Gesundheit9

Impfbereitschaft im Vogelsberg lässt spürbar nach40 Prozent der gebuchten Termine abgesagt: „Damit kann man nicht zufrieden sein“

VOGELSBERG (ls). Im Frühjahr waren Impftermine schnell vergriffen und der Impfstoff war knapp. Mittlerweile ist das anders: Immer mehr Termine bleiben frei, immer mehr Impfstoff steht zur Verfügung. Allein im Vogelsberg wurden 40 Prozent der gebuchten Termine in den letzten Tagen abgesagt, die Impfbereitschaft sinkt spürbar.

An diesem Freitag sind es 150 freie Termine, am Samstag 262 und am Sonntag 259, nicht zu vergessen: auch Montag und Dienstag sind grün hinterlegt. Der Blick auf die Impfspringerliste des Vogelsbergs, also das Online-Portal, was eigens für Impfwillige ins Leben gerufen wurde, die spontan und kurzfristig einen ausgefallen Impftermin als Nachrücker wahrnehmen wollen, spricht Bände und zeigt eine deutliche Entwicklung: Die Impfbereitschaft im Vogelsberg scheint nachzulassen.

Als ab Juni die freien Impftermine dort selbst eingebucht werden konnte, war jeder Impftermin schneller vergriffen, als man die Homepage überhaupt aktualisieren hätte können. Heute bleiben immer mehr Termine offen.

„Die Impfbereitschaft hat gerade in den letzten Wochen und Tagen spürbar nachgelassen“, bestätigt Dr. Erich Wranze-Bielefeld, der ärztliche Leiter im Vogelsberger Impfzentrum, auf Nachfrage. Die Erfahrungen aus Amerika und Israel würden zeigen, dass die Impfquoten jenseits der 50 Prozent nur langsam voran gehen und auch die Diskussionen um AstraZeneca hätten einige Impfwillige verschreckt. Ein weiterer Grund für die mangelnde Impfbereitschaft könnten aber auch die niedrigen Inzidenzen sein – oder es habe ganz andere Gründe, ein urlaubsbedingtes Sommerloch vielleicht.

Nachdem der Vogelsberg einige Zeit lang keine neuen Infektionen aufwies und zwischenzeitlich auch eine Inzidenz von 0 hatte, steigen die Infektionszahlen auch hier wieder an, wenn auch langsam. An diesem Freitag liegt die Inzidenz bei 5,7. Zum Vergleich: hessenweit liegt die Inzidenz bei 17,6, deutschlandweit bei 13,2. 

„Zwar haben wir im Moment sehr niedrige Infektionszahlen, aber sie steigen seit gut zwei Wochen kontinuierlich an. Tag für Tag. Eine ähnliche Situation hatten wir schon einmal – und zwar im vergangenen Jahr: Im Frühsommer waren wir im Vogelsbergkreis wochenlang corona-frei. In ganz Deutschland hatten wir eine ganz niedrige Inzidenz und im Herbst hat es uns dann doch alle kalt erwischt“, erinnert der Erste Kreisbeigeordnete Jens Mischak. Eine solche Situation wolle man nicht noch einmal, weshalb es um so wichtiger sei, sich jetzt impfen zu lassen, um die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Doch genau da liegt das Problem: Während zwar die Impfstoff-Menge ansteigt, geht die Anzahl der gebuchten Termine zurück, auch im Vogelsberg. Zunächst wurden etwa 20 Prozent der gebuchten Termine nicht wahrgenommen, in den letzten beiden Tagen waren es sogar 40 Prozent. „Mit dieser Entwicklung kann man nicht zufrieden sein“, kommentiert Wranze-Bielefeld. Dabei würden die Termine meist nicht einmal abgesagt, sondern die Menschen würden einfach nicht erscheinen. Auch telefonisch seien sie dann nicht zu erreichen – und wenn, dann würden sie sagen, dass sie bereits geimpft wurden.

Impfzahlen des Vogelsbergs

Mit Ende der letzten Woche wurden im Vogelsberg durch Haus- und Betriebsärzte und durch das Impfzentrum insgesamt 103.575 Impfungen verabreicht. 56.242 Menschen, also 53,6 Prozent, haben die Erstimpfung bekommen, 43.792 Menschen die Zweitimpfung. 3.541 haben die Einmalimpfung bekommen, wodurch es im ganzen Kreisgebiet 47.333 vollständig geimpfte Menschen gibt. Das entspricht einer Impfquote von 45,1 Prozent – leicht unter der Impfquote von Hessen mit 47,1 Prozent und auch im Deutschlandvergleich mit 48,5  Prozent, liegt der Vogelsberg drunter.

