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Protest gegen die AutobahnA49-Gegner bei Aktionstag: „Die Schale hat erste Risse bekommen“

DANNENROD (pga). Der Widerstand gegen die A49, er existiert weiterhin – und der Klimawandel ist immer noch eine gefährliche Bedrohung. Das sind wohl die Kernbotschaften, die von einem Aktionstag der Autobaugegner ausbauen sollten, der dieses Wochenende mit einer Pressekonferenz auf dem Sportplatz bei Dannenrod stattfand.

Auf dem Podium der Pressekonferenz hatten sich mehrere Aktivisten und Wissenschaftler eingefunden, die sich mit den Fragen der Klima- und Verkehrspolitik beschäftigen. Darunter waren Reinhard Forst (Aktionsgemeinschaft Schutz des Ohmtals), Professor Dr. Helge Peukert (Forschungsstelle Plurale Ökonomik in Siegen), Prof. Dr. Uta Ruppert (Goethe Universität Frankfurt), Tom Zeder als Moderator und Helmut Weick für das „Bundesweite Netzwerk Danni“ als Gastgeber.

Dr. Achim Brunnengräber (PD an der Freien Universität Berlin), Nilda Inkermann (Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Kassel), Prof. Dr. Markus Wissen (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin) waren verhindert und ließen ihre Beiträge von Anwesenden verlesen.

Vor dem Hintergrund des Baus der A49, aber auch, weil der Klimaschutz nach einhelliger Meinung des Podiums bisher dort sträflich vernachlässigt wurde, war die Verkehrspolitik das zentrale Thema dieser Veranstaltung.

Reinhard Forst im Gespräch mit Professor Peukert. Alle Fotos: Peter Gabriel

In einem Exkurs zum aktuellen Stand der A49, der Autobahn, die nach Meinung ihrer Gegner niemand braucht und die von ihren Befürwortern sehnlichst erwartet wird, berichtete eine Aktivistin von einem aktuellen partiellen Baustopp. Auf dem Gelände der WASAG in Stadtallendorf wurde, so informierte sie, Hexyl gefunden, ein besonders für das Grundwasser hochgiftiger Stoff aus der Hinterlassenschaft der Rüstungsproduktion im zweiten Weltkrieg. In einem vorab veröffentlichten „Offenen Brandbrief“ des Bundesweiten Netzwerks Danni lebt wird deshalb „…die sofortige Rücknahme der Wasserschutzrechtlichen Genehmigung …“ gefordert. Eine ausführliche Stellungnahme des Regierungspräsidiums Gießen zu dem Vorgang rund um den Hexyl-Fund finden Sie hier.

Dass nicht etwa die bauausführenden Firmen den Fund von Hexyl öffentlich gemacht hatten, sondern aufmerksame Bürgerinnen und Bürger, das gibt nach Meinung der Aktivisten der Bewegung Auftrieb und belegt, dass noch nichts verloren ist und der Bau der A49 auch jetzt noch zu stoppen sei. „Noch ist die Trasse nicht versiegelt und eine Renaturierung noch möglich“, hieß es von ihrer Seite.

Die Forderungen der Podiumsteilnehmer richteten sich vorrangig an die Politik. Angesichts der sich dramatisch zuspitzenden Klimakatastrophe seien verantwortungsbewusste Entscheidungen nötig, um das 1,5 Grad-Ziel von Paris aus dem Jahr 2015 noch zu erreichen, hieß es.

Forscher: E-Mobilität kein Ausweg

Notwendig ist nach einhelliger Auffassung der Klimaschützer die Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen. Der Verkehrswegeplan, dessen Verfassungsmäßigkeit angezweifelt wurde, müsse auf Klimawirksamkeit hin überprüft werden, der Weiterbau der A49 sowie weiterer Autobahnen müsse gestoppt werden, die fossilen Verbrennungsmotoren seien schnellstmöglich abzuschaffen, der Straßenverkehr drastisch zu senken und der Öffentliche Nahverkehr auszubauen, außerdem sei der Material- und Ressourcenverbrauch in der Autoproduktion zu minimieren.

Dem Umstieg auf Elektromobilität wurde eine deutliche Absage erteilt, weil Ressourcenreduktion damit nicht zu erreichen sei. „Auch eine ökologisch modernisierte Automobilität bleibt eine zerstörerische Mobilität“, hieß es im Beitrag von Professor Wissen, der 2017 einen wissenschaftlichen Text mit dem Titel „Unsere schöne imperiale Lebensweise. Wie das westliche Konsummodell den Planeten ruiniert“ publizierte. Dr. Achim Brunnengräber forderte in seinem Redebeitrag dazu auf, die „härteste Nuss“ im Automobilland Deutschland – die Verkehrspolitik – im Sinne der Klimarettung weiter zu knacken, denn “…die Schale hat erste Risse bekommen…“. Vom engagierten Publikum bekam er dafür großen Applaus.

Nach Abschluss der Pressekonferenz schritt man zur Aktion. Man wanderte zur A49-Trasse, um dort nach weiteren Redebeiträgen auf dem Hang des Walls bei Dannenrod ein 30 Meter langes Transparent mit den aktuellen Forderungen der Bewegung zu enthüllen.

Am Rande erwähnt wurden auch geplante Sprengungen im Bereich Maulbach. Das Hessische Verkehrsministerium sagte Oberhessen-live dazu, dass der Planfeststellungsbeschluss aus dem Mai 2012 „nur wenige konkrete Anordnungen zum Bauablauf“ enthalte, aber Sprengungen „im Rahmen geltender Gesetze möglich“ seien. Allgemein formuliert wies die Behörde noch darauf hin, dass Anwohner in solchen Fällen informiert würden und die Polizei Absperrungen vornehme. Das Regierungspräsidium Gießen sagte, der Kreisordnungsbehörde liege ein „Spreng- und Immissionstechnisches Gutachten“ zu dem Vorhaben vor. Berichtet wurde vonseiten der Aktivsten auch von parallel stattfindenden Aktionen wie Autobahnblockaden in Bad Hersfeld und eine in den Morgenstunden des Samstags blockierte B62 in Höhe des Brückenbauwerks.

Weitere Bilder des Protests und der Trasse

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