichter der evangelischen Kirche in der Region. Gerngesehener Gesprächspartner für öffentliche Diskussionen zu verschiedensten gesellschaftspolitischen und kirchlichen Themen, versierter Experte in Flüchtlingsfragen, Unterstützer von Kirchengemeinden bei Fundraising-Aktionen aller Art und als Religionswissenschaftler und Erwachsenenpädagoge auch intern häufig Ratgeber bei vielen Fragen, die sich im Arbeitsalltag bei „Kirchens“, wie er seinen Arbeitgeber gerne nannte, ergeben. Im Januar hieß es Abschiednehmen von dem Allrounder, der sich im nächsten Abschnitt seines Berufslebens spezialisierte. Am 1. Februar trat Ralf Müller sein Amt als Referent für Flüchtlingsarbeit und –seelsorge der Region Nord der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in Gießen an – ein halbes Jahr später ist das Dekanat nun froh, eine Nachfolgerin für ihn gefunden zu haben, heißt es.

Carolin Braatz, die mit viel Motivation und Visionen in ihre neue Aufgabe gestartet ist, ist sowohl Physikerin als auch Theologin. Nach ihrem Physikstudium samt Promotion in Marburg und einem längeren Auslandsaufenthalt folgte für sie ebenfalls in Marburg ein Theologiestudium mit vielen Seitenblicken in die Religionswissenschaften sowie ein Referendariat für Gymnasiallehramt in Mathe und Physik im Kreis Wetterau. Eine Frage, die Carolin Braatz seitdem beschäftigte: Was macht man nun mit Physik und Theologie? „Ins Pfarramt wollte ich nie – auch wenn ich im Studium den Eindruck hatte, dass viele interessante Inhalte ins Vikariat „vertagt sind“. In einem typischen Physikerjob hingegen hätte ich wiederum das Gefühl gehabt, meine theologischen Kompetenzen wegzuwerfen, die ich aber gerne weiter nutzen und vertiefen möchte“, sagte Braatz. Naturwissenschaftliches Denken, Analysieren, pragmatisches Problemlösen sei jedoch das, was ihr in die Wiege gelegt sei, während sie sich geisteswissenschaftliches Arbeiten dann nochmal hart hätte erarbeiten müssen.

Die Fachstelle beim Dekanat ist für sie eine gute Kombination all ihrer Kenntnisse, Fähigkeiten und Interessen, sagt sie: „Ich glaube, dass die Stelle eine Chance für mich ist, meine theologischen samt ökumenischen Interessen beruflich zu nutzen. Dass mein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit und mein kritischer Blick sowohl auf gesellschaftliche Herausforderungen als auch auf kirchliche Handlungsfelder konstruktiv in ein Handeln umgesetzt werden kann“, so die 40-Jährige. „Und dass mein naturwissenschaftliches Wissen und analytisches Denken bei allem von Nutzen sind, wo es um Energie, Umwelt, Klima und Mobilität geht.“

Eines ihrer Aufgabengebiete wird auch die Indienpartnerschaft sein, die die Dekanate Büdinger Land und Vogelsberg seit 35 Jahren mit der Diözese East Kerala in Südindien pflegen. In zahlreichen gegenseitigen Besuchen konnten über die Jahre hinweg viele persönliche Freundschaften entstehen – eine Herzensangelegenheit für die 40-Jährige, die sie „unbedingt fortführen will“, denn sie war selbst bereits im Rahmen der Indienpartnerschaft ihres Heimatdekanats Gießen mit der Diözese Amritsar mehrere Male in Indien und ist, wie sie sagt, „fasziniert von dieser Kultur“. Bis heute ist Carolin Braatz in dieser Indienpartnerschaft aktiv dabei. „Einer der Gründe dafür, dass ich 2014 für ein gutes Jahr aufgebrochen bin, um Asien und Südamerika auf eigene Faust zu erkunden.“

Seit 2010 bis heute ist Carolin Braatz Mitglied des Ökumene-Ausschusses des Dekanats Gießen, der sich als „eine inspirierende Runde engagierter und offener Mitglieder herausstellte“, so Braatz. „Die positiven Erfahrungen dort sind mit ein Grund dafür gewesen, dass mich die Stellenausschreibung direkt angesprochen hat“, sagt sie. „Es war und ist für mich ein wichtiger Raum, eigenes einbringen zu können und beispielsweise die Beziehung zwischen Freikirchen und Landeskirche, die mancherorts eher schwierig als gut und oft in beide Richtungen vorurteilsbehaftet sind, thematisieren zu können und eine Begegnung zu initiieren.“ Das Thema Begegnung gehört zu den wichtigsten Themen, denen sich Carolin Braatz im Rahmen ihrer neuen Stelle im Vogelsberg widmen möchte.

Die kirchlichen Aktivitäten, sowohl im Indien- als auch im Ökumene-Ausschuss, dürften ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass Dr. Carolin Braatz 2013 von der EKHN ausgewählt wurde, als eine der zwölf von der EKHN entsandten Multiplikatoren nach Busan in Südkorea zur Vollversammlung des Ökumenischen Rats (ÖRK) der Kirchen zu reisen. Gemeinsam mit über 4000 Teilnehmenden der damals etwa 350 Mitgliedskirchen teilte die Delegation Einblick in die spirituellen Traditionen der anderen, genauso wie in die täglichen Herausforderungen auch im Zuge Klimawandels.

„Aus Korea mitgenommen habe ich zum einen den dringenden Wunsch der Christen unterschiedlicher Kulturen, trotz aller bestehenden Differenzen zusammenzubleiben und Einheit in Vielfalt zu leben“, erinnert sich Carolin Braatz. Zum anderen habe der Austausch in der Reisegruppe dazu beigetragen, andere christliche Traditionen wertzuschätzen und sich tiefer, aber auch offener mit der eigenen religiösen Prägung auseinanderzusetzen.

Weiterhin habe sie folgendes entdeckt: „In der Landeskirche gibt es spannende Menschen und gute Vernetzungsmöglichkeiten. Außerdem verdient Theologie an der Uni eine Chance“, so die 40-jährige, die geistlich im pietistisch geprägten Umfeld einer evangelischen Gemeinschaft aufgewachsen ist und sich dann eher zufällig auch im landeskirchlichen Bereich engagiert hat und dies bis heute leidenschaftlich gerne tut, so hieß es weiter.

Aktuell steht vor allem das Kennenlernen der Region und der Menschen hier auf dem Programm. Bei Fragen steht Dr. Carolin Braatz unter carolin.braatz@ekhn.de oder unter 06631/91149-18 zur Verfügung.

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