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Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt LauterbachDrei Jahre, eine Jahreshauptversammlung und viele Überraschungen

LAUTERBACH (ol). Dass die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Lauterbach anders sein wird als die Jahre zuvor, war wohl jedem Anwesenden klar. Neben der Neuwahl von Jürgen Eifert zum Stadtbrandinspektor standen viele weitere Überraschungen auf der Tagesordnung.

Vor Kurzem stand die „große“ Jahreshauptversammlung (JHV) der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Lauterbach mit den Wehren aus den Ortsteilen auf dem Plan. Das war aber noch nicht alles: Ein neuer Stadtbrandinspektor und seine Stellvertreter mussten gewählt werden, denn Stadtbrandinspektor Hans-Jürgen Schütz ging nach über 50 Jahren Feuerwehr in den wohlverdienten Ruhestand.

Entsprechend waren auch viele Gäste eingeladen: Landrat Manfred Görig, Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller und Magistratsmitglied Holger Marx, Kreisbrandinspektor Sven Holland, Stadtverordnetenvorsteher Gunther Sachs, Fraktionsvorsitzende der SPD, Benjamin Berroth und Timo Karl, für den Fraktionsvorsitzenden der CDU Felix Wohlfahrt in Vertretung Ismet Tosun, Kreisjugendwart Jörg Blankenburg, Stadtjugendwart Gary Decher. Ebenso waren zwei Vertreter der Alten- und Ehrenabteilung Heinrich Krug und Georg Schöneberger sowie Gäste von anderen Wehren aus dem Vogelsbergkreis und Landkreis Fulda.

Lauterbachs Stadtbrandinspektor Hans-Jürgen Schütz. Alle Fotos: Crönlein/GBS News-Online

Berichte aus drei Jahren

In einer Schweigeminute gedachten die Kameradinnen und Kameraden den verstorbenen Mitgliedern im Berichtszeitraum. Im Anschluss ging Schütz auf die Tagesordnung ein. Es folgten die Jahresberichte aus den Jahren 2019, 2020 und 2021. Im Jahr 2020 waren, bedingt durch die Pandemie Versammlungen untersagt. Dem habe sich auch die Feuerwehr fügen müssen.

Nach den Jahresberichten bedankte sich Schütz bei allen Feuerwehrvereinen und die Städtische Feuerwehr. Für die Zukunft wünsche er sich, dass die Feuerwehrvereine die Städtische Feuerwehr bei der Beschaffung von kleineren Geräten unterstützt. „Das ist in den letzten drei Jahren von allen Vereinen geleistet worden. Auch hier einen Dank an die Feuerwehrvereine, die sich engagiert haben“, betonte Schütz.

Ganz deutlich, wohl in Anbetracht der anwesenden Politiker sprach sich Schütz für das Ehrenamt aus: „Bei aller Ernsthaftigkeit und dem gesetzlichen Auftrag, den wir erfüllen müssen, dürfen wir nicht vergessen, dass wir die Feuerwehr Ehrenamtlich betreiben. Für uns alle war die Feuerwehr ein Hobby. Aus diesem Hobby wird mehr und mehr ein ehrenamtlicher Nebenjob. Die Menschen, die nach einem 8-Stunden-Arbeitstag noch einen ehrenamtlichen Nebenjob nachgehen wollen, werden weniger.“ Wenn sich das nicht ändern würde, sähe Schütz für das Ehrenamt schwarz.

„Man soll sich überlegen, die Mitglieder des Stadtparlaments für ein Jahr mit Meldeempfänger auszustatten, damit diese mitbekommen, was es bedeutet, nachts einen Adrenalinschub zu bekommen, der einen in wenigen Sekunden von null auf hundert bringt. Vielleicht wird sich dann Gedanken darüber gemacht, das Ehrenamt zu fördern“, sagte Hans-Jürgen Schütz. Dafür bekam Schütz einen tosenden Applaus von allen Mitgliedern. Ohne Ehrenamt würde es schlecht um Deutschland stehen.

Abschiedsworte und Dank durch Bürgermeister Vollmöller

Über 50 Jahre (seit 1971) habe Hans-Jürgen Schütz in unterschiedlichen Funktionen Verantwortung getragen, sagte Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller. Er hat alle Sparten der Feuerwehr durchlaufen. Seit 2002 hat Schütz die Verantwortung als Stadtbrandinspektor übernommen, eine Zeit, die für ihn persönlich nicht ganz einfach war. „Der heutige Tag ist für dich etwas Besonderes. Ich weiß, du bist nach außen hin ein Typ mit einem rauen Kern, aber du hast ein ganz weiches Herz“, sagte Vollmöller. Zum Schutz verberge sich Schütz hinter der rauen Schale.

