Albert-Schweitzer-Schule im Gespräch mit ZeitzeugenDie Erinnerung an die Heimat stets wachgehalten
ALSFELD (ol). Die Albert-Schweitzer-Schule (ASS) in Alsfeld setzte sein Flucht- und Vertreibungsprojekt mit Zeitzeugen und Experten fort. Dabei wurden Erinnerung an die Zeit vor 75 Jahren von Leid und Elend, von Hoffnung und Zuversicht geprägt, wach.
Hunger, Kälte, Ungewissheit vor der Zukunft, Angst um das eigene sowie um das Leben der Anderen, leidvolle Erfahrungen, schauderhafte Erinnerungen, Ziellosigkeit und doch der Glaube und die Hoffnung an ein Wiederaufstehen sind einige der Schlüsselwörter, die den interessanten Einblicken der geladenen Gäste und zugleich den tiefsinnigen Gesprächen der anwesenden Zeitzeugen sowie Experten anlässlich einer Befragung zum Thema Flucht und Vertreibung im Alsfelder Gymnasium entnommen werden konnten.
Kürzlich fand ein Erinnern an Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, dem Sudetenland und Ungarn vor 75 Jahren in der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld statt, teilt die Schule in einer Pressemeldung mit.
1946 kam eine große Anzahl Vertriebener in Hessen, Alsfeld und der Umgebung an. Engagierte Schülerinnen und Schüler, unter Leitung von Oberstudienrat Michael Rudolf und mit Unterstützung der Studienreferendarin Vanessa Wolf, beschäftigen sich mit dieser Thematik innerhalb eines Geschichtskurses der Oberstufe im Rahmen des forschend-entdeckenden Lernens.
Experten, Gäste, Zeitzeugen und Schüler im Gespräch
Der stellvertretende Schulleiter Thomas Weidemann begrüßte die Gäste unter Einhaltung der aktuellen Hygienevorgaben in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule. Die geladenen Experten und Zeitzeugen teilten an diesem Nachmittag ihr Wissen und ihre Erfahrungen in Interviews mit den Schülerinnen und Schülern und tauschten sich mit diesen über das Schicksal der Heimatvertriebenen aus.
Unter den Gästen waren der Landtagsabgeordnete Michael Ruhl, der die Projektarbeit der Schule als Vertreter des Landes mit großem Interesse verfolgt, sowie Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule, der sich für das Zusammenwirken von Stadt und Schule einsetzt. Auch die geladene Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, bekundete ihr Interesse an dem schulischen Projekt.
Zudem tauschten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem hessischen Landesvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen (BdV), Siegbert Ortmann, aus, welcher das Gespräch anhand seiner langjährigen Tätigkeit bereichern konnte. Die interviewten Zeitzeugen Johanna Jakobi, Helmut Gläser, Erwin Wagner, Hans-Uwe Budiner und Helmut Meß verfolgen ebenfalls das Interesse, die Erinnerungen an das Geschehene wachzuhalten und konnten dies somit an die junge Generation weitergeben.
Die Heimatforscher Heinrich Friedrich sowie Marlene und Horst W. Gömpel brachten ihre bisherigen Forschungsarbeiten in die Gespräche ein, und auch der ehemalige Landrat des Vogelsbergkreises, Rudolf Marx, teilte seine Erfahrungen und sein Wissen mit den Schülerinnen und Schülern.
Die Absicht des Projektes ist es, die Schule nach außen zu öffnen und Geschichtliches, das aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart wirkt, an die Menschen heranzutragen. Dieses Vorhaben wird von Simone Schneider, Leiterin des Stadtmarketings und der Wirtschaftsförderung in Alsfeld, unterstützt, welche die Thematik in das Programm der Stadt aufnehmen möchte.
Die HistorikerinMonika Hölscher bestärkte die Wichtigkeit des Projekts und bot eine Kooperation zwischen der hessischen Landeszentrale für politische Bildung und der Albert-Schweitzer-Schule an. Auch der schulische Förderverein, vertreten durch Dieter Welker, unterstützt das Vorhaben des Geschichtskurses. Um die Schülerinnen und Schüler auf weitere Recherchearbeiten vorzubereiten, fördert Christina Jahn von der Alsfelder Stadtbücherei das Schulprojekt, indem sie ihr Wissen zur Recherche in Bibliotheken einbringt.
Recherchearbeit gegen das Vergessen
Die Interviews sowie weitere Recherchearbeiten sollen bis Mitte des Jahres 2022 abgeschlossen sein und im Rahmen der 800-Jahrfeier der Stadt Alsfeld in einer Broschüre veröffentlicht werden. Das Ziel des Projekts ist es, im Austausch zwischen den Generationen die Erinnerung an das Geschehene wachzuhalten und nicht dem Vergessen preiszugeben.
Die Schülerinnen und Schüler erforschen die Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, die durch gegenseitiges Leid und Unmenschlichkeit geprägt war. Fehler in der Vergangenheit dürfen sich heute nicht wiederholen, worauf einer der Zeitzeugen mit dem Verweis auf ähnliche aktuelle Geschehnisse hinwies.
Erfreulich ist, dass weitere Zeitzeugen und Experten bereitstünden, das Vorhaben der Schule zu unterstützen. Wer das Projekt mit seinen Erinnerungen an die Nachkriegszeit in Alsfeld und die hiesige Region, mit gegenständlichen Quellen, mit Fotos, Zeichnungen und sonstigem Interessanten aus dieser Zeit bereichern möchte, möge Kontakt mit der Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld unter der Telefonnummer 06631/7059011 aufnehmen, worüber die Projektgruppe dankbar ist.
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