Ovag-Vorstandsvorsitzender Joachim Arnold zur Wasser-Problematik im Vogelsberg„Die Wasserversorgung der Bevölkerung ist sicher“
ExklusivVOGELSBERG (ls). Hitze, wenig Regen und dürre Landschaften: Auch in diesem Jahr leidet der Vogelsberg unter Trockenheit, die Sorgen um das Wasser werden größer – insbesondere mit Blick auf die Zukunft. Währenddessen liefert die Ovag Wasser aus dem Kreis nach Frankfurt und erntet dafür herbe Kritik. Wie das Unternehmen dazu steht – und ob der Vogelsberg bald auf dem Trockenen sitzt, erklärt Vorstandsvorsitzender Joachim Arnold.
Der Klimawandel ist spürbar im Vogelsberg angekommen. Er macht sich bemerkbar in verdorrten Grashalmen auf den sonst grünen Weiden, in kaputten Bäumen, Hitze und trockenen Böden. Während in Lehrbach und Zell bereits sehr niedrige Grundwasserstände gemessen werden, liegen sie rund um Frischborn und Rixfeld noch in einem normalen Bereich. Die Sorge, dass der Vogelsberg bald auf dem Trockenen sitzt, ist groß – insbesondere mit Blick auf die zukünftige Entwicklung.
Die hat auch Joachim Arnold im Blick, der Vorstandsvorsitzende der Oberhessischen Versorgungsbetriebe (Ovag), die neben vielen Vogelsberger Kommunen unter anderem auch die Stadt Frankfurt mit Wasser versorgt und dafür seit Jahren herbe Kritik erntet. Die Ovag liefere, so lautete unter anderem die Kritik bei der Aktion „Wasserlauf“, zu viel Wasser nach Frankfurt, wo das knappe Gut dann noch verschwenderisch verbraucht werde. Arnold gibt bei einem Interview im Rahmen einer von OL geplanten Klima-Reportage Entwarnung: „Die Wasserversorgung der Bevölkerung ist sicher“, sagt der Ovag-Chef.
Strenge Auflagen im Wasserrecht
Die einzige Ovag-Gewinnungsanlage im Vogelsberg ist beim Schottener Ortsteil Rainrod. Dort hat das Unternehmen ein jährliches Recht, 7 Millionen Kubikmeter Wasser zu entnehmen, tatsächlich werden durchschnittlich 3,5 bis 5 Millionen Kubikmeter gewonnen.
Die Wasserentnahme unterliegt der Ovag zufolge strengen Auflagen. Dabei dürfen Grundwasserstände nicht unterschritten, landschaftsökologische Maßnahmen müssen eingehalten und mit der Fördergewinnung abgestimmt werden. Nur so könne man nachhaltig und umweltschonend Wasser gewinnen und nicht nur „das Maximale“ rausholen, was möglich ist, erklärt Arnold.
Nur noch etwa sechs bis acht Prozent der Niederschläge tragen zur Grundwasserneubildung, es kommt immer weniger Grundwasser nach. „Man muss natürlich darauf reagieren“, sagt Arnold. Zwar könne man allein gegen den Temperaturanstieg weltweit nichts machen, doch man müsse damit umgehen. „Wichtig ist, dass so viel Wasser wie möglich in der Fläche gehalten wird und auch dass dieses Wasser möglichst vor Ort zur Versickerung gebracht wird. Davon leben die Oberflächenbereiche, die Quellbereiche und auch das Grundwasser“, erklärt er.
In 2021 hat die Ovag die Wasserampel eingeführt, die anzeigt, wie viel Trinkwasser bereitgestellt werden kann. Aktuell und auch für die kommenden drei Monate steht die Ampel auf Gelb – signalisiert also eine mäßige Grundwasserverfügbarkeit. Verschiedene Vogelsberger Bürgermeister forderten in den vergangenen Wochen die Ampel bereits auf Rot zu stellen, um damit eine geringe Grundwasserverfügbarkeit anzuzeigen, die dann wieder weitere Maßnahmen mit sich bringen würde.
