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Bürgermeister Fey fordert gegenseitige RücksichtnahmeBaustelle spaltet Kirtorf

KIRTORF (ls). In Kirtorf sorgt eine Baustelle für Unmut – bei Bürgern und auch bei der Stadt. Während die Menschen aus der Blauen Ecke einen kilometerlangen Umweg fahren müssen, darüber schimpfen und deshalb verbotenerweise durch die Baustelle oder über Feldwege fahren, sorgt genau das wiederum in Kirtorf für Verärgerung. Der Bürgermeister macht nun Hoffnung auf ein baldiges Ende.

Eigentlich sind es nur knapp sechs Kilometer und wenige Minuten, die Sören Stumpf aus Wahlen von Kirtorf trennen, doch seit zwei Monaten müssen er und alle anderen Bürger aus der Blauen Ecke rund 18 Kilometer Umweg in Kauf nehmen, um nach Kirtorf zu kommen – und das mittlerweile nur noch wegen wenigen Metern Baustelle.

Seit Anfang September wird die Straße von Kirtorf in Richtung Wahlen bis kurz hinter den Abzweig der K62 in Richtung Arnshain saniert. Nur noch bis kurz vor Weihnachten soll die Straße gesperrt sein. Bis dahin allerdings müssen de Anwohner aus den drei Kirtorfer Dörfern Wahlen, Gleimenhain und Arnshain – die sogenannte Blaue Ecke – eine rund 18 Kilometer lange Umleitung über Ruhlkirchen, Seibelsdorf, Angenrod und Ober-Gleen fahren, wenn sie nach Kirtorf wollen.

18 Kilometer ist sie lang, die Umleitung von Wahlen nach Kirtorf und in umgekehrte Richtung, die im Zuge der Straßen-Sanierung eingerichtet wurde.

Das sorgt für Unmut. „Die Mehr-Kilometer sind nicht tragbar. Es wäre hier ein Leichtes, kommunale Wege für Anliegerverkehr freizugeben“, sagt Sören Stumpf. Der Ortsvorsteher von Wahlen ist über die Situation rund um die Baustelle verärgert, wohlwissend, dass die schon bald ein Ende haben wird. Mehrfach in der Woche trifft Stumpf auf Anwohner aus den drei Orten, die sich beschweren oder einfach ihrem Frust über die Baustelle Luft machen wollen.

Kurz vor der Baustelle führt nämlich ein kommunaler Feldweg rein, der auf einem direkteren Weg nach Kirtorf führen würde – vorausgesetzt, dieser wäre als Umleitung ausgewiesen. Offiziell ist er das aber nicht. „Der Weg ist für den Rettungsdienst gedacht und wurde außerdem für den Sozialdienst und den Schul- und Kindergartenbus freigegeben“, erklärt Stumpf. Dass der Schul- und Kindergartenbus aber morgens nur einmal hin und mittags nur einmal wieder zurück fährt und viele Kinder länger in der Schule bleiben, sei dabei nicht bedacht worden.

Der inoffizielle Feldweg sei also trotzdem genutzt worden – so lange, bis es Beschwerden von Jagdpächtern und Anwohnern gab und die Polizei vermehrt kontrollierte und Strafzettel ausstellte. Seither gebe es fast täglich Beschwerden bei dem Ortsvorsteher.

Bei einigen Bürgern sorgt die Umleitung für Verärgerung. Wahlens Ortsvorsteher Sören Stumpf wünscht sich, dass ein kommunaler Feldweg für den Verkehrs freigegeben wird.

„Dass es hier über die Dauer der Baustelle zu Unmut bei den Bürgern kommt, war absehbar. Deshalb hätten Alternativ-Lösungen schon vorher bedacht werden müssen“, erklärt Stumpf. Für ihn mache es nicht den Anschein, als sei das bedacht worden. Die Stadt sollte sich für die Belange der Bürger einsetzen, doch an dieser Stelle wirke es so, als seien die vergessen worden, zumindest die Bürger aus der Blauen Ecke.

Wenigstens für die letzten Woche wünscht sich der Ortsvorsteher noch eine praktikablere Lösung. Für Stumpf sieht eine solche Lösung die Öffnung des anliegenden Feldweges vor. „Die Straße musste gemacht werden, gar keine Frage – und dass es dabei zu Einschränkungen kommt, ist auch klar. Aber die Mehrkosten tragen dadurch die Bürger, die für tägliche Fahrten eine weite Umleitung in Kauf nehmen müssen. In einer Zeit, in der ihnen ohnehin schon viel abverlangt wird“, ergänzt Stumpf.

