
WetzlosWeltWärts: Josha Steinberg und Joana Breitbart aus dem Haunetal reisen durch Afrika60.000 Kilometer: Ein Motorrad-Abenteuer durch Afrika
HAUNETAL (nhü). Joana Breitbart und Joshua Steinberg leben ihren Traum. Seit September 2020 sind die beiden auf ihren Motorrädern unterwegs und reisen durch Afrika. Vier Jahre haben sich die beiden Haunetaler darauf vorbereitet die Kultur dieses Kontinenten zu erleben und zu entdecken. Was sie auf ihrer Reise bereits erlebt und welche Hürden sie überwunden haben.
Für Joana und Joshua ist es nicht ungewöhnlich, so viele Kilometer auf dem Motorrad zurück zu legen. Joshua ist vor acht Jahren allein die Westküste Afrikas von Deutschland bis Südafrika runter gefahren. Gemeinsam mit Joana machte er vor fünf Jahren eine Tour durch ganz Südamerika. Bevor sie sich wieder näher ihrem Familienleben widmen wollen, begannen sie mit der Planung und Vorbereitung ihres nächsten großen Abenteuers.
Vier Jahre hat das Paar voll gearbeitet und günstig gelebt, um für die Reise zu sparen. Ein kleines Auto und eine günstige Wohnung reichte ihnen aus. Zusätzlich hielten sie Vorträge über ihre vergangenen Reisen gegen eine Spende. Nach und nach wurde das benötigte Equipment angeschafft. Um für jegliche Offroad-Passagen auf ihrem Weg gerüstet zu sein, haben sie ihr Hobby des Trial-Fahrens noch intensiver betrieben.
Beim Trial geht es darum Hindernisse und Streckenabschnitte fehlerfrei zu überqueren und bewältigen. Geschicklichkeit spielt dabei eine ganz große Rolle. Außerdem nutzten sie die Zeit, um die beste Lösung für die Verpackung und Verankerung an ihren Motorrädern zu finden.

Alles wird aufs Motorrad geschnallt. Fotos: Joshua Steinberg
Viel Platz für seine Sachen hat man auf einem Motorrad natürlich nicht. Deshalb reisen Joana und Joshua mit leichtem Gepäck: Zelt, Matte, Schlafsack, Kleidung, ein Paar Ersatzschuhe, ein bisschen Werkzeug, ein Kochset mit Benzinkocher, Kameraequipment und ein bisschen „Bürokram“ wie Tagebuch, Notizbuch, Stifte und ein Tablet haben die beiden immer dabei. Außerdem ein wenig Verpflegung und Joshuas Medikamente, die er krankheitsbedingt immer benötigt.
In der heutigen Zeit gibt es sicherlich weitaus bequemere Möglichkeiten, um die Welt zu bereisen. Der ein oder andere mag sich die Frage stellen, warum sich die beiden für Motorräder entschieden haben. Auf dem Motorrad ist man am dichtesten an den Menschen dran, finden die beiden. Wenn man anhält, sei man sofort mitten im Geschehen.
Motorrad statt Auto
Für die meisten Menschen sei das Motorrad immer noch das Transportmittel des armen Mannes. Deswegen hätten die Menschen oft keine Scheu vor den beiden Reisenden und man komme schneller ins Gespräch, verrät Joshua. Außerdem könne er ein Motorrad komplett selbst reparieren, wenn es nötig sei. Auch die Kosten für Sprit, Maut und Versicherung seien wesentlich geringer als bei einem Auto. In vielen Gegenden sei es diesem auch durch seine Geländegängigkeit überlegen. Mit dem Motorrad kommt man fast überall durch.
Die Beweggründe von Joana und Joshua für ihre Reisen sind das Entdecken und Erleben der jeweiligen Kulturen. „Wir möchten so dicht wie möglich die verschiedenen Kulturen der Länder erleben, so viel wie möglich davon aufschnappen und die Menschen und ihre Geschichte kennenlernen. Wir sind bescheiden, wir reisen nicht um uns, unsere Motorräder oder unsere Tour in den Vordergrund zu stellen. Wir reisen um etwas zu lernen, mit nach Hause zu nehmen und den Menschen in der Heimat davon zu berichten, wie es in der Welt wirklich ist“, erklärt der 30-jährige Joshua.
„Jede Reise verändert einen. Wir lernen aus unseren Erfahrungen und von den Menschen, die wir unterwegs treffen. All diese Erlebnisse lassen uns reifen und unsere Welt besser verstehen. Wir wachsen als Team auf jeder Reise noch ein Stückchen weiter zusammen und bewältigen jegliche Schwierigkeiten“, erzählt er.
Keine festen Pläne für ihre Route
Auf ihrer aktuellen Tour sind die beiden die Ostküste Afrikas nach Südafrika runter gefahren. 60.000 Kilometer haben sie schon hinter sich gelassen. Afrika sei wunderschön und ursprünglich, finden die beiden. Die Unterschiede zu Deutschland sind oft riesig – das wollten sie mit ihren eigenen Augen sehen. Feste Pläne für ihre Route haben sie nicht. „Meist wissen wir nur in welches Land wir als nächstes wollen. Manchmal trifft man dann aber auf Menschen oder bestimmte Situationen erfordern es, dass ein Plan komplett umgeworfen wird“, erzählt Joshua.
Die Nächte verbringen sie meist in einem Zelt. Manchmal auf Campingplätzen, oft aber auch einfach neben der Straße irgendwo im Busch. Wenn die Preise erschwinglich sind oder einer von ihnen krank, gönnen sie sich aber auch manchmal ein Zimmer. Häufig kommt es auch vor, dass sie von Leuten eingeladen werden, was sie gerne annehmen.

