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Pläne für Hotel, Verkehr und Ärztehaus - Video mit StellungnahmenHomberger Stadtparlament beschäftigt sich mit Ohmtalbahn und Bahnhofsgelände

HOMBERG OHM (pga). Wie geht es künftig in Sachen Ohmtalbahn-Reaktivierung weiter? Eine erste Entscheidungsgrundlage für eine mögliche Machbarkeitsstudie lieferte jetzt eine Vorstudie, die die Homberger Parlamentarier in der Stadtverordnetenversammlung mit einigen hohen Zahlen konfrontierte. Pläne für die Entwicklung des Bahnhofgeländes stellte zudem Architekt Herbod Gans vor.

Die Sitzung des Homberger Stadtparlaments begann mit der turbulenten Abstimmung über die Aufnahme dreier Dringlichkeitsanträge auf die Tagesordnung. Alle drei verfehlten jedoch die nötige Zweidrittelmehrheit.

Die Dringlichkeit des Magistratsantrages, den Lärm- und Sichtschutz für die A49 auf die Tagesordnung zu nehmen, begründete 1.Stadtrat Michael Rotter in Vertretung der, wie er mitteilte, an Burnout erkrankten Bürgermeisterin, Claudia Blum, damit, dass der Magistrat – mit Blick auf die bisher erfolglosen Verhandlungen mit der BauArge (Strabag)- einen Strategiewechsel für notwendig erachte.

Dem konnten Grüne und Bürgerforum nicht folgen, sondern erinnerten an die Beschlüsse der Stadtverordneten vom 17. Januar 2022, die mutmaßlich allesamt nicht umgesetzt worden seien. Hier sehe man den Grund für Verzögerungen und festgefahrene Verhandlungen. Solange dies nicht geklärt sei, könne man einem „Strategiewechsel“ nicht zustimmen.

Jutta Stumpf vom Bürgerforum begründete ihren Antrag zur Umbenennung der A5-Abfahrt Homberg (Ohm) in „Mücke“ damit, dass die aktuelle Beschilderung insbesondere den Lkw-Verkehr durch das Stadtgebiet leiten werde, wenn eigentlich das zukünftige Industriegebiet am gegenüberliegenden Stadtrand Zielort sei. Das könne aber später durch die „Homberg (Ohm)“ benannte Abfahrt von der A49 problemloser erreicht werden. Die Fraktionen von CDU, SPD und FW wiederum konnten hierin keine Dringlichkeit erkennen und lehnten den Antrag ab.

Ebenso wurde die Dringlichkeit des Bürgerforum-Antrages mehrheitlich verneint, wonach das Stadtparlament den Magistrat zur Umsetzung früherer Beschlüsse ermahnen sollte. Alle drei Anträge werden in der nächsten Stadtverordnetensitzung allerdings als normale Anträge das Parlament erneut beschäftigen.

Vorstellung „Vorstudie zur Reaktivierung der Ohmtalbahn“

Breiten Raum nahm die Vorstellung der „Vorstudie zur Reaktivierung der Ohmtalbahn“ ein. Referent Michael Roggenkamp, Geschäftsführer des Planungsbüros Ederlog in Erntebrück, informierte ausführlich mit dem Ziel, den Stadtverordneten eine solide Entscheidungsgrundlage für ein Pro oder Kontra Machbarkeitsstudie zu vermitteln.

Eine zentrale Frage, wer mit dieser Bahn fahren soll, beantwortete er mit Hinweis auf andere reaktivierte Bahnstrecken, wie zum Beispiel die Linie Frankenberg – Korbach, wo die Fahrgastzahlen deutlich über den Erwartungen liegen. Bei der Ohmtalbahn werde mit 1100 Fahrgästen zwischen Homberg und Kirchhain und mit 680 zwischen Homberg und Burg-/Nieder-Gemünden gerechnet.

