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„Kult-Blech-Klassiker“: Knapp 130 Oldtimer und viele Autoliebhaber auf dem Gelände der Villa RaabCountry- und Oldtimer-Flair am Rande der Stadt

ALSFELD (ol). Oldtimer an Oldtimer – Sonntagmorgen in den Straßen der Stadt. Ein untrügliches Zeichen: Es ist wieder Zeit für „Kult-Blech-Klassiker“ auf dem Gelände der Villa Raab. Dort reihten sich zum Beispiel Cadillacs neben VWs, Citroen-Enten neben Porsches und Chevrolets neben Alfa Romeos oder Aston Martins und Bentleys, die den ganzen Tag über von Liebhabern begutachtet und von Neugierigen bestaunt und fotografiert wurden. Rund 130 wunderbar aufpolierte Schätze lieferten sich dabei ein Wettstrahlen mit der Sonne.

Unter den vielen historischen Gefährten, direkt im Garten unter dem Balkon der Villa geparkt, hatte Stefan Loch seine Heinkel-Trojan-Kabine geparkt. Schon seit Kind ist der heute 56-Jährige aus Homberg-Ohm echter Oldtimerfan. Mit einem Heinkel-Roller ist er immer zu Heinkel-Treffen – dort ist er auf die Trojan-Kabine gestoßen und konnte nicht anders, als sie zu kaufen. 5000 Euro hat er damals für sie bezahlt, 8000 Euro hat er in die Restaurierung hineingesteckt. „Würde ich sie verkaufen wollen, würde ich heute bis 20.000 Euro dafür bekommen“, schätzt der Elektrotechniker, der sein Lieblingsstück selbst restauriert hat, auch wenn er nicht vom Fach ist. So aus der Pressemitteilung.

Seine „Liebingskabine“ hatte auch schon einen Fernsehauftritt, in dem in Alsfeld gedrehten Kinder- und Jugendfilm von Tim Trageser „Die Wolf-Gäng“, der am nächsten Samstag während der Open-Air-Kino-Night rund um die „bühne rôtbuche“ gezeigt wird. Wenn es klappt, werden Stefan Loch und seine Frau Monika auch dabei sein und ihr Gefährt für die Filmfans präsentieren.

Alle Fotos: Anja Kierblewski

Auch der Oldtimer von Michael Fliegel aus Mücke wird mit dabei sein, denn auch er hatte eine kleine Nebenrolle in dem Streifen in der es um mystische Wesen wie Vampire, Elfen und Werwölfe geht. Sonntag war Fliegel allerdings nicht nur Statist, er interviewte stündliche Besitzer von wahren Karosserie-Schätzen vor der Beachlounge am KupferCube, so dass die Gäste des Tages mehr über die Leidenschaft, die handwerklichen Fähigkeiten und das Leben eines Oldtimer-Fahrers erfuhren. Dabei suchte der Moderator die Fahrzeuge direkt auf dem Gelände aus.

Auch spontane Oldtimer-Besucher kamen vorbei

Wie beim ersten Mal auch kamen zum zweiten Event rund um den Mühlgraben nicht nur angemeldete Aussteller, die sich einen Stellplatz gebucht hatten, sondern auch spontan Oldtimer-Fahrer vorbei, in der Hoffnung noch einen Platz zu ergattern. Manche hatten Glück und konnten noch kurzfristig mit ihren Fahrzeugen aufs Gelände der Villa Raab fahren, andere durften nur noch als Besucher teilnehmen und parkten ihre fahrbaren Schätze in den Nebenstraßen der Altenburger Straße und auf dem Besucherparkplatz gegenüber, der zum Alsfelder Schulzentrum gehört.

Die Erfahrung hatte bei der Erstauflage auch Bernd „Berni“ Schönherr gemacht, als er vor einem Monat mit seinem Oldtimer von Marburg aus auf gut Glück den Weg nach Alsfeld suchte. Dies sollte ihm aber nicht nochmal passieren, deshalb meldete er sich und weitere Dutzend Autos von seinem Engländer-Stammtisch frühzeitig an. Um mit ihrer Leidenschaft für britische Autos auch entsprechend Aufmerksamkeit zu erregen, säumten sie ihre Stellfläche mit englischen Fahnen ein – ein Eyecatcher, dem sich keiner verwehren konnte.

Ein wenig dahinter, im Schatten der alten Scheune positioniert, zeigten professionelle Autokosmetiker ihr Handwerk. Neben dem Alsfelder Karl-Heinz Eweleit, der sich vor Jahren mit seinem Full-Service-Reinigungsdienst für Autos selbstständig gemacht hat, hatte dort auch der Schlitzer „Beulen-Doc“ seinen Stand aufgebaut. Eine blaue Motorhaube forderte dazu auf, aufgestaute Aggressionen an ihr auszulassen oder auch nur mal zu Demonstrationszwecken lustvoll den Schläger zu schwingen – wobei Frauen sich dabei mutiger und emotionsloser zeigten, als die männlichen Wesen der Schöpfung. Einmal ausgeholt und zugeschlagen hat die Motorhaube eine ordentliche Delle, die Milan Obenhack mit seiner KFZ-Dellentechnik vor Ort so lange geschickt bearbeitete, bis nichts mehr von dem vorherigen Kraftakt zu sehen war.

