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Kardiologische Praxis Dr. Almohamed seit Januar in der Schwabenröder StraßeHerzspezialist eröffnet Praxis in Alsfeld

ALSFELD (ls). Die Nachfrage nach Fachärzten im Vogelsberg ist hoch. Wohl kaum jemand bekommt das so zu spüren wie der Kardiologe Dr. Walid Almohamed. Kurzerhand hat sich der Mediziner entschieden, von Romrod nach Alsfeld in eine größere Praxis zu ziehen, um dem Ansturm gerecht zu werden.

Dr. Walid Almohamed sitzt hinter seinem Schreibtisch in dem hellen Sprechzimmer, einem der Räume in seiner neuen kardiologischen Praxis in der Schwabenröder Straße 14 in Alsfeld. Genau hierhin ist die Praxis des Herzspezialisten vor wenigen Tagen gezogen, nachdem die Räume in Romrod für die Vielzahl an Patienten zu klein geworden war. Noch ist nicht alles fertig, bevor die ersten Patienten des Tages kommen, gibt es aber noch einiges zu tun für den Mediziner, der gerade damit beschäftigt ist, die IT der Praxis einzurichten.

„Das mache ich alles selbst“, sagt Almohamed. Vollständig digital und nach Krankenhaus-Standard soll es ablaufen in der neuen Praxis, in die der Mediziner gemeinsam mit seiner Familie, Freunden und dem Praxis-Team in den vergangenen Wochen einiges an Arbeit gesteckt hat. Nachdem die Praxis in Romrod am 24. Dezember noch ein letztes Mal geöffnet hatte, zog sie zwischen den Jahren komplett von Romrod nach Alsfeld um, hat sich von einem Raum auf gleich mehrere Räume vergrößert.

Mehr Platz, um Patienten gerecht zu werden

Dort gibt es nun einen Raum für Ultraschalluntersuchungen, zwei Behandlungszimmer für Belastungs-EKGs, zwei Sprechzimmer, ein Raum für Schlafdiagnostik, einen Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter und zwei Labore kommen noch hinzu. „Die sind noch nicht ganz fertig“, erklärt er. Kein Wunder, hatte der Mediziner nur knapp zwei Wochen Zeit für den Umzug und Renovierungsarbeiten. Glück hatte er mit der Einrichtung, die nämlich hatte Almohamed bereits mit Vorlauf bestellt.

Ganz anders die Suche nach neuen Räumlichkeiten, die sich schwieriger gestaltete, denn immerhin müssen die als Praxis zugelassen werden. Zunächst habe er in Romrod geschaut, doch die Räumlichkeiten dort hätten sich nicht als Praxisräume geeignet. So blieb ein Umzug die letzte Möglichkeit, aber dem musste zunächst die Kassenärztliche Vereinigung (KV) zustimmen und genehmigen. Fündig wurde der Mediziner dann in Alsfeld, genauer gesagt in den ehemaligen Praxisräumen des HNO-Arztes Dr. Weppler. „Das war früher schon als Praxis zugelassen, weshalb es hier keine Schwierigkeiten gab“, sagt er.

Das Herzstück der neuen Praxis in der Schwabenröder Straße ist neben den Behandlungszimmern mit den neusten Gerätschaften sicherlich das Wartezimmer. „Das hat meine Frau gestaltet“, erzählt Almohamed. Goldene Ornamente zieren die türkis-grüne Wand, verleihen dem Raum samt moderner Bestuhlung und warmer Beleuchtung ein gemütliches, leicht orientalisches Ambiente. Dazu tragen auch die Bilder an den Wänden bei, die Eindrücke aus Almohameds Heimat Aleppo zeigen. Dass das Wartezimmer eine gemütliche Atmosphäre ausstrahlt, ist bewusst so gewählt.

„Die Leute verbringen hier ein bisschen mehr Zeit, als in anderen Arztpraxen“, erzählt er. Gemeint sei damit aber keineswegs die Wartezeit ehe sie dran seien, sondern vielmehr die Dauer der Behandlung. „Ich nehme mir Zeit für die Patienten, um sie sorgfältig zu untersuchen.“ Auch durchlaufen die Patienten in der kardiologischen Praxis nicht nur ein Raum, sondern mehrere, um beispielsweise ein EKG zu machen oder aber einen Ultraschall.

Gerade deshalb bleibt ein Wermutstropfen: die Parksituation. An der zentral gelegenen Praxis stehen nur wenige Parkplätze zur Verfügung und die, die da sind, sind länger belegt, weil die Behandlung in der Praxis länger dauert. Vier Parkplätze sind für die Patienten der Praxis direkt am Haus angemietet.

