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Nicht alle Bedürftigen können derzeit versorgt werden - Rund 100 Menschen auf WartelisteAlsfelder Tafel: Zu wenig Lebensmittel für zu viele Bedürftige

ALSFELD (akr). Die Tafeln in Deutschland erhalten immer weniger Lebensmittelspenden, gleichzeitig suchen aber immer mehr Bedürftige die Ausgabe auf – auch die Alsfelder Tafel ist von diesem Phänomen betroffen. Rund 100 Menschen stehen derzeit auf einer Warteliste, können nicht versorgt werden, weil nicht genügend Lebensmittel vorhanden sind. Für den ersten Vorsitzenden Walter Bernbeck eine „grausame Situation“, für die es nun eine Lösung zu finden gilt.

„Es ist grausam, aber wir können momentan nicht anders“, sagt Tafel-Vorsitzender Walter Bernbeck. Rund 100 Menschen befinden sich aktuell auf einer Warteliste, die derzeit nicht von der Alsfelder Tafel mit Lebensmitteln versorgt werden können. Diese Liste ändere sich aber stetig. Immer wieder kommen neue Namen hinzu oder werden heruntergenommen, weil Plätze frei geworden sind. „Fehlt jemand drei Mal unentschuldigt bei der Ausgabe, bekommt jemand anderes den Platz. So streng müssen wir momentan sein“, erklärt Bernbeck.

Bis zur letzten Woche hatte die Tafel noch eine sogenannte wöchentliche „Notausgabe“ eingerichtet, um die Menschen auf der Warteliste zumindest mit ein paar Grundnahrungsmitteln wie Quark, Kartoffeln, Eier oder Brot versorgen zu können. „Wir haben dafür aber kein Geld verlangt, sie haben bekommen, was übrig war“, erklärt er. Die Notausgabe musste aber eingestellt werden. Die Lebensmittel reichen nicht mehr aus.

„Wir sind momentan leer, deswegen können wir keine Notausgabe mehr machen“, erzählt Bernbeck. Auch die knapp 600 Tafelkunden, die nicht auf einer Warteliste stehen, müssten sich momentan mit weniger zufrieden geben, als früher. Die Tafel erhalte nämlich immer weniger Lebensmittelspenden. „Wir bekommen deutlich weniger, und zwar von allen Lebensmittelmärkten“, erzählt der Vorsitzende. Das ist ein bundesweites Phänomen.

Änderung der Lebensmittel-Ausgabe

Zeitgleich aber gibt es durch die Energiekrise und Inflation immer mehr Bedürftige. Hinzu kommen viele geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Zum Vergleich: Im März versorgte die Tafel rund 500 Kunden. Mittlerweile sind es etwa 600, plus die rund 100 auf der Warteliste. „Die Liste wird noch länger werden, der Winter hat schließlich nicht mal richtig angefangen“, befürchtet Bernbeck. Doch die Tafel arbeite aktuell daran, in Absprache mit anderen Tafeln eine Lösung zu finden, um zügig wieder alle Menschen versorgen zu können.

So könne eine Option sein, dass die Bedürftigen statt einmal die Woche, nur noch alle zwei Wochen Lebensmittel von der Tafel erhalten. Eine Warteliste würde es dann nicht mehr geben. Eine andere Möglichkeit wäre, die Menge an ausgegebenen Waren zu reduzieren und in festen vorgepackten Tüten wöchentlich zu verteilen, sodass jeder gleich viel bekommt.

„Wir leben von dem, was wir bekommen und geben das weiter – und zwar so gerecht wie möglich“, betont Bernbeck. Zwar sei die Tafel aktuell finanziell gut aufgestellt, an der derzeitigen Situation ändert das aber leider nichts, denn einfach in den Supermarkt gehen und von dem Geld Essen für die Kunden zu kaufen, ist nicht gestattet. „Der Kauf von Lebensmitteln ist erlaubt, wenn er durch die Spenderin oder den Spender erfolgt und an die Tafeln weitergegeben wird“, heißt es unter anderem in den Tafel-Grundsätzen.

Wer also die Tafel unterstützen möchte, macht das am besten, in dem er Lebensmittel spendet. „Mehl, Zucker, Nudeln, Reis – Dinge, die lange haltbar sind“, sagt Bernbeck. Nicht zu vergessen: Öl, das derzeit Begehrteste. Der Vorsitzende hofft, dass sich die Situation bald ändert, denn mit Blick auf den Winter werde die Warteliste noch länger werden. „Wir rechnen mit erheblichen Druck, es wird von Monat zu Monat härter werden.“

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