Die Feuerwehr, so wie man sie heute vorfindet, sei mithin sein Werk und auch das von Tony Michelis. Als Beispiel blickte Vollmöller dabei auf die Teleskophubrettungsbühne, die im Juni 2007 in Dienst gestellt wurde. „Ihr habt die Feuerwehr entwickelt und sie zu dem gemacht, was sie heute ist“, betonte Vollmöller. Es sei eine persönliche ehrenamtliche Lebensleistung. „Hans, bleib weiterhin der Feuerwehr Lauterbach verbunden. Ich danke dir auch persönlich für die Wegbegleitung und wünsche dir eine stabile Gesundheit. Alles Gute und Glück auf“, sagte Vollmöller abschießend.

Gratulationen an das neue Führungstrio

Nach den Jahresberichten wurde ein neuer Stadtbrandinspektor und seine Stellvertreter gewählt. Zum neuen Stadtbrandinspektor wurde einstimmig ohne Enthaltungen Jürgen Eifert aus Frischborn gewählt. Zum stellv. Stadtbrandinspektor wurden Tony Michelis (1. SBI) und Thorben Wiegand (2. SBI) ebenfalls einstimmig gewählt.

Landrat Manfred Görig betonte, dass die Feuerwehren in Lauterbach mithin diejenigen seien, die das ganze Jahr dafür sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger ruhig schlafen können und die Feuerwehr die ganze Zeit zur Verfügung steht, wenn sie gebraucht wird. Alle Punkte, die man sich in den letzten 20/30 Jahren überlegt habe, haben sich in den letzten beiden Jahren durch Corona kurzfristig geändert. Man habe eine Pandemie erlebt, vom Ausmaß, die niemand zuvor geahnt hatte. Görig ging auf die Worte von Schütz ein. So sei er 1977 in die Einsatzabteilung der Feuerwehr gekommen und wisse daher, wie wertvoll das Ehrenamt ist.

„Ich muss aber auch sagen, wenn man von Ehrenamt spricht, darf man es nicht gegenüber den Stadtverordneten abwägen. Auch diese sind ehrenamtlich tätig“, so der Landrat. Im Vogelsbergkreis seien 4.530 aktive Feuerwehrkameradinnen und Kameraden, also über 4 Prozent der Bevölkerung. „Das ist eine stolze Zahl“, betonte Görig. Man habe überall im Vogelsberg Nachwuchs, auf dem man sich auch verlassen könne. Man sei im Vogelsbergkreis noch richtig gut aufgestellt. Es gäbe noch viele große Herausforderungen, denen man sich stellen müsse. „Wenn wir es schaffen, weniger Genehmigungsaufwand zu betreiben, dann bekommen wir es hin“, so der Landrat.

Viel habe man im Vogelsbergkreis schon erreicht und gefördert. Als Beispiel nannte der Landrat die neuen Rettungswachen in verschiedenen Orten. Abschließend bedankte sich Landrat Manfred Görig bei allen Ehrenamtlichen für ihre hervorragende Leistung. Beim scheidenden Stadtbrandinspektor bedankte sich der Landrat für die ehrenamtliche Leistung in den über 50 Jahren bei der Feuerwehr. „Du bist ein echter Kerl mit Ecken und Kanten“, sagte der Landrat. Im Anschluss nahm Landrat Manfred Göring verschiedene Ehrungen vor.

Kreisbrandinspektor Sven Holland gratulierte dem neu gewählten Führungstrio. So freue er sich weiterhin auf die Zusammenarbeit, schließlich kenne man sich schon lange. Corona habe, trotz des gesetzlichen Auftrages in den letzten zwei Jahren für gravierende Einschnitte und Unsicherheiten gesorgt. „Es war eine große Herausforderung für die Feuerwehren, dennoch haben wir es geschafft. Es wird uns noch weiterhin beschäftigen, dem Bürger zu helfen, wenn er in Not kommt“, so Holland. Das sei nicht selbstverständlich und verdiene hohen Respekt und Anerkennung.

Die Kreisausbildung sei seit einiger Zeit wieder möglich. Man hoffe auch, dass die Ausbildung an der Landesfeuerwehrschule nicht mehr eingestellt werden muss. „Wir haben nun einen Weg gefunden, wie wir damit gut umgehen“, so der Kreisbrandinspektor. Es stünden große Aufgaben und Herausforderungen in Zukunft an. „Dabei wünsche ich euch eine glückliche Hand und Freude bei der Arbeit. Das Ehrenamt funktioniert nur, wenn man mit Herzblut dabei ist“, sagte Holland. In seinem Schlusswort bedanke sich der Kreisbrandinspektor bei Hans-Jürgen Schütz für die gute Zusammenarbeit und wünschte ihm für die Zukunft alles Gute.