Digitalisierung der Medizin spielt große Rolle

Neben Herzerkrankungen werden in der Praxis auch Gefäßerkrankungen behandelt, Schlafdiagnostik ist auch im Programm. Ein neues Projekt ist die Telemedizin, die künftig hinzukommen soll. Dabei werden die Gesundheitsdaten des Patienten praktisch durchgehend digital überwacht, wodurch bei Veränderungen frühzeitig gehandelt werden kann.

Ohnehin ist dem Mediziner sehr daran gelegen, Digitalisierung mit Medizin zusammenzubringen und somit die besten Möglichkeiten für den Patienten zu schaffen. Deshalb läuft in der Praxis schon jetzt alles digital: Von Patientenakten, über Terminvereinbarungen, bis hin zu den Raumbelegungen. Ob die Patienten in Sprechzimmer 1 müssen und wie lange der Patient dort schon wartet, wird digital geplant und an den Arzt übermittelt.

„Das ist einerseits effizient, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass die Patienten nicht lange auf mich warten müssen“, erklärt er. Die Befunde werden via Sprachsoftware direkt in der Folge aufgenommen, digitalisiert und dem Patienten noch vor Ort am Empfang mitgegeben. Diese Technologie gebe es so in einigen Kliniken, wo Almohamed Erfahrungen sammeln konnte. Bevor der Kardiologe sich im vergangenen Jahr in Romrod selbstständig machte, arbeitete er im Eichhof-Klinikum in Lauterbach, im Kreiskrankenhaus, in Bad Wildungen und in Bad Nauheim.

Künftig längere Öffnungszeiten geplant

Den gebürtigen Syrer, der 2013 in den Vogelsberg kam, zog es allerdings nie wirklich weg. „Ich war in Kliniken, aber ich lebe hier und möchte hier auch nicht weg“, sagt Almohamed. Dass er irgendwann einmal eine eigene Praxis eröffnet, entwickelte sich schnell als Ziel.  Überzeugt von diesem Schritt habe ihn sein damaliger Kollege am Kreiskrankenhaus, Dr. Wilhelm.

Auch als Notarzt ist er im Vogelsberg tätig. „Damit habe ich angefangen, als ich zwischenzeitlich nicht in der Praxis in Romrod arbeiten dürfte“, ergänzt er. Gerade einmal drei Tage nachdem er in den Räumen von Dr. Harlfinger in Romrod als Kardiologe startete, war für Almohamed auch wieder Schluss: Ein anderer Arzt aus der Region legte Widerspruch bei der Kassenärztlichen Vereinigung ein, wodurch er keine Kassenärztlichen Patienten mehr behandeln durfte. Erst drei Monate danach ging es für ihn weiter – und seither mit stetig steigendem Andrang.

Kardiologe in Romrod darf wieder richtig arbeiten

Über 1.500 Patienten hat die Praxis mittlerweile, die sogar eine weitere Anfahrt aus dem Raum Gießen und Bad Nauheim auf sich nehmen. „Der Bedarf ist definitiv da“, sagt der Mediziner. Nur eine weitere kardiologische Praxis gibt es im Kreis.

Um all den Patienten gerecht zu werden, waren größere Praxis-Räume unausweichlich und auch die Öffnungszeiten sollen künftig ausgeweitet werden, denn die lagen in Romrod gerade mal bei 20 Stunden pro Woche. Ziel sei künftig das Doppelte, langsam und stetig soll das jetzt umgestellt werden. Immerhin: Bis Mai/Juni ist der Kardiologe bereits ausgebucht – zumindest nach den alten Öffnungszeiten. Personal, was das bestehende Team ergänzt, hat Almohamed schon gefunden.

Mit dem Umzug nach Alsfeld scheint aber auch die Teilnahme am geplanten Ärztehaus in Romrod fast ausgeschlossen. Für ihn habe es nach Gesprächen mit den Beteiligten so gewirkt, als ob aus dem Ärztehaus nichts werde – jedenfalls nicht in näherer Zukunft. Die Nachfrage sei allerdings so groß, dass er in Vollzeit praktizieren wolle. Möglicherweise komme in Zukunft noch ein zweiter Facharzt dazu. Das sei aber lange noch nicht spruchreif. Genug zu tun für zwei hat Dr. Almohamed  jedenfalls schon jetzt.

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