Pfarrer Burkhard Sondermann in den Ruhestand verabschiedet – Neubeginn im hohen NordenGroßer Abschied für einen Mann der leisen Töne
VOGELSBERG (ol). Kürzlich wurde Pfarrer Burkhard Sondermann in einem feierlichen Verabschiedungsgottesdienst in der Evangelischen Kirche in Frischborn verabschiedet. Sondermann wird nun in einen neuen Lebensabschnitt treten, bei dem ihn seine Abschiedsgeschenke begleiten werden.
Der Abschied fiel allen schwer – so viel stand fest, als kürzlich die Kirchengemeinden Frischborn und Blitzenrod sich von ihrem Pfarrer Burkhard Sondermann und seiner Frau Beate verabschiedeten: Eng waren die Verbindungen in den vergangenen dreizehn Jahren geworden, vertrauensvoll die Zusammenarbeit, wertschätzend der Umgang.
Und obwohl das Ehepaar Sondermann sich auf den neuen Lebensabschnitt, der es in die Holsteinische Schweiz führen wird, freut, machte sich hier wie da Wehmut breit – gepaart allerdings mit viel Dankbarkeit auf beiden Seiten, heißt es in der Pressemitteilung des Evangelischen Dekanat Vogelsberg.
Zu dem feierlichen Verabschiedungsgottesdienst in der Evangelischen Kirche in Frischborn und dem anschließenden Empfang in der Gaststätte „Turnhalle“ konnte Kirchenvorstandsmitglied Fred Möller viele Gäste begrüßen: Vertreter von Kirche, Kommune und Vereinen, die Familie und natürlich zahlreiche Gemeindeglieder.
Die letzte Predigt als Rückblick
Den Gottesdienst gestalteten Claudia Regel und Janina Strauch an der Orgel gemeinsam mit dem Pfarrer und einigen Mitgliedern des Kirchenvorstandes. Seine letzte Predigt in Frischborn und auch als Pfarrer im Dienst gestaltete Burkhard Sondermann als Rückblick.
Am siebten Tage habe Gott es gut sein lassen, griff der Geistliche das Schöpfungsthema auf. Es gut sein lassen sei ein guter Tipp, nicht nur zum Ausruhen am Sonntag oder einem anderen Wochentag, sondern auch als Gegenpart zu Perfektionismus und der Überbewertung der eigenen Bedeutung.
Einmal mehr wurde in Sondermanns Ansprache deutlich, wie gut er und seine Frau sich in Frischborn, aufgenommen fühlten. Er sprach von offenen, guten Begegnungen und dankte allen Menschen, die ihn in den Jahren im Vogelsberg begleitet und unterstützt haben. Für die Zukunft, die gerade hinsichtlich einer Neubesetzung der nun nur noch halb so großen Pfarrstelle offen ist, riet er den Menschen zu Gottvertrauen.
Für die Verabschiedung und Entpflichtung des Pfarrers aus dem Dienst der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) war Propst Matthias Schmidt nach Frischborn gekommen. Er griff in seiner Ansprache die Bedeutung der Kirchenmusik, und hier besonders des Komponisten Johann Sebastian Bach, als Kraftquelle für den Geistlichen auf. In seiner Zeit in Frischborn und Blitzenrod sei Sondermann wichtig gewesen als Mitmensch und als Seelsorger.
Er habe die Menschen in ihrem Leben begleitet, von der Taufe bis zur Beerdigung, er habe Kreise und Gruppen geleitet, gebetet, gearbeitet, mit den Menschen gelebt. Schmidt blickte auf die Vielfalt dieses wunderbaren, wenn auch nicht immer leichten Amtes, das Sondermann als Seelsorger gestaltet habe. Die EKHN dankte ihm für seinen Dienst, entließ ihn in den Ruhestand und sprach ihn von allen Pflichten frei.
Auch die Mitglieder der Kirchenvorstände nutzten den Gottesdienst, um sich von ihrem Pfarrer zu verabschieden. Sie lobten die ausgleichende Art Sondermanns, der stets auch verschiedene Meinungen gelten ließ. Worte der Dankbarkeit, der Wertschätzung und des Abschiedsschmerzes richteten die KV-Mitglieder an den Geistlichen, dem sie aufrichtig wünschten, an der See eine neue Heimat zu finden. Auch wie sehr die Gemeindeglieder das Mit-Wirken von Sondermanns Ehefrau Beate schätzten, wurde hier deutlich: Die guten Zukunftswünsche richteten sich an die ganze Familie.
