Jubiläum des Alsfelder WeltladensEin Lädchen, fair und schick zugleich
ALSFELD (jal). Der Alsfelder Weltladen feiert Jubiläum. 20 Jahre gibt es die Einrichtung, die sich für fairen Handel und ein besseres Miteinander der Menschen starkmacht, nun schon in Alsfeld. Zeit für einen Besuch – und ein Gespräch darüber, wie man die Welt ohne Besserwisserei ein Stück besser macht.
Die Vorstandsteam-Mitglieder Hildegard Maaß, Birgit Rüdiger, Irene Günther und Sabine Kehm haben sich Zeit genommen. Sie stehen an diesem Nachmittag im Alsfelder Weltladen, umringt von Armbändern aus Kenia, Handtaschen aus Indien und Gewürzmischungen, die dort herkommen, wo – man verzeihe den kleinen Kalauer – mindestens mal der Pfeffer wächst.
Das Rückgrat des Weltladens ist ein Verein aus Ehrenamtlichen. Sie sind es, die den Laden betreuen, aber ihr Anliegen einer gerechteren Welt mit mehr Chancengleichheit und ohne Kinderarbeit oder Ausbeutung auch in Workshops weitergeben – ohne im Irrglauben zu leben, mit ihrem Engagement die ganze Menschheit retten zu können. Von ungefähr 900 Weltläden in Deutschland sind nach eigenen Angaben gut 460 wie der Alsfelder im Weltladen Dachverband organisiert. Den größten Teil ihrer Ware beziehen die Alsfelder über den Verband. Er soll sicherstellen, dass die Produkte auch wirklich fairen Ursprungs sind und damit im besten Fall helfen, Menschen in verschiedenen Ländern die Perspektive auf ein würdiges Leben zu geben.
Man tut vermutlich keinem Unrecht, wenn man sagt, dass sich der eine oder andere unter einem Weltladen einen Ort vorstellt, an dem man sofort in ein Gespräch über den bösen Kapitalismus verwickelt wird und am Ende noch einen Spendenaufruf in die Hand gedrückt bekommt, damit irgendwo auf der Welt endlich eine Schule oder ein Krankenhaus gebaut werden kann.
Wer so etwas erwartet und den Alsfelder Weltladen betritt, der wird enttäuscht sein. Rührselige Bilder von notleidenden Kindern, die als Kaufanreiz dienen sollen, sucht man hier vergeblich. Die Ladeneinrichtung ist schick, ähnlich wie in Geschenke- oder Touristenläden. Es gibt traditionelle Kunst aus Afrika genauso wie modern gestaltete Alltagsgegenstände wie Decken oder Seifenschalen, die tatsächlich auch in konventionellen Einrichtungsgeschäften zu kaufen sind.
Der Punkt ist: Genau wie in diesen traditionellen Läden stehen die Produkte selbst im Mittelpunkt. Hochwertige, ansprechende Ware soll es sein, die hier über die Ladentheke geht. Wer mehr darüber wissen möchte, wo die Kerzen, Ingwerwürfel oder Portemonnaies herkommen, der bekommt natürlich Antworten. Dazu braucht es aber keine Flyer in den Regalen, die, wie in anderen Läden auch, regelmäßig mit anderen Waren bestückt werden. Man muss den Kunden schließlich immer wieder etwas Neues bieten.
Das Ganze ist freilich kein Zufall, sondern Teil des Konzepts. Vorstandsmitglied Sabine Kehm bringt es mit einem Augenzwinkern auf den Punkt: „Wir wollten von Anfang an kein Jesus-Latschen-Laden sein – und das waren wir auch nicht.“ Der Alsfelder Standort sei mit seinen 20 Jahren relativ jung, erklärt Kehm, deren Mutter vor rund 40 Jahren bereits in einem Weltladen gearbeitet hat. Der Ansatz, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Kunden zuzugehen, sondern zuzuhören, ins Gespräch zu kommen, falls es sich denn ergibt – der sei in Alsfeld schon von Beginn an gelebt und umgesetzt worden.
Das ist dann vermutlich auch der Grund, weshalb eine kleine Umfrage unter den Kunden an diesem Nachmittag ergibt: Es kommen schon einige, weil sie die gute Sache unterstützen möchten. Frei nach dem Motto, dass jeder seinen eigenen Teil zu einer besseren Welt beitragen kann. Daneben gibt es aber auch diejenigen, denen Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz, die im Weltladen immer mehr an Bedeutung gewinnen, zwar am Herzen liegen – die aber genauso gern durch die Gängelchen im benachbarten Ramspeck schnüren, auf der Jagd nach einem passenden Geschenk oder Deko-Schatz.
Auf Belehrungen verzichtenden, den Kunden ein angenehmes, hochwertiges Einkaufserlebnis vermitteln: Dieses Konzept, da sind sich die Damen des Alsfelder Vereins-Vorstands einig, hat die Weltläden allgemein von der Nische in den Mainstream befördert. Im speziellen Alsfelder Fall hat sicherlich der Umzug in die schicken, hellen Räumlichkeiten direkt am Marktplatz zusätzlich beigetragen, mehr Kundschaft zu bekommen. Und dass fair gehandelter Kaffee oder Schokolade in bei Touristen beliebten Souvenir-Verpackungen mit „Alsfeld“-Design angeboten werden, kommt als Bonus noch obendrauf. Auch die gute Sache braucht halt ab und an ein bisschen cleveres Marketing.
Am kommenden Samstag wird das 20. Jubiläum des Ladens gefeiert. Zwischen 11 und 15 Uhr gibt es Snacks und die Gelegenheit, noch mehr über den Verein, die Mitglieder und den Laden selbst zu erfahren. „Wir haben ein ganz wunderbares Programm zusammengestellt“, sagt Irene Günther vom Vorstandsteam. „Musik, Infos zu den Weltläden, Henna-Tattoos, Essen und Trinken. Auf ausgewählte Produkte gewähren wir einen Tag lang die Preise von vor zwanzig Jahren, und es gibt auch wieder für jeden Einkauf einen Gutschein für eine Kugel Mango-Eis bei der Gelateria da Antonio.“
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