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„Die Erzählungen bewegen noch immer“Zeitzeugenbefragung an der Albert-Schweitzer-Schule

ALSFELD (ol). Ein interessanter Gesprächs- und Begegnungstermin fand vor kurzem in Alsfeld statt. Mitglieder des Geschichts-Projektes der Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld hatten sich in Kooperation mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ) an diesen Abend im Marktcafé in Alsfeld versammelt, um die zahlreichen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu befragen.

Die Leitung des Projektes lag laut Jörn Sündermann, Mitglied der Presse-AG an der Albert-Schweitzer-Schule, bei Michael Rudolf. Er ist Geschichtslehrer am Alsfelder Gymnasium. Tatkräftige Unterstützung fand das Projekt durch die Lehrerinnen Verena Wickles und Leandra Pohlai, sowie den Förderverein der Albert-Schweitzer-Schule unter der Vorsitzenden Amelie Kreuter. Noch in diesem Jahr soll eine Broschüre über das Thema Flucht und Vertreibung veröffentlicht werden, in der die an diesem Abend erzählten Geschichten einen Platz finden sollen.

Zu Beginn der Veranstaltung hätte der Alsfelder Bürgermeister Stephan Paule das Zustandekommen solcher öffentlicher Zeitzeugenbefragungen gelobt und erinnerte an die Zeitzeugenwanderungen, die bereits vor einiger Zeit auf Initiative der Albert-Schweitzer-Schule stattgefunden hatten. Auch der stellvertretende Schulleiter Thomas Weidemann hätte die Schülerinnen und Schüler gelobt, die sich nicht nur in der Schule mit der Geschichte auseinandersetzten, sondern auch außerhalb ihrer Schulzeit. Anschließend erinnerte Dr. Monika Hölscher von der HLZ an den bestehenden Kooperationsvertrag zwischen dem Alsfelder Gymnasium und ihrer Einrichtung.

Markus Harzer, Mitglied der Bundesversammlung der sudetendeutschen Landsmannschaft, begann den Abend inhaltlich mit einem Impuls-Vortrag über verschiedene Punkte der Flucht und Vertreibung. Beispielsweise beleuchtete er deren Ursachen und Auswirkungen der Flucht und Vertreibung sowie die Aufnahme und Integration der Vertriebenen. Dabei hätte sich Harzer hauptsächlich auf Hessen konzentriert und die Inhalte locker und anschaulich zum Verständnis gebracht, so hieß es. Bei seinen Erzählungen brachte der ehemalige Lehrer viele Beispiele von prominenten Vertriebenen an. Markus Harzer wird das Projekt in Zukunft begleiten.

In den anschließenden Zeitzeugenbefragungen berichteten die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über ihre individuellen Erfahrungen und Schicksale. In dem Gespräch mit Bürgermeister Stephan Paule erfuhren die Schülerinnen und Schüler mehr über die Aufgaben der Stadt Alsfeld nach der Vertreibung, beispielsweise den damaligen Straßenbau und die neuen Baugebiete, die aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums erschlossen werden mussten. Interviewt wurden der ehemalige Landrat Rudolf Marx, Dr. Monika Hölscher, Markus Harzer, sowie Helmut Gläser, Inge Moderow, Erwin Wagner, Rudolf Hess, Gustav Smolinka und Thomas Weidemann. Sie hätten von freundlichen Aufnahmen, sowie deren Gegenteil berichtet.

Viele Erzählungen der Zeitzeugen hätten weitere Parallelen hervortreten lassen, doch es seien individuelle Unterschiede festzustellen gewesen. Alle hätten im Laufe ihrer Flucht und Vertreibung nicht viele Gegenstände dabei gehabt, für alle wäre es eine fremde Umgebung gewesen, die Sprache hätte sich von der eigenen unterschieden und alle hätten Hunger und Not erfahren.

„Die Erzählungen bewegen noch immer,“ brachte Markus Harzer dies treffend auf den Punkt, indem er im Interview sagte, dass es wichtig sei, dieses Thema wieder in die Öffentlichkeit zu bringen und die Opfer mit ihren Erlebnissen in den Mittelpunkt zu stellen.

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