
BUND hatte zum Bach-Spaziergang geladenLebendige Lauter: Den kleinen Fluss im Herzen der Kreisstadt erkundet
LAUTERBACH (ol). Zum Bach-Spaziergang an der Lauter hatte der BUND kürzlich eingeladen. Zusammen mit etwa 30 Interessierten erkundeten die Naturschützer unter Führung von Kathrin Jacob den kleinen Fluss im Herzen der Kreisstadt. Den Veranstaltern ging es um zweierlei: um das vielfältige Leben im Wasser und um das Fluss-Erleben in der Stadt.
„Wir haben von Überlegungen gehört an der Lauter einen Wasserspielplatz zu bauen und das Ufer an einigen Stellen von seinem Stein-Korsett zu befreien. Wir wollen sehen, wie es dem Fluss so geht und was die Lauterbacher von den Plänen halten“, sagte BUND-Sprecher Wolfgang Dennhöfer zur Begrüßung.
Die Hoffnung auf eine lebhafte Diskussion wurde nicht enttäuscht, heißt es in der Pressemeldung des BUND. Nicht zuletzt weil der Lauterbacher Architekt Stephan Mölig mit von der Partie war, der für eine behutsame Umgestaltung einiger Uferpartien warb. Ein passender Ort dafür wäre gleich hinter der Polizei (Caprivastraße).
„Hier wäre ein guter Platz für eine Zugang zum Fluß“ , so der Architekt „Ein kleiner Platz mit Schutzhütte und der überregionale Radweg sind schon vorhanden. Es gäbe Platz für breite Stufen bis hinunter ins Wasser, zum Drauf-Sitzen und Schauen. Einheimische und Ausflügler würden zum Verweilen einladen.“ Die meisten Teilnehmer fanden die Idee gut. „Kinder könnten im seichten Wasser spielen und die Fische beobachten“.
Tierischer Lebensraum
Dass die Lauter ein hoch interessanter Lebensraum mitten in der Stadt sei, zeigte Kathrin Jacob an mehreren Stationen. Schwärme von Elritzen, Bachforellen und große Döbel sind vom Ufer aus genauso gut zu beobachten wie Stockenten und Wasseramseln und der fliegende Edelstein, der Eisvogel. Graureiher und der seltene Schwarzstorch die mitten in der Stadt auf Nahrungssuche gehen und die unscheinbare Schlammfliege hatte sie auf zahlreichen Fototafeln mitgebracht.
Ein kluger Zug, denn bis auf die unverdrossenen Stockenten machten sich im eiskalten März die meisten Viecher rar. Gelobt wurden die Sportfischer, die sich sehr bemühen, dass eines Tages die Lauter wieder ein Laichgewässer für die Bachforellen wird.

Der Eisvogel, seltener Gast an der Lauter, Foto: Walter Merkel

Regelmässig zu beobachten: Die Wasseramsel, sie taucht nach Insektenlarven, Foto Walter Merkel
Besonders am Herzen liegen Kathrin Jacob die Fledermäuse: „Sie nutzen die Lauter als Jagdrevier. Sorgen machen wir uns um die seltene Wasserfledermaus. Was sie gar nicht mag, ist Licht. Auch das braune und sogar das graue Langohr und das große Mausohr sind im Bereich der Lauter nachgewiesen, sie nutzen den Fluss als Orientierung, weshalb es umso wichtiger ist, die Lauter auch innerorts als wertvollen Lebensraum für geschützte Tier- und Pflanzenarten zu sehen. Es ist fatal, wenn hier durch übermäßige Beleuchtung Barrieren entstehen, die diesen Tieren den Weiterflug erschweren.“
Einen entzückenden kleinen Stein-Garten direkt an der Lauter besichtigte die Gruppe nahe der Kanalstraßenbrücke. Heinz Hermann Reese, der diesen Garten pflegt, und seine Anlage angeregt hatte sorgte sich um dessen Fortbestand, wenn denn auch hier das Ufer aufgeweitet würde. „Warum kann das denn nicht so bleiben wie es ist?“. Die meisten Teilnehmer stimmten ihm zu: es wäre schade um das Gärtchen. Und Architekt Mönig ergänzte: „Die Überlegungen entstanden zu einer Zeit, als der Garten vernachlässigt und die Mauer halb eingefallen war“.
Letzte Station war der Lauter-Abschnitt zwischen der Leinenweberei Wenzel & Hoos und der Kneippanlage am Lauterbacher Bad. „Genau hier endet das FFH-Gebiet „Lauter –und Eisenbach, ein europäisches Schutzgebiet für naturnahe Bäche mit weitgehend natürlicher Dynamik“, erklärte Martin Krauss, einer der Sprecher des BUND- Vogelsberg.
Krauss lobte insbesondere die gelungenen Renaturierungsmaßnahmen direkt unterhalb des Bades. Hier, nahe des Boule-Platz, fanden Bach-Spaziergänger auch den idealen Abenteuerspielplatz am und im seichten Wasser. Mache(r) fühlte sich an die eigene Kindheit am Fluss erinnert – auch wenn der Wasserspaziergang dann doch auf die wärmere Jahreszeit verschoben wurde.

Flusserkundung an den Schrittsteinen, von rechts: Kathrin Jakob, Dr. Wolfgang Dennhöfer, Foto: Martin Krauss
„Alles in allem eine tolle, lebendige Diskussion“ so Wolfgang Dennhöfer in seinem Schlusswort“ Wir vom BUND wünschen den Lauterbachern Bürgern und der Stadtpolitik, dass sie gute Lösungen finden für ihr Leben mit ihrem Fluss. Wir bieten gerne unsere Unterstützung an wenn es um Fragen des Schutz für die bunte Lebenswelt in und an der Lauter geht. Die nächste BUND-Bach-Exkursion in Lauterbach sei für Juni-Juli geplant.
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