Die Kosten für die Reaktivierung werden mit 26 Millionen Euro veranschlagt, wobei das Ohm-Viadukt noch nicht einberechnet ist. Dafür werden drei bis fünf Millionen Euro nötig sein. Bedacht werden müssen auch langfristige Erhaltungskosten, die „extrem teuer“ sind. Die erforderliche Wirtschaftlichkeitsquote , berechnet aus allen Kosten, Fahrgästen und weiteren Effekten, liege bei 98 Prozent, die erwartbare Wirtschaftlichkeitsquote nach „konservativen Berechnungen“ bei 89 Prozent. Das sei positiv zu bewerten, führte Michael Roggenkamp aus.

Noch offene Fragen

Probleme aber gebe es reichlich. So werfe das Naturschutzgebiet viele Fragen auf, die noch geklärt werden müssten. Besonders die Streckenführung im Stadtgebiet sei planungstechnisch anspruchsvoll, weil man eine entwidmete Bahnstrecke nicht ohne Weiteres wieder in Betrieb nehmen könne. Außerdem sei die Bebauung im Laufe der Jahre nah an die ehemalige Trasse herangerückt.

Er erwarte jedoch wenig Widerstand aus der Bevölkerung. Beispiele im Kasseler Raum zeigten, dass sich die Anwohner sehr schnell mit einer Bahnlinie anfreunden könnten, wenn die entsprechende Betriebsordnung gewählt werde, also zum Beispiel Straßenbahn statt Diesellok. Überhaupt sei die Frage des Antriebes eine sehr wichtige. Zu erwarten sei, dass in Zukunft Wasserstoff eine immer größere Rolle spielt und die Züge damit emissionsärmer werden.

Beate Bernshausen vom ZOV (Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe) erläuterte, welche Voraussetzungen die Vogelsbergbahn erfüllen muss, damit der Anschluss der Ohmtalbahn Sinn macht. Gegenwärtig addieren sich durch die Knotenpunkte (nur dort ist Begegnungsverkehr möglich) auf der eingleisigen Strecke Verspätungen auf.

Der „Deutschlandtakt“ soll hier Abhilfe schaffen. Dieses Bundesgesetz definiert neue Knoten, die kurze Anschlusszeiten ermöglichen sollen. Beispielsweise ist vorgesehen, nicht mehr Mücke, sondern Burg-/Nieder-Gemünden als Knotenpunkt auszubauen. Dafür sind für den Vogelsberg 120 Millionen Euro für Infrastrukturaufbau bereit gestellt, wobei der Zeithorizont noch offen ist. Die Ohmtalbahn könnte so vom „Deutschlandtakt“ profitieren, sofern Ausbau und Anschluss von der Politik gewollt seien.

Radwegeausbau und Umgestaltung Bahnhofsgelände

Wie es mit dem Radwegeausbau weitergehen könnte, erläuterte Immo Zillinger vom Planungsbüro Zillinger. Schwierigkeiten bestehen seiner Meinung nach nicht nur in Bezug auf das schon erwähnte kosten- und zeitintensive Viadukt, sondern insbesondere auch auf das im 3. Abschnitt in Richtung Gemünden zu durchquerende Naturschutzgebiet.

Untere und Obere Forstbehörde widersprechen sich dabei in der Einschätzung, ob es sich bei der stillgelegten Bahntrasse noch um einen Verkehrstrasse handelt oder bereits um Wald. Im 2. Abschnitt – von Ober-Ofleiden bis Kamax – gibt es ein Vorkommen von Zauneidechse und Schlingnatter, weshalb von Seiten der Naturschutzbehörde der Bau eines Biotops vorgeschlagen wurde. Insgesamt sei dieser Abschnitt aber realisierbar und könne bereits 2024 begonnen werden.

Architekt Herbod Gans stellte anschließend den Entwurf für eine Umgestaltung des Bahnhofsgeländes vor. Unabhängig davon, ob die Ohmtalbahn reaktiviert oder ein Radweg auf der Trasse gebaut werden sollte, sieht sein Vorschlag vor, das historische Bahnhofsgebäude durch zwei Neubauten in die Mitte zu nehmen.

