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Repariercafé in Billertshausen trifft sich wieder und verweist auf International Repair Day am 16. OktoberRecht auf Reparatur durchsetzen

BILLERTSHAUSEN (ol). Thermomixe, Waffeleisen, Radios, Winkelschleifer, Solarlampen und vieles, vieles mehr: Eigentlich gibt es nichts, was noch nicht in das Billertshäuser Repariercafé gebracht wurde, denn mehr und mehr bricht sich der Gedanke Bahn, dass Geräte wegen kleiner Schäden nicht einfach durch neue ersetzt werden müssen.

Allerdings macht die Industrie es den Reparateuren nicht eben leicht: „Viele Sachen sind so verschraubt und verklebt, dass man sie gar nicht aufbekommt. Sie sollen gar nicht repariert werden, sondern schnell entsorgt und neu gekauft werden“, so eine einfache Erkenntnis aus dem Repariercafé, die auf der Hand liegt. Umso mehr setzen sich die Beteiligten jetzt, zum International Repair Day am 16. Oktober, für das Recht auf Reparatur ein.

„Wie oft bekommt man, wenn man beim Hersteller oder im Geschäft anfragt, ein Angebot zur Erstellung eines Kostenvoranschlags, das bereits weit über dem Kaufpreis liegt – da sieht man doch klar, dass wir immer nur weiter zum Kaufen animiert werden sollen“, gibt eine Besucherin des Repariercafés an.

Kreative Bastelideen, Upcycling und Spaß am Tüfteln bringt Christine Dietz mit ins Repariercafé. Alle Fotos: Traudi Schlitt

Sie war schon mehrfach vor Ort und konnte mit Hilfe des findigen und kreativen Reparierteams schon öfter totgeglaubten Gegenständen neues Leben einhauchen. Nicht zuletzt gelingt das, weil die Herren vom Repariercafé ihre eigenen kleinen Werkzeuge basteln, mit denen sie Geräte, die eigentlich nicht zu öffnen sind, auf- und auch wieder zubekommen. „Klar, dass wir nicht immer alles wieder hinkriegen, manche Sachen sind einfach kaputt, wir mit unserem Latein am Ende oder die Sicherheitsstandards machen uns zu schaffen“, so Teammitglied Lothar Kleine.

Im Großen und Ganzen aber sind sie mit ihrer Erfolgsquote hochzufrieden. Und das macht ihnen nicht nur Spaß, sondern sie sehen sich auch als Mitgestalter einer neuen Konsumkultur.

Reparaturen tragen zur Absenkung des CO2-Ausstoßes bei

Nach einer Mitteilung der Initiatoren des International Repair Day kann das Reparieren von kaputten Dingen maßgeblich zur Absenkung des CO2-Ausstoßes beitragen. Auch der Ressourcenverbrauch würde sinken, wenn mehr Gegenstände repariert werden könnten. „Doch das Gegenteil ist der Fall“, so Dr. Ursula Bernbeck: „Mit der geplanten, vorzeitigen Obsoleszenz, der eingebauten, vorzeitigen Veralterung von Geräten provoziert die Industrie eine Ex-und-Hopp-Konsummentalität, die wir uns schon lange nicht mehr leisten können.“

Anschauen, Überlegen, Reparieren: Die Herren vom technischen und handwerklichen Reparier-Team sind findig und kreativ.

Die Mitinitiatorin des Repariercafés möchte neben der Lust aufs Erhalten und Reparieren daher auch zu bewussterem Einkaufen aufrufen: „Wir müssen viel ressourcenschonender leben – wie knapp selbst ganz normale Werkstoffe wie Holz werden können, sehen wir gerade jetzt. Das sollte uns die Augen für den Wert der Ressourcen öffnen.“ Das gelte auch mit Blick auf neue Technologien: „Es ist bekannt, dass neue Technologien, z.B. beim Bau von Elektrofahrzeugen für die Herstellung von Akkus, den Bedarf an Cobalt und anderen Bodenschätzen in gigantische Höhen treiben. Dabei wird Kinderarbeit billigend in Kauf genommen und Zerstörung und Vergiftung der Böden und Gewässer um die Erzminen herum nicht mit in Rechnung gestellt. Und erst recht nicht die Entsorgung. All das müsste eingepreist werden, sodass ein realistisches Bild vom Wert all dessen entsteht.“

Billertshäuser Repariercafé ein wichtiges Mosaik

Das Billertshäuser Repariercafé ist ein wichtiges Mosaik in dem neuen Bewusstsein, dessen Credo „Kaufe weniger, wähle es weise, erhalte es lange“ lautet. Doch das Treffen rund um das Pfarrhaus in Billertshausen ist noch mehr: Es ist auch Treffpunkt für alle, die gerne mal wieder zusammenkommen wollen. Kaffee und Kuchen gibt es dort stets gegen eine Spende, guter Austausch und außerdem die Möglichkeit, neue Dinge zu lernen.

Christine Dietz bringt unter dem Motto „aus alt mach kreativ“ stets frische Upcycling-Ideen mit, es kann gestrickt und gestopft werden – kurz: Das Billertshäuser Repariercafé ist ein Angebot für viele Menschen. Nach einer langen Corona-Pause hat es seit diesem Sommer wieder geöffnet. „Wir haben uns zunächst natürlich im Freien getroffen, aber wir hoffen, dass wir auch im Herbst und Winter unter Dach wieder weitermachen können.

Zeit für einen Plausch bei Kaffee und Kuchen gibt es außerdem im Repariercafé.

Das nächste Treffen wäre dann am 30. Oktober, dem jeweils letzten Samstag im Monat ab 15 Uhr. Reparateure, Reparierwillige und Gesellschaftssuchende sind herzlich eingeladen.

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