„Die Ampel ist dazu da, nachhaltig Wasser zu fördern“, sagt der Ovag-Vorstandsvorsitzende. Dann müsse verantwortungsvoll und sparsam mit dem Wasser umgegangen werden, dass auch in den kommenden Jahren die Wasserversorgung gewährleistet werden kann – und nicht in „unbegrenzten Mengen und auf Teufel komm raus“.
Arnold: Wassermanagement führt nicht zum Trockenfallen von Quellen
Reduzieren heißt hier konkret, dass Kommunen und damit die Einwohner nicht mehr so viel Wasser bekommen können, wie sie gerne hätten. An dieser Stelle seien auch die Kommunen gefragt, die die Bürger darauf aufmerksam machen, sparsam zu sein. Die Wasserlieferungen in Richtung Rhein-Main seien bereits 2020 reduziert worden, insbesondere mit Blick auf die auf stark angestiegene Bevölkerungsanzahl, die durch das Wasser versorgt werden muss.
Der Behauptung, dass das Wassermanagement der Ovag zum Trockenfallen der Quellen führt, widerspricht Arnold klar. Die Ovag gewinne und fördere nicht direkt aus Quellen, sondern ausschließlich aus dem durchgehenden Grundwasserstock, der viele Meter tief in der Erde ist. „Das hat etwas damit zu tun, dass wir seit 2003 durchschnittlich weniger Niederschläge haben als in den Jahren zuvor. Das heißt wir befinden uns zurzeit in einer langanhaltenden Trockenperiode“, erklärt er. Daher würden die Quellen oder Gewässerabschnitte trocken fallen.
In Deutschland wurde viele Jahre lang so gebaut, dass das Wasser so schnell wie möglich abfließt, und nicht in der Fläche bleibt. Das sehe man an Gräben seitlich der Straßen beispielsweise, da man auch die zerstörerische Wirkung von Wasser erkannt habe. Aus Sicht von Arnold ist das ein Fehler, denn das Wasser muss so lange wie möglich in der Fläche gehalten werden, damit es versickern kann.
„Wir bei uns haben noch keinen sinkenden Grundwasserspiegel. Unser Grundwasserspiegel wird durch Mengenanpassung immer konstant gehalten“, erklärt er. Konkret heißt das: Wenn wenig Wasser da ist, wird nur wenig entnommen. „In Deutschland und in Oberhessen leben wir weltweit betrachtet eigentlich in einer wasserreichen Region. Aber wir müssen heute über die Art, wie wir mit dem Wasser umgehen mehr nachdenken, als es in der Vergangenheit einmal der Fall war“, sagt er. Da müssten Diskussionen über die Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen genauso geführt werden wie Diskussionen über die Notwendigkeiten von privaten Pools.
Damit sich die Situation des Wassers entspannt sei es nötig, dass mehr Niederschläge fallen, nicht in Form von den insbesondere in den letzten Jahren bekannten Starkregenereignissen, bei denen das Wasser schnell wieder abfließt, sondern in Form von kontinuierlichem Regen. Gegen die höhere Verdunstungsrate durch die höheren Temperaturen könne man hingegen weniger machen. „Aber wir können dazu beitragen, dass das Wasser in Form von Niederschlägen in der Fläche gehalten und zur Versickerung gebracht wird“, sagt Arnold. Der Klimawandel nämlich sei längst kein Problem mehr, sondern eine Tatsache, der man sich stellen müsse – jeder für sich persönlich und gesamtgesellschaftlich.
Das gegeteil wird gemacht immer mehr Flächen werden versiegelt , alles wird zu Betoniert.Das mit der Umwelt habenwir schon vergeigt.
Vermutlich zahlt Frankfurt zu gut und ist sehr spendabel, deswegen wollen sie nicht aufhören das kostbare Wasser dahin zu schicken.