
Mahnwache am Marktplatz in Lauterbach zum Krieg in der Ukraine - Rund 180 Menschen zeigen sich solidarisch„Jeder Krieg ist Wahnsinn, aber dieser noch viel mehr“
LAUTERBACH (akr). Es sind tragische Szenen, die sich derzeit in der Ukraine abspielen und die ganze Welt in Atem halten. Um Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung zu zeigen, sich für den Frieden starkzumachen und den sofortigen Rückzug der russischen Truppen zu fordern, zieht es Menschen weltweit auf die Straßen – so auch an diesem Sonntag in Lauterbach. Rund 180 Menschen haben sich auf dem Marktplatz versammelt, um gemeinsam ein klares Zeichen gegen den Krieg zu setzen und ihre Solidarität zu zeigen.
„Ich finde es einfach nur furchtbar, dieser verbrecherische Angriffskrieg auf die Ukraine“, zeigte sich Hannelore Noll aus Lauterbach erschüttert. Sie ist eine von fast 180 Menschen – so schätzte es die Polizei – die sich an diesem Sonntag auf dem Marktplatz der Kreisstadt eingefunden haben, um sich gegen den Krieg und für den Frieden auszusprechen. „In Russland wird auch dagegen protestiert und da riskieren die Menschen wirklich etwas. Für uns ist das quasi ein Klacks hier zu stehen und die Zeit zu investieren“, sagte sie und betonte, dass es auch völlig falsch sei, Russlanddeutsche nun für Putins Handeln verantwortlich zu machen.
Organsiert hatte die Mahnwache der Kreisverband der Grünen: „Wir verurteilen den völkerrechtswidrigen Angriff Wladimir Putins auf die Ukraine. Sie ist als souveräner Staat integraler Bestandteil Europas. Kommt am Sonntag auf den Marktplatz und zeigt eure Solidarität mit den Menschen in der Ukraine“, rief er die Vogelsberger dazu auf, sich an den Protesten gegen den Krieg zu beteiligen. Diesem Aufruf sind zahlreiche Menschen gefolgt, wofür sich die Grünen-Landtagsabgeordnete Eva Goldbach auch sehr dankbar zeigte, wie sie am Anfang ihrer Ansprache betonte.

Ein Blick auf die Mahnwache. Auch ein Spendentisch mit Honig aus dem Vogelsberg wurde aufgestellt. Alle Fotos: Crönlein/GBS News-Online
Goldbach ging in ihrer Rede darauf ein, wie am Donnerstag, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Landtag der Generalkonsul der Ukraine in Hessen, Vadym Kostiuk, zu ihnen sprach und Deutschland, die deutsche Politik und die gesamte Bevölkerung um Hilfe bat. „Er hat uns darum gebeten, dass Defensivwaffen geliefert werden, dass wir humanitäre Hilfe leisten, dass wir Geflüchtete aus der Ukraine unbürokratisch und schnell aufnehmen und dass wir die Ukraine auch mit Geld unterstützen“, erzählte Goldbach.
Seit diesem Donnerstag habe sich noch einmal vieles verändert, die Lage habe sich drastisch verschärft, betonte sie. „Keiner von euch steht hier heute alleine. Wir stehen hier zusammen, Europa steht jetzt zusammen, um für unsere gemeinsamen Werte zu kämpfen: Demokratie, Freiheit und Frieden.“
Ihre volle Unterstützung und Solidarität gelte der Ukraine, vor allem dem ukrainischen Volk. „Wir wollen, dass sie so leben können, wie sie es gewählt haben – in einer Demokratie und in Freiheit. Im Vogelsberg leben Mitbürger aus der Ukraine. Ihnen gilt heute unser Mitgefühl, wir können nur erahnen, was das für die bedeutet. Wir stehen an ihrer Seite und wir gedenken der Opfer, die dieser brutale Angriffskrieg schon gefordert hat“, betonte die Landtagsabgeordnete.
Den „Irrsinn“ sofort beenden
Johannes Kuck, der ein Schild in der Hand hielt, auf dem übersetzt „Frieden sofort“ steht, hält diesen Angriffskrieg für ein „furchtbares Verbrechen an den Menschen in der Ukraine und an den Menschen in Russland“. Er habe Freunde in der Ukraine, die um ihr Leben fürchten. „Ich will das dieser Irrsinn sofort beendet wird“, fordert er wütend. So ein „Bruch des Völkerrechts“, dieser Angriffskrieg, dürfe nicht unbeantwortet bleiben, deshalb finde er es richtig, dass die Welt auf diesen Krieg reagiert.