Verständnis kommt von städtischer Seite

Kirtorfs Bürgermeister Andreas Fey hat Verständnis für die Verärgerung der Bürger. „Natürlich sind diese Einschränkung und die damit verbundenen Umstände ärgerlich, allerdings bestehen diese Einschränkungen nur für wenige Wochen“, sagt er auf Anfrage von OL und verweist dabei außerdem darauf, dass nicht nur die Bürger aus der Blauen Ecke davon betroffen seien, sondern auch Kirtorfer, die „täglich nach Neustadt oder über Neustadt nach Norden fahren müssen“.

Die Umleitung sei, so sagt Fey, durch die Verkehrsbehörde Hessen Mobil geplant worden. Dazu wurde sich vorab mit der Kommune und den entsprechenden Behörden abgestimmt. Eine alternative kürzere Umleitungsstrecke, die außerdem noch den verkehrsrechtlichen Anforderungen entspricht, habe sich dabei nicht abgezeichnet.

Ein Blick auf die Baustelle von Kirtorf aus. Mittlerweile sind die Arbeiten in den letzten Zügen.

Auch eine halbseitige Sperrung sei aus baurechtlichen und arbeitsschutzrechtlichen Bedingungen nicht zulässig gewesen. Auch hier habe sich keinen Alternative abgezeichnet und. Zudem obliege eine Entscheidung darüber nicht im Ermessen der Stadt. Hätte sich eine Alternative ergeben, so Fey, dann hätte die Stadt diese von Beginn an ermöglicht.

Als Beispiel dafür nennt der Bürgermeister die Durchfahrt des nördlichen Bauabschnitts bei der Grillhütte, um an die Grünabfallsammelstelle zu kommen. Bei ruhendem Verkehr sei das möglich und ist mit dem Bauunternehmen abgestimmt. Das geschehe dann allerdings auf eigenes Risiko. „Eine offizielle Genehmigung zum Durchfahren der Baustelle darf es aus Haftungsgründen allerdings nicht geben“, ergänzt Fey.

Der angrenzende Flurweg kann allerdings nicht freigegeben werden, da dieser als Rettungsweg für die Feuerwehr und Rettungsdienste freizuhalten ist, um die Baustelle umgehen zu können. Dort sei kein Begegnungsverkehr möglich, weshalb er nicht freigegeben werden kann. Die einzige Ausnahme sei der Kindergartenbus, dem eine Ausnahmegenehmigung erteilt wurde, da ansonsten der weitergehende Fahrplan zur Kinderbeförderung nicht eingehalten werden kann.

„Die dennoch teilweise unberechtigte Nutzung dieses Weges führte zum Ärgernis und auch zahlreichen Beschwerden für und von Fußgängern und berechtigten Nutzern wie Landwirtschaft oder Jagdpächter. Beklagt wurde dabei insbesondere die Gefährdung durch schnelle Pkw-Fahrer“, sagt Fey. Deshalb habe es durch Dritte Anzeigen bei der Polizei und die Bitte nach Kontrollen gegeben. Auch wurde die Baustelle teilweise durchfahren, was eigentlich nur den Anwohnern zu ihren Grundstücken gestattet war.

Die Baustelle aus Blickrichtung Wahlen.

Nachvollziehen kann der Bürgermeister das nicht. „Der Bereich war deutlich abgesperrt. Das Befahren brachte unnötige Gefahren für alle Beteiligte mit sich. Das kann und sollte man vermeiden“, sagt er. Insgesamt habe er festgestellt, dass das gegenseitige Verständnis der Verkehrsteilnehmer füreinander scheinbar immer mehr nachlasse. Hier würde er sich mehr gegenseitige Rücksichtnahme wünschen.

Bauarbeiten machen Fortschritte , Abschluss voraussichtlich früher als geplant

Am Ende gibt Fey allerdings noch einen positiven Blick auf die Baustellen-Situation in Kirtorf: Die Bauarbeiten nämlich machen gute Fortschritte und werden noch vor dem ursprünglichen Zeitplan fertiggestellt, also noch vor Weihnachten.

„Jede Baumaßnahme bringt immer für diesen Zeitraum auch gewisse Beschwerlichkeiten mit sich. Wollen wir unsere Infrastruktur erhalten und Mängel beseitigen, geht aber letztlich kein Weg drum herum. Natürlich versuchen wir gemeinsam mit unseren Partnern die Einschränkungen so gering als möglich zu halten und hoffen dafür natürlich auch auf das Verständnis der Betroffenen. Das Ergebnis dient letztlich allen. Ich denke, letztlich will keiner, dass seine Straße langsam zerbröselt, wenn die Möglichkeit besteht, dass diese erneut wird“, so Fey.

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