Auf ihre Kosten kamen alle Besucher, egal ob mit eigenem Mehrzylinder vor Ort oder zu Fuß, denn das Flair um die alte Jugendstilvilla war gerade bei den hochsommerlichen Temperaturen einmalig. Es wurde gefachsimpelt, gemeinsam viel gelacht, Kontakte und Wissen ausgetauscht, im Schatten der Rotbuche Snacks aus den Genussbuden der „tante mathilde“ genossen und vor allem der stilechten Musik gelauscht.

„Christian Bergmann und die Nordhessen drei“ traten dort als Johnny-Cash-Cover-Band auf – und gerade Sänger Bergmann beeindruckte dabei vor allem mit seiner unverwechselbaren markante Bass-Stimme bei den Country-Songs des US-amerikanischen 2003 in Nashville verstorbenen Musikers. Ein Hingucker auch die drei Nordhessen, die zeigten, wie fingerfertig man mit Kontrabass, Schlagzeug und Gitarre umgehen und dabei noch singen und gut aussehen kann.

Erwartungen übertroffen

Martin Lindenthal war am Ende des langen Tages erschöpft, aber glücklich: „130 Autos und über den Tag verteilt über 500 Gäste, gleichzeitig immer so 400 Gäste auf dem Gelände, das hat meine Erwartungen übertroffen und ich bin unendlich dankbar“, so der Romröder demütig. „Wenn man eine Idee hat, kann man sie anstoßen, aber man braucht dafür auch viel Glück und vor allen Dingen Mitstreiter, die helfen aus der Idee Wirklichkeit werden zu lassen – so wie Careen Heiser zum Beispiel.“ Die Eventmanagerin vom hôtel villa raab und hôtel schloss romrod sei großartig, wäre sehr kompetent und zuverlässig – „ohne sie würde das Ganze nicht so gut funktionieren, es ist ein Traum, mit ihr zusammenzuarbeiten!“

Apropos Traum. Mit ihren Oldtimern haben sich viele einen lang gehegten, oft schon seit der Jugendzeit bestehenden Traum erfüllt. Wie Stefan Loch zum Bespiel, der in der heimischen Garage nicht nur seine Heikel-Trojan-Kabine stehen hat, sondern auch zwei Heinkel-Roller und eine alte Vespa. Mal sehen, welches Gefährt er und seine Frau das nächste Mal nehmen, wenn sie sich am 22. August ein weiteres Mal zum monatlich stattfindendem „Kult-Blech-Klassiker“ machen.

An dem Tag performt übrigens kein Unbekannter auf der bühne rôtbuche: Der ehemalige Alsfelder Julian Kretzschmar, der jetzt in Kassel lebt und von dort aus deutschlandweit die Bühnen von Clubs und Bars erobert, tritt gemeinsam mit Michael Hopka (Gitarrist) im Duo auf und wird wieder mal seine Stimme mit Sogwirkung unter Beweis stellen. Tickets sollte man sich auf jeden Fall schon jetzt sichern, bevor Gäste aus NRW oder Thüringen – so wie dieses Wochenende – wieder schneller sind.

Weitere Eindrücke der zweite Auflage von „Kult-Blech-Klassiker“:

Alle Fotos: Anja Kierblewski

6 Gedanken zu “Country- und Oldtimer-Flair am Rande der Stadt

    1. :-D geht es bei Veranstaltungen die nicht von Vereinen ausgerichtet werden um Geld verdienen?
      Es geht für die Villa natürlich um Geld rein zu bekommen nach dem Lock down. Es geht für das zahlende Publikum um zu sehen und gesehen zu werden.
      Zudem geht es der Villa um Werbung und die ist gelungen.

      Es ist keine Pflichtveranstalung und jeder entscheidet selbst ob er hin geht und Geld aus gibt.

      Schönen Sonntag noch, bei einer Veranstaltung oder daheim im Keller damit ein keiner sieht oder Geld aus der Tasche zieht.

      P.S. auch bei Vereinen geht es darum dass nicht die Mitglieder Geld mitbringen müssen.

  1. Wie wohltuend, Bilder von Menschen zu sehen, die sich einfach am Leben freuen, keinen FFP2-Schnabel im Gesicht haben und nicht an der frischen Luft mit 2,50m Abstand posieren.

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  2. Ich finde es ungerecht das diese Old/Jung -Timer Fahrzeuge ihre Abgase ungefiltert in die Atmosphäre abgeben dürfen, während andere moderne Autos immer mehr Schadstoffe filtern müssen, auf Kosten von effizienz und langlebigkeit des Fahrzeugs/Motors und damit verbundenen öfteren Werkstatt Wartungen/Kosten.

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    1. Genau, alles verbieten, geht ja gar nicht. Da hat jemand freude an Nachhaltigkeit und demonstriert, dass Autos die im letzten Jahrhundert gebaut wurden immer noch fahren. Aber im Ernst, vermutlich hat jeder der Oldtimer Freunde einen Euro6 Wagen als Alltagswagen und führt den Oldtimer nur bei schönen Wetter aus wie zb. ich einen VW Käfer 1200 von 1973. Der verbraucht 7,5l/100km, die Spritfresser waren die 1300, 1302 und 1303 Modelle mit bis zu 15l/100km)
      Wenn also ein fast 50 jahre altes auto, welches vor 0ahren konstriert wurde weniger verbraucht als der Standart SUV gehört das wirklich verbotrn.

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