Johannes Kuck: Putin ist auf einem Irrweg.
Ihm sei es aber wichtiger, dass die Welt und vor allem auch die Menschen in Russland „aufstehen gegen dieses verbrecherisch, kriminelle Putin-Regime und diesem von innen heraus ein Ende setzen“, betonte er. Die Frau seines beste Freundes sei derzeit in Kiew, in der Hauptstadt der Ukraine. Sie hofft, dass sie, sobald die Ausgangssperre aufgehoben ist, da lebendig heraus kommt. „Jeder Krieg ist Wahnsinn, aber dieser noch viel mehr“, betonte Kuck. Putin sei auf einem Irrweg. Er versuche mit militärischer Gewalt Grenzen neu zu ziehen. „Und dass das ein Irrweg ist, wissen wir seit Hitler und Stalin ganz genau.“
„Ich glaube, wir sitzen hier vor einem furchtbar gemeinen Menschen, der echt Lust hat, Sachen zu machen, die man nicht machen sollte“, sagte Mahnwachen-Teilnehmer Alexander Belz. Emanuel Rauber aus Lauterbach bezeichnete die Situation als sehr bedrückend und sehr schwierig. Es sei eine große Herausforderung für alle. Auch Eva Bernhardt war an diesem Sonntag auf den Markplatz gekommen. Nicht nur um gegen den Krieg zu demonstrieren, wie sie erzählt, sondern um zu zeigen, dass wir künftig um die Demokratie kämpfen müssten. „Wir müssen in Zukunft dafür sorgen, dass wir unsere demokratischen Systeme hier erhalten – in Europa und überall.“

Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf rund 180.
Aus Sickendorf hat Ida Robin an der Mahnwache teilgenommen. „Es macht mich richtig traurig, wenn ich sehe, was die Welt mit einem macht“, sagte die bedrückt. Alle würden in Frieden leben wollen, aber das sei nicht gar möglich, weil es nur um Macht, Geld und Gier gehe, und andere darunter leiden müssten. Robin hat persönlich auch Angst. „Es kann uns auch betreffen. Er muss nur ein Knöpfchen drücken und dann sind wir alle weg.“
Die 78-jährige Renate aus Frischborn teilt die Angst – vor allem sorgt sie sich um ihre Kinder und Enkelkinder. „Ich finde es ganz furchtbar, dass ein Mensch so ein Durcheinander machen kann. Ich finde das absolut unmöglich und bin ganz traurig, dass das in der heutigen Zeit in Europa noch passieren kann. Das ist unverständlich.“ Sie könne nicht verstehen, dass jemand einen solchen „Machthunger“ habe, Frieden würde vor Geld gehen und für Putin sei die Nato auch nie eine Bedrohung gewesen – und das wisse er auch.
„Es ist wichtig, dass wir uns zeigen, auch wenn wir wissen, dass wir einen Putin momentan nicht aufhalten können“, betonte ein anderer Teilnehmer. Und genau diese Möglichkeit, sich zu zeigen und Solidarität zu bekunden, das haben die Vogelsberger am morgigen Montag nochmal. Dann wird es sowohl in Lauterbach und in Alsfeld wieder Mahnwachen geben, um ein gemeinsames Zeichen zu setzen, dass auch die Menschen im Vogelsbergkreis mit großer Sorge und Entsetzen die militärischen Angriffe auf die unabhängige Ukraine verfolgen.
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