Ein Gebäude ist als Versorgungszentrum geplant. Es soll Arztpraxen zeitgemäßen Platz bieten. Das andere ist als Hotel konzipiert. Das vernachlässigte Bahnhofsgebäude könne zu einem Speiselokal ausgebaut werden. Gans war zuversichtlich, dass sich dafür Investoren finden lassen. Von Ärzten sei bereits Interesse signalisiert worden. Die Tagesordnungspunkte Reaktivierung der Ohmtalbahn (mit Radwegekonzept) und Entwicklung Bahnhofsgelände wurden einstimmig in den Bau- und Umweltausschuss verwiesen.

3 Gedanken zu “Homberger Stadtparlament beschäftigt sich mit Ohmtalbahn und Bahnhofsgelände

  1. Die unrealistischen Träumereien von Herrgott Gans in allen Ehren… aber ein 100 Zimmer Hôtel in Homberg ist vollkommen realitätsfern.
    Den Investor will ich sehen, der sich auf dieses Wolkenschloss einlässt….

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  2. Hallo Herr Widauer, waren Sie bei der Sitzung anwesend oder erst zum Pressetermin danach.
    Warum kam es den nicht zur der notwendigen dreiviertel Mehrheit der Eilanträge? Welche Fraktionen stimmten den dagegen, kann man im Protokoll sicherlich nachschlagen. Seit 20 Jahren planen Wir einen Fahradweg, so so,da ist ja noch Spielraum ins Jahrtausend hinein. Sie haben doch auch für den Kauf der Brücke gestimmt, wann war den die letzte Brückenprüfung? Wann hatten Wir den 100Tsd Euro im Haushaltsplan eingestellt.
    Dann die Aussage das es zu keiner Schallschutzaufschüttung mehr kommen wird, alles recht komisch.
    Herr Grebühl ist gegen die Eisenbahn durchs Wohngebiet, wegen des Lärm aber kein Schallschutz für die Autobahn is OK.
    Herr Grebühl, Frau Blum hat doch verhandelt, deshalb is doch der Anwalt eingeschaltet worden.
    Dann das genuschel mit den Mikrofonen den ganzen Abend, ist das Absicht das man nicht alles verstehen soll? Neue Anlage ist von Nöten.
    Wer unterstützt eigentlich Herrn Rotter, Frau Blum fällt ja bis zur Amtsübergabe aus, hatte ich den Eindruck oder will sich keiner die Finger verbrennen.
    Ziehen Wir doch die Bürgermeisterwahl vor.

    Erkenntnis des Abends:
    Die Mehrheitspateien haben kein Interesse am Schallschutz der Autobahn mehr, haben stehend kapituliert.
    Wolle mer en rei lasse:
    Das Foto blitzt, das Filmchen winkt, es den Ortspolitiker von den Stühlen zwingt. Den ganzen Abend nix gesagt, auch nicht einmal nachgehakt, der Presse schnell ein Statement geben, so bleibt man politisch doch am Leben, helfen tut das sicherlich, für mich.

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  3. Zur Ohmtalbahnbahn: Konservativ gerechnet kommt man auf eine erforderliche bzw. erwartbare Wirtschaftlichkeitsquote von jeweils unter 100%. Realistisch, d.h. mit Berücksichtigung der 3-5 Mio. € für das Ohmviadukt wird es noch schlechter. Warum prüft man nicht mal, was man mit 31 Mo. € für den Busverkehr erreichen könnte. Auch Busse können zukünftig wasserstoffgetrieben fahren.
    Zum Projekt von Herrn Gans: Tolle und perspektive für Homberg. Als es um den Bürgerentscheid zur Friedrichstrasse ging, hatte er auch Pläne und einen Investor. Namen konnte er damals nicht nennen. Was daraus geworden ist? Nichts. Vorschlag: Herr Gans bzw. sein Investor überweisen eine Sicherheitsleistung von 15% auf ein Treuhandkonto. Wenn Sie dann doch nicht bauen, bekommt die Stadt das Geld.

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