
Erste Ergebnisse zum "Airclean"-Straßenbelag auf der Alsfelder SchellengasseWeniger Stickoxide in Alsfeld: Pilotprojekt zeigt Wirkung
ALSFELD (akr). Die umfangreiche Sanierung der Alsfelder Schellengasse war in vielerlei Hinsicht ein bedeutendes Projekt. Nicht nur, weil die Hauptverkehrsader für über ein Jahr voll gesperrt werden musste, sondern auch weil eine ganz besondere Asphaltdeckschicht eingebaut wurde. Die soll für eine bessere Luft sorgen – mit Erfolg, wie am Montag auf der Pressekonferenz im Rathaus bekanntgegeben wurde.
Es war ein wichtiges Etappenziel, dass im Mai vergangenen Jahres im Rahmen der Schellengassen-Sanierung gefeiert werden konnte: Der Einbau der obersten Asphaltdeckschicht. Bei dieser handelte es sich aber nicht um gewöhnlichen Asphalt, sondern um einen, der für bessere Luft sorgen soll. In die Straße wurde nämlich das sogenannte „Airclean Granulat“ der Firma FCN Bauelemente eingearbeitet.
Dabei handelt es sich um ein Betongranulat aus Titandioxid, einer Verbindung aus Titan und Sauerstoff, durch das – ganz einfach ausgedrückt – die Stickoxide in der Luft gemindert werden sollen. Dieses Granulat wurde auf einer Länge von 750 Metern eingebaut, und zwar mithilfe von einem Präzision-Splittstreuer, wie Bernhard Klöppner von der Firma FCN Bauelemente erklärte. Doch wie genau sollen Schadstoffe dadurch reduziert werden?
Trifft Sonnenlicht auf die Straße, dann oxidieren die Schadstoffe und werden sozusagen der Luft entzogen. Dieses Verfahren beruht auf der Photokatalyse, einer chemischen Reaktion, ausgelöst durch Licht, deren Wirkung bereits seit über 100 Jahren bekannt sei, so Klöppner. Die UV-haltigen Sonnenstrahlen spalten die giftigen Stickoxide auf und wandeln sie innerhalb kurzer Zeit in unschädliche, wasserlösliche Nitrate um. Diese bleiben dann auf der Straße liegen und werden quasi vom Regen weggespült.
„Airclean“ zeigt Wirkung
Für Hessen Mobil war diese Maßnahme ein „Pilotprojekt“, wie Günter Herles von der Verkehrsbehörde betonte. Im Vorfeld der Schellengassen-Sanierung hätte sich Hessen Mobil Gedanken gemacht, wie sie einen Beitrag dazu leisten könnten, dass die Luft im Bereich von Alsfeld besser wird, schließlich sei auch der Verkehrsbehörde die Problematik mit den hohen Stickoxiden nicht entgangen. Abhilfe schaffen sollte ein „innovatives Abstreumaterial“, das sogenannte „Airclean Granulat“, erklärte Herles.
„Aus unserer Sicht ist die hervorragende Wirksamkeit bewiesen“, freute sich nicht nur Klöppner, als er am Montag im Alsfelder Rathaus die ersten Ergebnisse vorstellte, sondern auch Herles und Bürgermeister Stephan Paule. Um 27,5 Prozent sei der Stickoxid-Tagesmittelwert gesunken. Lag dieser 2019 noch bei 42,2 µg/m³, ergaben die Messungen 2022 einen Wert von 30,6 µg/m³. Dabei handelt es sich aber nicht um die offiziellen Messungen des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG).

Die Gegenüberstellung der NO2 Messwerte. Die grüne Linie zeigt die Konzentration von 2022, die gelbe von 2019. Über den gemessenen Zeitraum im Sommer 2022 ergibt sich eine durchschnittliche
NO2 Verminderung von 11,6 μg /m³ beziehungsweise 27,5 Prozent. (von
6 bis 20 Uhr) zu den Vergleichswerten im Jahr von 2019.
Die Messungen erfolgten durch Hessen Mobil vor Beginn der Baumaßnahme an neun Tagen in Folge im Winter 2019 und an drei Wochen nach Fertigstellung im Sommer 2022 – immer im Zeitraum von 6 Uhr bis 20 Uhr, erklärte Klöppner. Installiert wurden die Messeinrichtungen beim Alsfelder Amtsgericht. „Bei 27 Prozent ist das eine gute Aussage, auch wenn eine gewisse Unsicherheit drin ist“, sagte er, denn eine Verkehrszählung fand beispielsweise nicht statt und auch die Messungen wurden an einer anderen Stelle gemacht, als die offiziellen Messungen der HLNUG.
Doch auch die Behörde bestätigte gegenüber OL bereits im August die gesunkenen Werte und sprach von mehreren überlagernden Effekten.
Dennoch: Es sei ein gutes, wenn auch nicht überraschendes Ergebnis, da man mit diesem Granulat bereits gute Erfahrungen sammeln konnte, erzählte Klöppner. „Wir haben die Zielsetzung deutlich erreicht“, betonte er. Selbst wenn es sich nur um 15 Prozent handeln würde, sei das ein guter Beitrag, den das Land geleistet habe, unterstrich Herles, der natürlich hofft, dass es sich nicht um ein einmaliges Pilotprojekt handelt, sondern auch Fortsetzung findet.
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