Musikalischen Reminiszenzen an das Meer und die Zeit im Ruhestand
Viele weitere Wünsche und Worte des Dankes waren auf dem Empfang zu hören, zu dem die Festgemeinde in die Gaststätte wechselte. Hier stand auch viel Musik auf dem Programm: Der Evangelische Posaunenchor Wallenrod unter der Leitung von Katrin Döll, der Gemischte Chor Frischborn unter der Leitung von Gabriele Janneck und die Formation Singsation unter der Leitung von Guido Marschner hatten viele Stücke mitgebracht, die sie der musikbegeisterten Familie und den Gästen darboten.
Besonders die musikalischen Reminiszenzen an das Meer und die Zeit im Ruhestand sorgten hier für viel Freude. Fred Möller und Katja Fesch moderierten den umfangreichen Grußwort-Reigen, den Dorette Seibert, Dekanin des Evangelischen Dekanats Vogelsberg, eröffnete. Sie setzte Sondermanns Wirken ins Bild des Chorsängers, der er war: Ein Kollege der leisen Töne sei er gewesen, wohlwissend, dass nicht die Solisten für den Grundton und die Grundstimmung wichtig seien.
Miteinander ins Gespräch kommen, um voneinander zu lernen, sei sein Credo gewesen – die gute Gemeinschaft in Blitzenrod, Frischborn und der pfarramtlich verbundenen Kirchengemeinde Wallenrod und Allmenrod lege davon Zeugnis ab.
Gleich sechs Kollegen aus dem Nachbarschaftsraum Lauterbach, intern „Speckgürtel“ genannt, brachten ihre Laudatio musikalisch dar: Mit viel Humor und Augenzwinkern, aber auch Dankbarkeit und Wertschätzung, erinnerten sie an so manche gemeinsame Fahrt und Doppelkopfrunde. Karin Klaffehn, Christine Müller, Dorothea Göbel, Sven Kiessling, Theo Günther und Luise Berroth hatten sichtlich Spaß an ihrem Lied, das auch die Gäste und den Pfarrer gut unterhielt.
Für die Kommune sprach Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller. Alles habe seine Zeit, zitierte der Lauterbacher Rathauschef aus der Bibel und dankte Sondermann für seinen Dienst. Er attestierte dem scheidenden Pfarrer ein großes persönliches Engagement und unterstrich, dass er viel bewirkt habe in den Jahren seines Dienstes im Vogelsberg. Weitere Grußworte und natürlich auch Geschenke überbrachten Erika Schmelz und Regina Weller vom Kirchenvorstand Wallenrod und vom Frauenkreis Allmenrod.
Henn-Wolfram Riedesel Freiherr zu Eisenbach nahm seine Rolle als Patronatsherr der Kirche in Eisenbach wahr, für die Burkhard Sondermann ebenfalls zuständig war. Vor über 500 Jahren Ausgangspunkt der Reformation, stünden dort nun wieder Erneuerungen von großem Ausmaß an, sagte der Redner, der in diesem Zusammenhang Sorge um die religiöse Begleitung der Menschen äußerte. Mit Blick auf den Sänger Sondermann sagte er, seine Stimme werde sowohl in der Gemeinde als auch im Chor fehlen.
Hochwertige Kirchen-Fotos als Geschenk zum Abschied
Den Dank, die Wertschätzung und die Anerkennung sowohl der ortsansässigen Vereine als auch des Ortsbeirats überbrachte Berthold Habermehl. Er freute sich, dass die Familie Sondermann in Frischborn und Blitzenrod Wurzeln geschlagen hatte und dass sich die Menschen hier nach dem Wegzug von Beate und Burkhard Sondermann noch an der von beiden gestifteten Bank erfreuen dürften. Auch Habermehl lobte das harmonische Miteinander und die gute Zusammenarbeit.
Zum Abschluss des offiziellen Teils überbrachten die Kirchenvorstände ihrem scheidenden Pfarrer noch ein Geschenk – zusätzlich zu den Baumarktgutscheinen aus der neuen Heimat: Sie hatten exklusive Fotoaufnahmen der beiden Kirche hochwertig rahmen lassen und gaben dem Ehepaar diesen Ausblick mit.
Die letzten Worte gehörten Burkhard Sondermann, der sich bei allen Beteiligten für das Fest bedankte und sich sichtlich über die vielen guten Wünsche, über die Geschenke und die Aufmerksamkeit freute, die ihm alle Anwesenden zuteilwerden ließen.
Gleichzeitig mahnte er in der ihm eigenen Art mit einem Lutherwort: „…gefällt es dir auch sehr, dass man dich vor anderen lobe, willst du vielleicht gelobt sein, sonst würdest du trauern oder nachlassen, – bist du von der Art, Lieber, so greif dir selbst an die Ohren. Und greifst du recht, so wirst du finden ein schönes Paar großer, langer, rauer Eselsohren.“
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