Ob die Inzidenzen nach den Sommerferien wieder steigen, könne man noch nicht abschließend sagen, erklärt Wranze-Bielefeld, allerdings gehe man derzeit davon aus. Inwieweit eine Steigerung der Inzidenzzahlen zu einer Zunahme der Impfungen führen wird, bleibt Spekulation. Besonders vor diesem Hintergrund sei es besonders wichtig sich impfen zu lassen, im Impfzentrum des Vogelsbergkreises in der Alsfelder Hessenhalle stehe derzeit genügend Impfstoff zur Verfügung. „Nutzen Sie dieses Angebot und wiegen sie sich nicht in Sicherheit. Das vergangene Jahr hat gezeigt, es handelt sich um eine trügerische Sicherheit“, betont Mischak.

Ab dem kommenden Montag kann man sich im Impfzentrum des Vogelsbergs auch ohne vorherigen Termin impfen lassen – immer samstags bis mittwochs von 9 bis 14 Uhr sowie donnerstags und freitags von 13 bis 18 Uhr mit dem tagesaktuellen mRNA-Impfstoffen von Biontech oder Moderna. Das Impfzentrum ist noch bis Ende September geöffnet, bis dahin können noch Zweitimpfungen gemacht werden. Erstimpfungen finden im Impfzentrum voraussichtlich nur noch bis Ende August statt, so will es die Vorgabe des Landes. Danach gehen die Impfungen in die Regelversorgung der Hausärzte über, wobei mobile Teams weiter für ausgewähltes Klientel wie beispielsweise Behinderteneinrichtungen zuständig sind.

9 Gedanken zu “40 Prozent der gebuchten Termine abgesagt: „Damit kann man nicht zufrieden sein“

  1. Der Artikel ist recht ungenau. Denn eine Frage wird nicht gestellt: Warum werden die Termin abgesagt.

    Haus- und Betriebsärzte impfen derzeit auch, womöglich werden deshalb „Paralleltermine“ abgesagt. Bei der Abmeldung über die Seite des Landes Hessen wird die Frage „warum“ nicht gestellt.
    Aufgrund der sehr knappen Impfstoffe im Frühjahr, habe ich mich z.B. über den Arbeitgeber, Impfspringer, Impfzentrum und Hausarzt registriert. Ich kenne sehr viele Menschen, die das auch so gemacht haben. Ich glaube ebenfalls nicht, dass mein Arbeitgeber mich meinem Wohnort bei der Impfung zuordnet.
    Ich bin mir also gar nicht sicher, ob die Zahlen so belastbar sind, jedenfalls geht es aus dem Bericht so nicht hervor.

    19
    8
  2. Tja, mit Bratwurst wären die Vogelsberger wohl eh nicht zu locken – evtl mal mit Salzekuchen probieren…

    21
    11
  3. warum wird eine ernsthaft gemeinte frage mit so vielen daumen bewertet? hätte eher auf vernünftige antworten gehofft.

    17
    18
  4. Leute, lasst Euch impfen! Jetzt dürft Ihr mal egoistisch sein, aber trotzdem in gewisser Weise dadurch an alle Anderen denken. Einfach ins Impfzentrum marschieren und nicht lange auf einen Termin warten! Träumchen! Und ganz Deutschland dankt es Euch mit niedrigen Fallzahlen und freien Intensivstationen im Winter.

    41
    39
  5. Ist für mich nicht nachvollziehbar warum auf einmal das Impfen eine offensichtliche Nebensache geworden ist. Nur durch Impfung werden wir Herr über diese Sache! Mittlerweile müsste sich doch herumgesprochen haben womit wir es zu tun haben, oder?

    42
    40
    1. So schauts aus. Ich plädiere für die Impfpflicht. Wenn jeder geimpft ist, bekommt man diese Pandemie in den Griff. Ein weiterer Lockdown wäre fatal und nicht mehr tragbar.
      Des Weiteren fordere ich die Regierung sämtliche Beschränkungen für Menschen die vollständig geimpft sind zu erlassen.

      11
      13
  6. was ist mit den privatmenschen, die wegen behinderung nicht ins impfzentrum kommen und keinen impfbereiten eigenen weisskittel haben? die gucken dann in die röhre?

    11
    99
    1. Wenn der Herr Dumm mal sein Hirn etwas anstrengen würde, käme er schnell zu der Erkenntnis, dass es auch für solche Menschen Impfmöglichkeiten gibt. Impftermin Zuhause, Fahrdienste usw..

      36
      41
    2. Nö, die sollten den Hausarzt wechseln. Einem Hausarzt der Impfungen verweigert sollte m. E. die Approbation entzogen werden. Nennen Sie mal Ross und Reiter.

      14
      25

Comments are closed.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren