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Das Großprojekt "Kulturbrauerei" in Schlitz„Ein Projekt mit Strahlwirkung“

SCHLITZ (akr). Dem brachliegenden Gelände der ehemaligen Auerhahn-Brauerei in Schlitz soll wieder neues Leben eingehaucht werden. Vor wenigen Wochen haben auf dem Areal unterhalb der Schlitzer Altstadt die Bauarbeiten für das Millionen schwere Projekt der „Kulturbrauerei“ begonnen. Ein Gespräch mit Bürgermeister Heiko Siemon über die Pläne.

Es ist das größte Projekt, dass derzeit auf der Agenda der Burgenstadt steht: die Kulturbrauerei oder aber auch „ein Projekt mit Strahlwirkung“, wie Bürgermeister Heiko Siemon mit einem Lächeln im Gesicht sagt, als er gerade auf das denkmalgeschützte Gebäude aus roten Backsteinen blickt, dass sich schon bald in die Kulturhalle verwandeln soll.

Im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Lebendige Zentren“ sollen die ehemaligen Gebäude der Auerhahn Brauerei umfassend saniert und modernisiert werden, und am Ende als „Kulturbrauerei“ das Areal unterhalb der Schlitzer Altstadt wieder mit Leben füllen –  24 Jahre, nachdem die Brauerei ihren Betrieb eingestellt hat. Seither lag das Gelände brach.

Ein Blick auf den ersten Bauabschnitt. Foto: akr

Und so soll die Kulturhalle dann später aussehen. Alle Visualisierungen: Dittel Architekten

Für die Gesamtmaßnahme stehen insgesamt elf verschiedene Gebäude aus unterschiedlichen Jahrhunderten an. Der erste Bauabschnitt (A bis D) umfasst den 185 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal, den Eingangsbereich und das Tourismusbüro. Der Planungsauftrag zum Umbau der Gebäudeteile A bis D wurde innerhalb einer europaweiten Ausschreibung nach vergaberechtlichen Vorschriften im August 2021 an das Büro DIA – Dittel Architekten aus Stuttgart vergeben.

Auf rund zehn Millionen Euro belaufen sich die Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt. „Es ist ein riesen Projekt“, weiß Siemon. Die Kosten teilen sich Bund, Land und Stadt zu je einem Drittel, wie der Bürgermeister erklärt. Sollte die Kulturhalle samt Eingangsbereich bis zum 30. September 2023 fertig sein, dann winken weitere eine Millionen Euro aus einem europäischen Fördertopf. „Die Millionen wird aber ebenfalls zu je einem Drittel auf Bund, Land und Stadt verteilt“, erklärt Siemon.

185 Quadratmeter groß soll der Saal werden.

Ausgestattet mit moderner Gebäudetechnik und barrierefreien Zugängen sollen die Räumlichkeiten dann für Kulturangebote und öffentliche Veranstaltungen multifunktional verwendet werden können. Als Beispiele nennt der Rathauschef Theateraufführungen, Tagungen, Schulungen oder Workshops. „Es gibt viele Möglichkeiten“, lächelt er. Im Keller unterhalb der Veranstaltungshalle sollen zudem auf 225 Quadratmetern weitere Ausstellungsflächen entstehen.

„Neues, kulturelles Herz“ der Burgenstadt

Als „neues, kulturelles Herz von Schlitz“ bezeichnet Siemon das Projekt der Kulturbrauerei. Neu, weil bereits zwei kulturelle Herzen in der Burgenstadt schlagen: Die Landesmusikakademie und das Ökonomiegebäude. „Die Räumlichkeiten sind aber in der Regel immer ausgebucht“, erklärt der Bürgermeister, der in der Kulturbrauerei eine große Chance für den Bereich Tourismus sieht.

Visualisierung Foyer.

Mit der Kulturhalle und dem Touristinfo – später soll auch noch ein Café und eine öffentliche Toilette hinzukommen – sind die Pläne aber natürlich noch längst nicht abgeschlossen. Es gebe noch viele weitere Ideen, beispielsweise eine Gastronomie, ein Hotel oder aber ein Heimatmuseum. „Wichtig ist, dass der Charme der Brauerei am Leben gehalten wird“, betont das Stadtoberhaupt.

Veranstaltungen wie Geburtstage oder Hochzeiten sollen in der Kulturhalle aber nicht gefeiert werden, die allgemeine Nachtruhe ab 22 Uhr werde eingehalten, wie der Bürgermeister versichert. Anwohner fürchten nämlich Lärmbelästigungen. Ihrer Meinung nach hätte für die spätere Nutzung eine Lärmprognose erfolgen müssen. Siemon verneint das. Aus städtischer Sicht brauche man keine, „für diese Nutzung nicht“, erklärt er.

Visualisierung Touristinfo.

Die Anwohner, die sich, wie sie selbst in einem offenen Brief erklärten, freuen, dass das Brauereigelände endlich in den Fokus der Stadtentwicklung gebracht wurde, sehen das mit dem Lärmgutachten allerdings anders. Sie haben gegen die Baugenehmigung Widerspruch eingelegt, um den sich, so Siemon, nun das Kreisbauamt kümmern werde. „Da nicht nur wir und unsere Kinder, sondern auch unsere Mieter und Feriengäste hier wohnen, ist Lärmschutz ein wichtiges Thema. Denn Lärm – gerade in den Ruhezeiten – macht körperlich und seelisch krank“, hieß es in den Brief unter anderem.

Siemon betont, dass man die Sorgen und Ängste der Anwohner ernst nehme und versichert, dass allerhand Lärmschutzmaßnahmen geplant seien, nicht nur im Innen-, sondern auch im Außenbereich. Was den Baustellenlärm angeht, so habe die Stadt Messungen beauftragt. Sollten diese überschritten werden, würden ebenfalls Maßnahmen ergriffen, wie der Rathauschef betont. Ganz ohne Lärm könne das Projekt natürlich nicht vonstatten gehen.

Die verschiedenen Gebäude. Übersicht: Tropp Plan, Aschaffenburg

Wie die weiteren Bauabschnitte auf dem rund 19.000 Quadratmeter großen Areal der ehemaligen Auerhahn-Brauerei genau aussehen werden und wann sie erfolgen, konnte Siemon noch nicht sagen. Denn nicht alles könne und werde in städtischer Eigenregie umgesetzt, deshalb sollen auch private Investoren mit ins Boot geholt werden.

Aktuell laufen die Abbruch- und Rohbauarbeiten der Gebäude A bis D. So wurde beispielsweise die ehemalige Schlosserei, also das Gebäude B, bereits abgerissen, sodass dort nun der Platz für den späteren Eingangsbereich der Kultur- und Veranstaltungshalle geschaffen wurde, die dann voraussichtlich im September 2023 fertiggestellt sein soll.

Weitere Eindrücke der Baustelle:

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