20. Blaulichtgottesdienst der Notfallseelsorge Vogelsberg würdigt Leistung der EinsatzkräfteÜber die Menschen hinter den Notfalleinsätzen
VOGELSBERG (ol). Zum zwanzigsten Mal fand er nun statt, der Blaulichtgottesdienst der Notfallseelsorge Vogelsberg, der das Engagement aller Rettungskräfte würdigt – ganz gleich, ob haupt- oder ehrenamtlich.
Pfarrer Thomas Schill, Koordinator der Notfallseelsorge, begrüßte daher kürzlich auch eine ganze Reihe verschiedener Gruppen in der Lauterbacher Evangelischen Stadtkirche: Stellvertretend für die Polizei war EPHK Roman Eisenbach, Leiter der Führungsgruppe der Polizeidirektion Vogelsberg erschienen.
Die Feuerwehren des Kreises wurden von Kreisbrandinspektor Sven Holland vertreten. Neben Polizisten und Feuerwehrleuten waren Angehörige der Notarztteams, der Kliniken und der Notfallseelsorge vor Ort. Sie alle wurden musikalisch begrüßt von Nanda Laube und Christine Eisler, die den Gottesdienst wunderbar einrahmten, schreibt das Evangelische Dekanat Vogelsberg.
„Ich bin froh, dass Sie alle da sind“ Mit diesen Worten wandte sich Dorette Seibert, Dekanin des Evangelischen Dekanats Vogelsberg, an alle anwesenden Einsatzkräfte. „In zahllosen Einsätzen stehen Sie Menschen ohne Ansehen ihrer Person bei, sind mutig und beherzt. Dafür möchte ich Ihnen danken.“
Mit Blick auf das jüngste Katastrophenereignis in Lauterbach, der Explosion eines Wohnhauses, gab sie gehörtes Lob an die Feuerwehrleute der Kreisstadt weiter: „Sie haben die Menschen beruhigt, Sicherheit ausgestrahlt, Vertrauen und Perspektiven gegeben.“ Das Lob gelte exemplarisch für alle Menschen, die ihre Komfortzone auf der heimischen Couch verlassen, um anderen in Not und Leid beizustehen.
Ihrer Predigt legte die Dekanin die Geschichte von Noah und seiner Arche zugrunde: Ein auf den ersten Blick ungnädiger Gott wollte die von ihm geschaffenen Menschen und Tiere vernichten, doch Noah und seine Familie fanden Gnade, bauten die Arche und retteten sich und alle Tierarten über Monate der Flut. Als Versprechen, dass er niemals wieder Verderben über die Menschen bringen wollte, schickte Gott den Regenbogen – eine Brücke zwischen Licht und Dunkel, zwischen Regen und Sonne.
Über die Bedeutung von Farben und Eindrücke eines Notfallseelsorgers
Welche Bedeutung Farben – auch die des Regenbogens – für Menschen haben, erklärten Annelie Becker, Pfarrer Sven Kiessling und Pfarrer Thomas Schill vom NFS-Team in einer kleinen Impulsrunde: Gute und schlechte Bedeutungen von Braun und Rot, beispielsweise. Auch die Farben der Einsatzkleidung thematisierten sie und suchten in der Bibel nach Farben und ihren Zuschreibungen.
Am Ende kamen auch sie wieder bei der Vielfalt des Regenbogens an: Er stehe auch für die Vielfalt der Gaben, die bei schwierigen Einsätzen hilfreich ist. „Erst im Zusammenspiel können wir wirken – wie die bunten Farben des Regenbogens zusammen ein Zeichen der Hoffnung bilden“, sagte Pfarrer Schill.
Eindrücke aus der Arbeit eines Notfallseelsorgers hatte Jochen Tobisch mitgebracht. Aus vielen Gesprächen mit anderen zitierte er, fragte nach dem Grund, aus dem man eine Ausbildung zum Notfallseelsorger mache: sich am Unglück anderer weiden oder den Grusel und das Blaulicht toll finden?
Ganz gleich, was es sei, man nehme aus jedem Einsatz etwas für sich mit: Das Gefühl zu helfen, etwas Sinnvolles zu tun, Wertschätzung zu bekommen, Selbstbewusstsein. Manche wollen der Gesellschaft und den Menschen etwas zurückgeben, weil sie selbst Gutes erfahren haben: „Für sie ist die Notfallseelsorge der richtige Rahmen.“ Tobisch erklärte, was die Notfallseelsorger tun, wie sie arbeiten, wie sie aber auch gestützt werden von den anderen Menschen in ihrem Team.
„Unser Tun hat viel mit Tod und Vergänglichkeit zu tun“, gab er zu, doch diese führe auch dazu, das eigene Leben als wertvoll zu betrachten, achtsamer mit sich zu sein, Schönes bewusster wahrzunehmen. Als Beispiel für wirklich fordernde Einsätze beschrieb Tobisch Suizidfälle, in denen die Aufgabe eines Notfallseelsorgers auch darin bestehe, den Angehörigen ihre Schuldgefühle zu nehmen.
Bei allen Herausforderungen und schlimmen Erfahrungen warb der Notfallseelsorger jedoch für das Ehrenamt und freute sich, anlässlich des Gottesdienstes gleich vier Frauen vorzustellen, die die theoretische Ausbildung zur Notfallseelsorgerin nun bereits hinter sich gebracht haben und jetzt bei ihren Ausbildern und Kolleginnen und Kollegen der NFS hospitieren. Auch sie versicherte Tobisch ihrer aller Unterstützung: „Wir möchten niemanden vergessen und niemanden allein lassen.“
Thomas Schill würdigte abschließend das Engagement der neuen und alten Notfallseelsorger und – seelsorgerinnen: „Ihr habt bereits gezeigt, dass ihr euch nicht nur im Reden und Sprechen, sondern auch im Schweigen für die Menschen einsetzt und mit eurer Präsenz und aller Kraft zu deren Erleichterung beitragt.“
Nach dem offiziellen Abschluss des Gottesdienstes machten viele der Anwesende von der Einladung zum Austausch bei einem kleinen Snack Gebrauch. Schließlich helfen auch solche gemeinschaftlichen Erlebnisse, mit Erfahrungen aus dem Rettungsalltag umzugehen. Mehr zur Notfallseelsorge findet man unter hier. Wer Interesse an einer Ausbildung und Mitarbeit hat, kann sich an Thomas Schill (thomas.schill@ekhn.de) wenden.
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