Ehrenurkunde für 70 Jahre Mitgliedschaft an Heinrich Krug

Eine besondere Ehrung gab es fast zum Schluss. Die Ehrenurkunde der Stadt Lauterbach für 70 Jahre Mitgliedschaft und den geleisteten treuen Dienste in der freiwilligen Feuerwehr der Kreisstadt Lauterbach wurde an Heinrich Krug verliehen. Heinrich Krug wurde in 1932 geboren und kam mit 19 Jahren zur Feuerwehr.

Die Lauterbacher Feuerwehren rückten in den Berichtsjahren 2019 bis 2021 zu 446 Einsätzen aus. Davon wurden 33 Einsätze in Fremdgemeinden gefahren. Bei den Einsätzen konnten 47 Personen gerettet werden, bei sechs Personen kam jede Hilfe zu spät. Zum 31. Dezember 2021 bestand die Einsatzabteilung aller Löschzüge aus 243 Personen, davon 224 männliche und 19 weibliche Personen.

Trotz guter Ausbildung und sehr gutem Einsatzgerät wurde bei verschiedenen Einsätzen einiges von der Feuerwehr abverlangt. Das zeige den Brandschützern aber auch, dass die Feuerwehr manchmal sehr schnell an die Grenzen des Machbaren kommen kann. Dass diese Einsätze aber trotzdem zufriedenstellend abgearbeitet wurden, ist jedem Einzelnen in der Feuerwehr zu verdanken. Denn wenn Technik an den Grenzen des Machbaren scheitert, wurden immer wieder Ideen entwickelt, die dafür sorgten, jederzeit Herr der Lage zu werden. Dies gelingt aber nur, weil in den Löschzügen ehrenamtliche Kameradinnen und Kameraden mit verschiedensten Berufen ihren Dienst versehen. Die Einheitsführer können immer auf das Fachwissen diese Berufsgruppen zurückgreifen.

Es wurden bei 446 Einsätzen 6.151 Einsatzstunden geleistet, davon 139 Brände, 198 Hilfeleistungen, 109 Fehlalarme und 33 Einsätze in Fremdgemeinden. Es wurden in folgenden Einrichtungen Brandschutzerziehungen durchgeführt: „Villa Kunterbunt“, Ev. Kindergarten im Holunderweg, „Lauterstrolche“, „Maarer Sandhasen“, Kindergarten Wallenrod und Brandschutzunterweisungen Maarer Senioren. In acht Betrieben fanden Brandschutzunterweisungen statt. Besichtigungen der Feuerwache wurden 7-mal durchgeführt.

Aus den Berichten der Einsatz- wie auch der Kinder- und Jugendabteilung ist zu entnehmen, dass hier durch die Corona Pandemie zwar weniger Stunden geleistet wurden, aber die Jugendarbeit stetig voranging und nicht stehen geblieben ist, was die genannten Mitgliederzahlen belegen. Langsam, so ist es auch im gesamten Kreisgebiet wahrzunehmen, werde die Jugendarbeit und die feuerwehrtechnische Ausbildung wieder aufgenommen.

Im Berichtsjahr wurde der Feuerwehr der Abrollbehälter „Waldbrand“ vom Land Hessen zugeteilt. Weitere Behälter stehen bei der Feuerwehr Wolfhagen und Darmstadt. Im Landeslager des Katastrophenschutzes in Wetzlar steht noch ein weiterer Behälter, der bei Bedarf ebenfalls den Feuerwehren zur Verfügung steht. Das Bundesland Hessen baut den Katastrophenschutz neu auf. Ein kleiner Teil davon sind die Abrollbehälter „Waldbrand“. Die Abrollbehälter können in der Kommune und im Landkreis eingesetzt werden. Darüber hinaus kann das Land Hessen den Einsatz hessenweit oder auch in andere Bundesländer oder Ausland anweisen. Die Feuerwehr wird die Ausbildung mit diesem Einsatzmittel vorantreiben, damit diese Behälter zeitnah einsatzbereit sind.

Insgesamt wendeten die Brandschützer 23.395 Stunden Zeit für ihr Ehrenamt auf. 6.148 Stunden bei Einsätzen, 3.011 Stunde bei Übungen und Ausbildungsveranstaltungen, 4.081 bei Lehrgängen, 6.875 im technischen Dienst wie beim Atemschutz, der Werkstatt oder de Schlauchmeisterei sowie 3.280 Stunden in die Unterhaltung von Gebäuden und Anlagen sowie dem Digitalfunk.

„Das Team der Lauterbacher Feuerwehr hat sich in den Jahren 2019 bis 2021 den vielfältigsten Herausforderungen gestellt und hat über 23.395 Stunden aufgebracht, damit diese Feuerwehr jederzeit einsatzbereit ist. Die Ziele konnten erreicht werden. Das Feuerwehrwesen ist in Lauterbach intakt und leistungsfähig. Dafür stehen alle Feuerwehrangehörigen, ihre Unterführer sowie die Fachabteilungen“, erklärte Schütz und dankte den Ehrenamtlichen für ihr Engagement.

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