20 Jahre Weltladen AlsfeldWeltladen Alsfeld feiert 20. Geburtstag mit großem Fest, Musik, Infos und fairen Häppchen
ALSFELD (ol). Der Weltladen Alsfeld feierte kürzlich sein 20-jähriges Bestehen mit einem großen Fest. Zahlreiche Besucher waren gekommen, um gemeinsam die Erfolgsgeschichte des fairen Handels zu feiern.
„Willkommen“ – mit diesem eigens für das Weltladen-Jubiläum komponierte Stück begrüßte das Duo Flex-à-Ton – Ulrike Schimpf und Elke Saller – am vergangenen Samstag laut einer Pressemitteilung die Gäste vor dem Laden und auf dem Marktplatz. Viele Menschen waren gekommen, um gemeinsam die Erfolgsgeschichte der Idee vom fairen Handel in Alsfeld zu feiern.
Vom Weltladen-Team moderierte Birgit Rüdiger die Veranstaltung, die sich vom ersten Moment an als bunt und gutgelaunt präsentierte. Sabine Kehm, ebenfalls vom Weltladen-Team, sprach in ihrer kurzen Festrede sowohl über die Anfänge des Ladens im Sommer 2003 als auch über die Entwicklung hin zum erfolgreichen Akteur auf dem Alsfelder Marktplatz, den Bürgermeister Stephan Paule später noch als „Einzelhandels-Aushängeschild“ bezeichnen würde. Eine Hand voll Leute hatten sich vor zwanzig Jahren zusammengetan und sehr schnell den Verein und den Laden gegründet. Sechzehn Jahre lang war er an seinem ersten Standort in der Untergasse geblieben, bis er vor vier Jahren sowohl die Lage als auch den Auftritt änderte: Größer, heller, schöner, moderner, fair, oft bio, und mit besonderen Alsfeld-Produkten fest verwurzelt in der Stadt.
Kehm betonte, dass neben dem Handel Information und Bildung die Standbeine des Vereins sind: Schulen, Konfigruppen, AGs – der Weltladen bringt sich mit seinen ehrenamtlichen Aktiven an vielen Stellen ein. Von großer Bedeutung seien auch die Kooperationen vor Ort, so Kehm. Schon lange arbeite man sehr erfolgreich insbesondere mit der Max-Eyth-Schule, der Bäckerei Günther und der Gelateria da Antonio. Nach wie vor ist der Weltladen Alsfeld mit all seinen Aktivtäten ein rein ehrenamtliches Projekt. Sabine Kehm nutzte daher den Anlass, um allen Mitgliedern für deren Engagement zu danken.
Seit 2019 also befindet sich der Weltladen in prominenter Nachbarschaft, fast direkt neben dem Rathaus. So war es für Bürgermeister Stephan Paule eine Herzensangelegenheit, die Glückwünsche der städtischen Gremien, aber auch ganz persönlich, zu überbringen, wie er betonte. „Fairer Handel, gepaart mit dem Gespür, was vor Ort gekauft wird“, habe den klein gestarteten Verein wachsen lassen. Der Bezug zu Alsfeld sei mit den Alsfeld-Produkten konkret und mache den Weltladen zu etwas ganz Besonderem an diesem Standort. Ein Weltladen dieser Güte sei in kaum einer anderen Stadt zu finden. Die Erfolgsgeschichte dieses rein ehrenamtlichen Engagements habe ihren Kulminationspunkt auf dem Marktplatz gefunden, so Paule, der dem Verein noch viele Jahrzehnte erfolgreichen Schaffens wünschte und für sich selbst den Wunsch nach einem Kaffeeseminar äußerte.
Eingerahmt von Musik im Außenbereich schritt das Programm mit kleinen Reden und Vorträgen im Laden fort. Bärbel Spohr vom Weltladen-Team verlas ein Grußwort des Mitbegründers E.O. Müller, einer „Alsfelder Institution“, wie sie sagte, seinerzeit erster Vorsitzender und erster Sprecher der Öffentlichkeitsgruppe des Vereins. Es könne ein „tolles Gefühl sein, ein guter Konsument zu sein“, so Müller. Im Weltladen könne man mit dem Bewusstsein einkaufen, aus der nächsten Kaufentscheidung dem Markt für Faires und Grünes ein wenig Auftrieb zu geben. „Das ist jedes Mal ein Stück Politik mit dem Warenkorb.“ Mit seinem ausgesuchten Programm und dem Engagement aller Aktiven versuche der Weltladen „auf die Schönheit der Gerechtigkeit“ zu setzen.
Schön und gerecht seien auch die bereits vom Bürgermeister angesprochenen Alsfeld-Produkte. Über deren Herkunft sprach Ingo Schlotter von der Fair Trade-Genossenschaft „WeltPartner“, die von Beginn an auch Partner des Alsfelder Weltladens war. Der Referent selbst kennt den Alsfelder Verein seit neunzehn Jahren. Er hatte eine kleine schnelle Weltreise für das interessierte Publikum mitgebracht: Es ging nach Nicaragua und Äthiopien, wo die Kaffeebohnen für den beliebten Alsfeld-Kaffee und -Espresso angebaut werden. Dort wie in allen Partnerländern achten die Fairhandels-Organisationen auf soziale Standards, auf Bildungsgerechtigkeit, auf nachhaltige Entwicklung der Kooperativen und Partner-Unternehmen. „Fairer Handel führt zu einem selbstbestimmten Leben“; so Schlotter, der einige Beispiele aufführte. Von Südamerika und Afrika ging es kurz nach Europa zurück: Die Etikettierung des Alsfeld-Kaffees findet in der BruderhausDiakonie Ravensburg statt; hier finden Menschen mit psychischen Erkrankungen Arbeit, mit dem Ziel einer sinnvollen Beschäftigung und Vorbereitung auf den ersten Arbeitsmarkt. Weiter ging die virtuelle Reise in die Steiermark. Hier veredelt das Unternehmen Zotter fair gehandelte Schokolade zu den beliebten Alsfeld-Schokoladen, die – wie der Kaffee – auch vom Design her sehr gelungen sind und sich zu Verkaufsschlagern entwickelt haben. „Genuss sollte fair und gerecht sein“, laute ein Credo des Herstellers, sagte Schlotter, der zum Abschluss die Filzereien in Nepal vorstellte, in denen die Alsfelder Märchenfiguren gefertigt werden. Schlotter unterstrich: „Die Verbindung aus fairem Handel und regionalen Besonderheiten ist vorbildlich.“
Vom Verband der Weltläden in Hessen sprachen Elisabeth Dreher und Ulrike Backhaus. Sie beglückwünschten den Alsfelder Verein, mit dem ihn eine lange Beziehung verbindet. Der Verband bietet Unterstützung, Beratung und Schulung an und hatte zu dem Jubiläum auch die Ausstellung „Hessen fairändert“ bereitgestellt, die im Weinhaus zu sehen war. Die Rednerinnen lobten unter anderem die Kreativität des Teams bei der Produktauswahl, den Designs, der Dekoration und den öffentlichen Aktionen. Mit ihrer Unterstützung der Genossenschaft Weltladen Betreiber e.G. stelle der Verein erneut seinen Blick über den Tellerrand unter Beweis.
Zum Programm der Jubiläumsveranstaltung gehörten auch viele Aktivitäten und Angebote rund um den Laden: Die Kooperationspartner hatten faire Häppchen und lokal gebackenen Kuchen mit fair gehandelten Zutaten geliefert, es gab viel Musik – im Verlauf des Tages noch mit der Band „Ute’s Garage“ – und es bestand auch die Möglichkeit, sich ein Henna-Tattoo malen zu lassen. Neben all dem gab es viele Wiedersehen langjähriger, ehemaliger und aktueller Weggefährten. Sie alle freuten sich, dass die faire Idee in Alsfeld ein solcher Erfolg ist.
Fotos: T. Gremmel
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