Übernachtet wird meist in einem Zelt.
Einen festen Tagesablauf haben Joana und Joshua nur selten. Da man im Zelt mit der Sonne lebt, stehen sie meist früh auf, packen langsam ihre Sachen zusammen, frühstücken und fahren los. Wie lange sie dann auf den Motorrädern unterwegs sind, ist ganz unterschiedlich. Wenn es beispielsweise sehr heiß ist, fahren sie nur morgens und genießen den Nachmittag.
Ansonsten fahren sie ein paar Stunden und halten zum Mittag am Straßenrand an, um etwas zu Essen. Dann steigen sie wieder für ein paar Stunden aufs Motorrad und suchen sich Abends schließlich einen Schlafplatz. Wenn sie es eilig haben oder ein Ziel erreichen möchten, dann sitzen sie auch mal zehn Stunden im Sattel. Genauso kommt es aber auch vor, dass sie eine Woche überhaupt nicht fahren und Pause machen.
Von Gastfreundschaft, Soldaten und Hürden
Am meisten beeindruckt haben die beiden die Menschen in Sudan, da sie trotz dass sie in einem der ärmsten Länder leben und nur sehr wenig zum Leben haben, sehr freundlich seien, immer grüßen und alles für Reisende wie sie geben würden. Joana und Joshua sehen sich als Gäste in den Ländern und die Gastfreundschaft des Sudan habe bisher keines der anderen Länder, die sie besucht haben, übertroffen.
Natürlich mussten sie sich auf ihrem langen Weg auch Komplikationen und weniger schönen Dingen stellen. „In Ägypten wollte uns das Militär an einer der Kontrollposten fast erschießen. Besagte Kontrollstation haben wir zwischen einer langen Lkw Schlange nicht gesehen und sind vorbei gefahren. Scheinbar dachten sie daraufhin, wir sind Terroristen. Zwei uniformierte Soldaten sprangen zwischen den Lkw hervor, der eine lud seine Waffe durch, rannte auf uns zu und zielte. Wir sind daraufhin voll in die Eisen gegangen und mussten mit erhobenen Händen von den Motorrädern absteigen. Als wir sagten, dass wir sie schlicht und einfach nicht gesehen haben, gaben sie dies durchs Funkgerät weiter, wir erhielten unsere Pässe zurück und uns wurde ein schöner Tag gewünscht“, berichtet Joshua.
Die größte Hürde, die die beiden überwinden mussten, war die Auslösung ihrer Motorräder beim ägyptischen Zoll in Kairo, nachdem sie diese von Tunesien nach Ägypten verflogen haben. Das ganze Prozedere habe sie sieben Tage und 600 Dollar pro Bike gekostet. Außerdem seien sie währenddessen vielen „Schikanen“ der Zollbeamten ausgesetzt gewesen und haben dadurch einige Nerven verloren. Noch einmal mit einem Fahrzeug nach Ägypten reisen – das kommt für die beiden nach dieser Aktion nicht in Frage.
Auch wenn es immer wieder zu schwierigen Momenten kam, haben sie noch nie daran gedacht, ihre Reise deswegen abzubrechen. Gemeinsam habe das Paar bisher alles geschafft.

Einen festen Tagesablauf haben die beiden nicht.
Die beiden haben schon viel gesehen von der Welt. Der Kontinent, der ihnen noch fehlt: Asien. „Da wollten wir eigentlich auf unserer Heimreise nach Deutschland durch fahren, aber Covid und geschlossene Grenzen machen uns dort vorerst einen Strich durch die Rechnung“. Generell ist Afrika für Joana und Joshua die einzige Möglichkeit gewesen, um während der Pandemie überhaupt reisen zu können. Die dortigen Grenzen wurden kurz nach ihrem Aufbruch in Deutschland nach und nach wieder geöffnet, wodurch es möglich gewesen sei, bis nach Südafrika zu fahren.
Dennoch mussten und müssen sie oftmals noch bei jeder Grenze einen Covid-Schnelltest machen, meist sogar einen PCR Test. Allein für diese haben sie bisher bereits 500 Euro pro Person ausgeben müssen. Die Corona-Pandemie geht nicht nur ins Geld, sondern sie kamen auch langsamer voran als erwartet. Allerdings habe es auch positive Seiten: „An sehr touristischen Orten sind wir immer fast alleine. Man kann die Sehenswürdigkeiten zu Coronazeiten besonders genießen. Auch die Leute freuen sich immer uns zu sehen und haben immer Zeit, sich mit uns zu unterhalten. Wir sind dadurch viel dichter an ihnen dran“, erläutert Joshua.
Joana und Joshua haben ihre Heimat, Freunde, Familie und ihre Jobs zurück gelassen. Letztere haben sie gekündigt, da man für eine so lange Zeit nicht beurlaubt werde. Aber sie sind zuversichtlich als Rettungssanitäter und Erzieherin nach ihrer Rückkehr im September 2022 schnell wieder eine Stelle zu finden. Vom Heimweh werden sie mal mehr und mal weniger geplagt. Aber zum Glück hat man heutzutage mit Social Media und verschiedenen Messangern die Möglichkeit durch Nachrichten und Anrufe Kontakt zu halten.
Ihre Erlebnisse auf ihrer Reise fassen sie selbst mit den Worten „Hakuna Matata – Es gibt keine Probleme. Das hier ist eine wundervolle Welt mit wunderbaren Menschen“ zusammen. Diese teilen sie auch auf ihren Social Media Kanälen und auf ihrer Homepage.
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